Blick hinter die Kulissen.
Manager Selection. Bei der Auswahl von Fondsmanagern analysieren die meisten Investoren die Ergebnisse der Vergangenheit. „Die interessieren uns nur begrenzt“, winkt Armin Eiche, CEO Wealth Management Deutschland bei der Privatbank Pictet, ab: „Um Fonds im Portfolio richtig einzusetzen, müssen wir genauer wissen, wie die Erträge zustande kommen und welche Risiken die Manager dabei eingehen.“
Kein Anlageprodukt stieß zuletzt auf so viel Interesse wie Mischfonds. Jahr für Jahr lieferten diese Produkte auch hohe Erträge. Mittlerweile sind dort rund 224 Milliarden Euro investiert. Doch 2016 enttäuschten die Ergebnisse.
Ganz weit oben auf den Ergebnislisten lagen Anfang 2016 auch Aktienfonds, die sich auf das Anlagethema „Qualität“ spezialisiert hatten. Doch obwohl die Welt-Aktienmärkte 2016 etwa um zehn Prozent zulegten, verloren diese in den vergangenen Monaten an Boden.
„Die Vergangenheit ist eben nur sehr begrenzt ein Indikator für künftige Ertragsentwicklung. Das steht auf jedem Disclaimer. Im Kleingedruckten“, macht Armin Eiche, CEO von Pictet Wealth Management in Deutschland, klar: „Wie der Abspann im Fernsehen wird dies aber von den meisten Investoren ignoriert.“
Historische Daten – Rendite und Kursschwankungen – spielen bei der Fondsauswahl privater Investoren, bei Medienauswertungen und Empfehlungslisten zwar die wichtigste Rolle. „Doch all diese öffentlich zugänglichen Daten zeigen nicht einmal die Hälfte des Mosaiks, das den Fonds ausmacht. Und führen manchmal bei der Anlageentscheidung ziemlich in die Irre.“
Mischfonds, erläutert Eiche, haben zum Beispiel häufig einen sehr hohen Anteil defensiver Zinspapiere im Depot. „Der hat ihnen im beispiellosen Zinssenkungsprozess der vergangenen Jahre schöne Erträge geliefert. Doch nun scheint dieser vorbei zu sein. Wir vermuten, dass diese Fonds in drei Jahren in den Ranglisten nicht mehr oben stehen werden. Weil der gesamte defensive Block in Zeiten steigender Zinsen bestenfalls noch null Prozent Ertrag bringen dürfte.“
Auch das Thema „Qualität“ wurde bei der Schweizer Privatbank genau unter die Lupe genommen. „Die Manager dort konzentrieren sich häufig auf defensive Aktien, die unter dem Schlagwort Dividende ist der neue Zins‘ bis Mitte 2016 an der Börse immer höher bewertet wurden. Als sich dieser Trend änderte und stattdessen zyklische Werte gefragt waren, ging logischerweise auch die Zeit der Outperformance dieser Anlagekategorie zu Ende. Wir sprechen hier von einer Sektorrotation.“
Eiches Fazit: „Ergebnisse der Vergangenheit können bestenfalls ein erster Anhaltspunkt sein, um interessante Manager zu finden. Viel mehr interessiert uns das Wie.“ Wie hat er die Rendite erzielt? Mit welchem Risiko? Was hat die Performance bestimmt? Wofür steht der Manager? Was ist sein Investmentstil? In welchen Marktphasen funktioniert dieser? Und wann nicht? „Nur wenn ich das alles weiß, kann ich eine Kaufentscheidung mit Blick auf die Zukunft treffen. Wir müssen ja hinterfragen, ob die Treiber der Vergangenheit auch in der Zukunft funktionieren können.“
Das Bankhaus Pictet fährt deshalb einen mehrstufigen Prozess bei der Manager-Selektion. Zunächst werden rund 10000 Fonds – davon etwa 5000 im Bereich alternative Anlagen – einer quantitativen Analyse unterzogen. „Da geht es rein um Zahlen. Untersuchungen haben schließlich gezeigt, dass nur drei bis vier Prozent der aktiven Manager es schaffen, in einem Fünf-Jahres-Zeitraum konsistent jedes Jahr besser abzuschneiden als ihr Vergleichsindex. Diese Fonds sind unser Ausgangsmaterial.“
Aus 10000 werden so nur noch rund 500. „Mit diesen Managern suchen wir dann den intensiven Austausch. Ein gutes Gespür bekommen unsere Experten bei der Managerauswahl nur, wenn sie regelmäßig mit ihnen reden. In diesem Dialog wird dann abgeklärt: Wie bist du aktuell positioniert? Warum? Wann gehen bei euch die Warnlampen an? Wie funktioniert euer Risikomanagement?“
Ziel sei es, mindestens ein Mal im Vierteljahr mit jedem Management-Team Kontakt zu haben. „Wir wollen sehr nahe dran sein. Um rechtzeitig mitzubekommen, falls sich etwas ändert. Gibt es zum Beispiel einen Wechsel im Team, wird der Fonds sofort einer Detailprüfung unterzogen: Wie wichtig war das Teammitglied? Was hat es konkret gemacht? Hat der Wechsel einen Einfluss auf die Strategie?“
Dieser aufwändige Analyseprozess erfordert natürlich einen enormen Zeitaufwand. „Wir haben deshalb ein eigenes Team in Genf aufgebaut, das den ganzen Tag nichts anderes macht, als mit Fondsanbietern zu sprechen. Denn für uns ist es ein wesentlicher Bestandteil des Anlageprozesses.“
Die wichtigste Aufgabe im Wealth Management sei es schließlich, sich darüber Gedanken zu machen, wie sich die Welt der Kapitalanlage entwickeln wird, und dafür dann passende Portfolios im Sinne des Kunden zu entwickeln. „Das kann aber nur funktionieren, wenn eindeutig ist, welche Fondsmanager mit ihrem speziellen Stil zu dieser Prognose passen“, erläutert Eiche.
Deshalb, so Eiche weiter, sei es auch von Vorteil, dass die meisten Analysten selbst Portfoliomanagementerfahrung mitbringen und ihr Detailwissen in die Auswahl einfließen lassen. „Sie kommunizieren mit den Fondsmanagern auf Augenhöhe und stellen ganz andere Fragen.“
So interpretiert, geht der Prozess der Managerselektion weit über die Suche nach den „besten“ Managern hinaus.
„Die besten Spieler mit ihren Stärken und Schwächen zu kennen, ist nur ein Punkt. Entscheidend ist es, aus dieser Auswahl dann das beste Team zu formen und die richtigen Spieler zur richtigen Zeit einzusetzen. Nur wenn ich genau weiß, was sie tun und welche Risiken sie eingehen, erreiche ich im Portfolio die optimale Diversifikation.“
Aktienfonds aus dem Bereich „Qualität“ bleiben deshalb unter Beobachtung. „Die guten Manager dort haben ja nicht unbedingt an Kompetenz eingebüßt. Nur ihr Stil passt momentan nicht. Sie sitzen deshalb im Augenblick quasi auf der Ersatzbank“, schließt Eiche: „Aber es ist gut möglich, dass wir sie bald schon wieder einwechseln.“
Die Königsklasse: Manager von Hedgefonds auswählen.
„Hedgefonds sind wieder ein Thema“, informiert Armin Eiche: „Seit aus dem Zinsblock im Portfolio kaum mehr Rendite zu erwarten ist, kommt immer häufiger die Frage von privaten Investoren: ,Wie kann ich marktneutrale Hedgefonds-Strategien als Zinsersatz im Portfolio einsetzen, um damit stabile Renditen zwischen drei und vier Prozent zu erwirtschaften?‘“ Das Problem: „Alle Hedgefonds versprechen dies. Doch tatsächlich schaffen es nur die wenigsten.“
Wenn schon die Auswahl klassischer Fonds eine Herausforderung ist, wird die Selektion von Hedgefonds zur Herkulesaufgabe. „Für den Privatanleger ist das nicht zu bewältigen“, meint Armin Eiche und nennt die drei wichtigen Aspekte:
// 01. Datenbasis: „Viele der Hedgefonds-Strategien, die heute im UCITS-Mantel vertrieben werden, haben ihren Ursprung in unregulierten Fonds außerhalb Europas. Nur wer diese Strategie schon länger verfolgt hat, kann ihre Erfolgsaussichten analysieren und einschätzen, ob sie auch im UCITS-Mantel funktionieren kann. Denn da sind die Manager in der Auswahl der Investments eingeschränkt. Sie dürfen nicht mehr so stark mit Derivaten arbeiten, müssen eine Mindestliquidität vorhalten und haben höhere Kosten.“
// 02. Qualitative Analyse: „Sie ist bei Hedgefonds noch wichtiger als bei herkömmlichen Fonds. Und: Nur ausgewiesene Experten können die richtigen Fragen stellen. Was machen die Fonds genau? Wie groß ist das maximale Risiko? Ist das Ergebnis wirklich marktneutral? Und tatsächlich systematisch reproduzierbar? Das ist die Grundvoraussetzung, um die Perlen herauszuarbeiten.“
// 03. Zugang: „Hedgefonds-Strategien, die wirklich funktionieren, werden häufig mit Kapital überschüttet und dann sehr schnell geschlossen. Nur wer wie wir 25 Jahre Erfahrung im Bereich Alternative Anlagen und entsprechende Kontakte hat, bekommt manchmal noch Zugang.“
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Sonderveröffentlichung:
Pictet & Cie (Europe) S.A.
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