Es wird wilder.
Währungsmanagement. Bei global investierten Vermögen beeinflussen Wechselkurse die Portfoliorendite massiv. „Doch weil es in den letzten Monaten an den Währungsmärkten ruhig war, haben viele Anleger diesen Aspekt aus dem Auge verloren“, erinnert Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Assetmanager Eyb & Wallwitz, und prognostiziert: „2022 wird sich das ändern. Investoren sollten sich vorbereiten.“
„Währungsmanagement ist vielleicht der am meisten unterschätzte Aspekt bei der Kapitalanlage“, überlegt Johannes Mayr, „denn Wechselkurse haben aufgrund der hohen prozentualen Veränderungen in kürzester Zeit einen gewaltigen Hebel. Mit einem Streich können Anlageergebnisse nach oben geschoben oder mühsam erwirtschaftete Renditen zunichtegemacht werden.“
Während der letzten Jahre ist dieser Aspekt allerdings ein wenig in den Hintergrund geraten. „In allen großen Regionen wurde mit massiven Lockerungen der Geldpolitik auf die Covid-19-Krise reagiert. Gleichzeitig hat es die Politik geschafft, nationale Risiken sehr gut zu adressieren. Das führte dazu, dass sich die Wirtschaften ähnlich rasch erholten. In Reaktion darauf schwankten auch die Wechselkurse vergleichsweise wenig“, erklärt Mayr.
Doch das, vermutet der Ökonom, könnte sich 2022 ändern. „Bei der Konjunktur haben wir in einigen Ländern den Höhepunkt schon überschritten. Andere sind noch in der Aufholbewegung. Und das wird sich in der Geldpolitik spiegeln. Die US-Notenbank Fed wird zum Beispiel ihren expansiven Kurs ein wenig drosseln, die australische Notenbank ist diesen Schritt bereits gegangen, und die britische Notenbank debattiert konkret über eine erste Zinsanhebung. Andere, wie die EZB, werden noch sehr lange sehr expansiv bleiben. In einer solchen Konstellation kommen Wechselkurse normalerweise stärker in Bewegung. Die Risiken auf der Währungsseite werden schlagend.“
Wer ihnen begegnen will, muss zunächst wissen, wie sich Wechselkursveränderungen auf die einzelnen Anlageklassen auswirken. „Wir unterscheiden grob vier Kategorien: Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe inklusive Edelmetalle“, erläutert Mayr. „Bei Aktien wiederum ist es wichtig, zwischen binnenorientierten und stark international agierenden Firmen zu differenzieren.“
In unserer globalisierten Welt sind die meisten großen Firmen längst nicht mehr auf den Währungsraum konzentriert, in dem sie ihren Sitz haben. Oft fällt der größere Anteil der Erträge und Kosten in verschiedenen Währungen an. Apple zum Beispiel macht nur 45 Prozent seiner Umsätze in den USA. Bei einer Anlage findet so ein indirekter Währungs-Hedge statt. Die Firma profitiert bei einer Abwertung des US-Dollar durch eine höhere Exportnachfrage und höhere Margen im Auslandsgeschäft. Die Aktie könnte also – in Dollar gerechnet – im Kurs steigen.
Für den Euro-Anleger gleichen sich die Wechselkurseffekte in Teilen aus. „Was unterm Strich dominiert, ist für jede Firma anders – je nachdem, wo die Umsätze entstehen und wo wie viele Vorleistungen bezogen werden. Auch die Frage der Auslandsverschuldung spielt auf der Kostenseite eine Rolle“, erklärt Mayr.
Direkter wird der Währungseffekt bei Investments in Anleihen sichtbar. „Die Wechselkursentwicklung hat hier eine deutlich größere Bedeutung“, erklärt Mayr. „Ein Zinsvorsprung von ein oder zwei Prozentpunkten kann durch eine negative Entwicklung der Währung sehr schnell aufgezehrt sein. Schwanken die Wechselkurse sehr stark, bekommt der Anleiheteil, der ja Ruhe und Stabilität ins Gesamtdepot bringen soll, zudem einen spekulativen Touch.“ Grundsätzlich gehe es also bei Fremdwährungsanleihen immer darum zu fragen, ob nach der erwarteten Wechselkursveränderung tatsächlich noch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Zusatzrendite übrig bleibt.
Ähnliches, so der Profi, gelte für illiquide Anlagen wie Immobilien, Land oder Forst. „Diese Anlagen sind fast zu 100 Prozent in der jeweiligen Region verankert, alles spielt sich in der jeweiligen Währung ab.“ Erschwerend komme dazu die Illiquidität. „Sollte es Probleme beim Wechselkurs geben, ist es schwer, aus diesen Währungsräumen herauszukommen“, erläutert Mayr.
Eine Sonderstellung in seiner Anlagematrix haben Rohstoffe und der Edelmetallbereich. „Das Währungsrisiko ist hier zwar auch hoch. Aber Gold oder Rohstoffe sind in Dollar notiert. Dadurch ergibt sich ebenfalls eine Art indirekte Absicherung“, analysiert Mayr. Wird der Dollar schwächer, ist das erst einmal für den Goldbestand negativ. Auf der anderen Seite steigt in einem solchen Fall die Nachfrage internationaler Investoren wieder, weil der Golderwerb für sie in der heimischen Währung nun günstiger wird.
„Währungsmanagement“, folgert Mayr, „ist also eine herausfordernde, vielschichtige Aufgabe.“ Viele Investoren würden auf zwei Arten reagieren. „Die einen schwören auf Prognosen – was in der Regel nicht besonders gut funktioniert. Die anderen auf Absicherung – was sehr viel kostet.“ Hinzu kommt, dass Unternehmen häufig selbst ein internes Währungsmanagement betreiben. „Wer das nicht im Detail kennt, sichert vermutlich zu viel oder zu wenig ab. Das Anlageergebnis fällt dann wahrscheinlich anders aus als geplant.“
„Besser ist es, das Währungsrisiko im Gesamtkontext zu begreifen“, macht Mayr klar. Im ersten Schritt gelte es immer zu überprüfen, ob die Währungsrisiken sich nicht über die verschiedenen Assetklassen ausgleichen. „Wir betrachten zum Beispiel ganz genau, wie Kosten und Umsätze der Aktiengesellschaften verteilt sind. Und in welcher Währung sie finanziert sind – dieser Aspekt ist auch wichtig bei der Bewertung von Unternehmensanleihen.“ Es sei ja nichts gewonnen, wenn ein Depot in einer Anlageklasse optimal indirekt abgesichert sei, in einer anderen aber ungewollte Währungsrisiken auftauchen.
Sind diese Hausaufgaben gemacht, widmet sich Mayr der Schlüsselfrage. „Mit welcher maximalen Auf- oder Abwertung komme ich zurecht? Erscheint das Risiko dann als zu hoch, werden die Assetklassen anders über die verschiedenen Regionen gestreut.“
Das, erklärt der Ökonom, sei eine ganz andere Herangehensweise, als bei jeder einzelnen Anlage zu überlegen, ob das Währungsrisiko abgesichert werden soll oder nicht. „Im Gesamtportfolio kommt so unter Umständen ein völlig unerwartetes Währungsrisiko heraus. Die Überraschung ist dann oft groß, wenn sich die Wechselkurse deutlich bewegen.“
Eine Gesamtsicht auf das Depot sei effizienter, günstiger – einfach intelligenter. Im kommenden Jahr, vermutet Mayr, werde dieser Aspekt wichtig werden. Sein Rat: „Bereiten Sie sich vor.“
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// Währungsrisiken managen – der E&W-Weg.
„Bei den Fonds aus dem Hause Eyb & Wallwitz steuern wir das Währungsrisiko über sogenannte Stresstests“, erläutert Chefvolkswirt Johannes Mayr. Konkret fragen sich die Experten: Was passiert im Portfolio bei einem Währungseffekt von x Prozent? Zeigt der Test, dass es im Eventualfall einen zu großen Einfluss auf die Fonds-Performance gibt, ist das Risiko offenbar zu hoch. „Dann versuchen wir, durch Veränderungen in den Anlageklassen den Stress zu verringern.“
Aktuell sind im Phaidros Funds Balanced zum Beispiel 48 Prozent in Dollar und 44 Prozent in Euro investiert. Auf der Aktienseite dominiert der Greenback mit 73 Prozent. Auf der Zinsseite ist der Euro-Anteil mit 92 Prozent vorherrschend.
„Unsere Simulationsanalyse hat nun gezeigt, dass das Portfolio bei einer zehnprozentigen Abwertung des Dollar im Aktienteil nur 2,8 Prozent verlieren würde. Das ist der Effekt der indirekten Absicherung durch Anlagen in internationale Unternehmen. Insgesamt bleibt das Depot mit minus 0,8 Prozent fast unverändert. Das“, folgert Mayr, „können wir aushalten. Wir sparen uns deshalb die hohen Absicherungskosten.“
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Sonderveröffentlichung:
Eyb & Wallwitz
www.eybwallwitz.de