Doppelt erfolgreich.
Mikrofinanz. Mit Kleinstkrediten bekommen Menschen in ärmeren Ländern die Chance, sich etwas aufzubauen, um ihren Lebensunterhalt dauerhaft zu sichern. „Gleichzeitig bietet Mikrofinanz den Geldgebern einen laufenden Zinsertrag und einen positiven Diversifikationseffekt auf Portfolioebene“, sagt Daniel Kerbach, CIO von Merck Finck Privatbankiers. Das mache diese Anlageklasse in zweifacher Hinsicht attraktiv.
Angélica lebt mit ihren drei Kindern und ihrer Mutter in El Salvadors Hauptstadt San Salvador. Mit einem Kleinstkredit über 200 Dollar kaufte sie zunächst die notwendigen Materialien, um Schmuck herzustellen. Diesen verkaufte sie an Touristen und Einheimische. Nach rund sechs Monaten konnte sie den Anfangskredit komplett zurückzahlen.
„In Ländern wie El Salvador sind 200 US-Dollar ziemlich viel Geld“, so Kerbach. „Das kann, vergeben als Mikrokredit, ausreichen, sich eine Existenz zu schaffen und damit den Lebensunterhalt einer ganzen Familie langfristig zu verdienen.“
Die Idee der Vergabe solcher Kleinstkredite geht auf den Wirtschaftsprofessor und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus zurück. Er fand in den 1970er-Jahren heraus, dass den Menschen in seinem Heimatland Bangladesch oft ein paar Cent fehlten, um ein Geschäft zu eröffnen, von dem sie leben konnten. Zunächst, so wird erzählt, habe er den Menschen das fehlende Kapital aus eigener Tasche gegeben. Ein paar Jahre später gründete er dann mit der Grameen Bank das erste Mikrofinanz-Institut, das die Vergabe solcher Kredite professionell durchführte.
Heute gibt es nach Schätzungen der Weltbank weltweit etwa 10000 solcher Mikrofinanzinstitute. Insgesamt haben sie mittlerweile rund 124 Milliarden Dollar an Krediten vergeben. Und noch immer ist der Bedarf an Kleinstkrediten und Finanzdienstleistungen gewaltig. Schließlich, so analysiert die Weltbank weiter, hätten 1,7 Milliarden Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern keinen Zugang zu Bank- oder Versicherungsangeboten. Bei rund 500 Millionen Kleinunternehmern bestehe konkreter Bedarf an Krediten, Sparkonten oder Mikroversicherungen.
„Die Alternative für Menschen wie Angélica sind in der Regel lokale Geldverleiher, die aber zum Teil extrem hohe Zinsen von bis zu 100 Prozent pro Jahr verlangen“, erklärt Kerbach. Insofern stellen Mikrofinanzkredite eine sehr gute Möglichkeit, vielleicht sogar die einzige Chance, dar, um als Kleinunternehmer erfolgreich zu sein.
Damit Mikrofinanzinstitute Kleinstkredite vergeben können, braucht es auf der anderen Seite aber auch Geldgeber. Das sind zum Beispiel Anleger in den Industrieländern. „Für die“, sagt Kerbach, „kann eine Anlage in Mikrofinanz einen ganz besonderen Charme haben.“
Grundsätzlich funktioniert diese Investmentidee so: Anleger kaufen Anteile an einem Mikrofinanzfonds. Diese Fonds vergeben das eingesammelte Kapital meist in Form kurz laufender Darlehen an Mikrofinanzinstitute in den Schwellen- und Entwicklungsländern.
Entscheidend ist dabei, dass die Fondsmanager die Institute mithilfe externer Analysehäuser auf Herz und Nieren prüfen, da es hier in der Vergangenheit zu Betrugsfällen kam. Die Mitarbeiter der Institute wiederum vergeben dann Kredite an Einzelpersonen. Meist sind dies Frauen, häufig aber auch Kollektive, wobei die Einzelkreditnehmer gegenseitig füreinander bürgen. „Auf diese Art und Weise werden die Ausfallraten reduziert“, macht Kerbach klar. Das scheint auch tatsächlich zu funktionieren: In der Vergangenheit waren die Ausfallrisiken mit Rückzahlungsquoten von 96 bis 98 Prozent sehr gering.
Die Anleger selbst profitieren von einer laufenden Verzinsung ihres Investments. Derzeit sind das ein bis zwei Prozent jährlich. Interessant dabei ist: Der Zins, den der Kleinstkreditnehmer bezahlt, liegt mit zwei bis drei Prozent pro Monat deutlich über diesem Wert.
„Für die lokalen Verhältnisse ist das aber meist immer noch nicht viel“, informiert Kerbach. Schließlich sei das allgemeine Zinsniveau in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern aufgrund der höheren Inflation deutlich oberhalb des Niveaus in den Industrienationen. Und für diese Kreditnehmer ist das Mikrofinanzinstitut die einzige seriöse Alternative zum „Kredithai“.
Dass davon nicht alles beim Investor ankommen kann, hat vor allem zwei Gründe. „Erstens sind die Vertriebsaufwendungen der Mikrofinanzinstitute ziemlich hoch, da deren Kunden oft in entlegenen Gegenden leben. Und zweitens sind die Kosten für die Währungsabsicherung zu berücksichtigen, da Kredite meist in US-Dollar vergeben werden.“
Alles in allem ist eine stabile und vergleichsweise sichere laufende Verzinsung von ein bis zwei Prozent im aktuellen Zinsumfeld, in dem die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen negativ sind, dennoch durchaus attraktiv.
Besonders interessant wird die Anlageklasse Mikrofinanz aber aus anderen Gründen. „Viele Investoren suchen als Portfoliobeimischung nach einer Anlage, deren Kurse unabhängig von der aktuellen Börsensituation stabil bleiben“, erläutert Kerbach, „und genau dies zeichnet die Anlageklasse Mikrofinanz aus.“ Der Experte begründet dies damit, dass die im Fonds gehaltenen Kredite eben nicht marktnotiert sind und deshalb – ähnlich wie Offene Immobilienfonds – auch nicht täglichen Kursschwankungen unterworfen seien. „Ein Investment in Mikrokredite kann deshalb im Portfoliokontext dabei helfen, die Diversifikation zu erhöhen und zugleich die Volatilität zu senken.“
„Risiken sehen wir zwar weniger auf Fondsebene, sehr wohl aber bei den Mikrofinanzinstituten und in den Ländern selbst“, erklärt der Experte weiter. Neben der Möglichkeit des Betrugs durch ein Mikrofinanzinstitut, was sich selbst durch eine gründliche Due Diligence nicht völlig ausschließen lässt, seien es vor allem Naturkatastrophen oder politische Unruhen, die Kleinstbetriebe beeinträchtigen und sich letztendlich negativ auf die Rückzahlung auswirken können.
„Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass ein Mikrofinanzfonds auch regional breit gestreut in verschiedene Mikrofinanzinstitute investiert“, so Kerbach weiter, „und nicht nur in ein oder zwei Länder.“
Und noch eine Besonderheit müssen Anleger im Hinterkopf behalten. Mikrofinanzfonds können vorübergehend geschlossen werden, falls zu viele Investoren gleichzeitig ihre Anteile verkaufen wollen. „Wer dort investiert, sollte dies also nicht mit Kapital tun, das er kurzfristig benötigt“, meint Kerbach. Aus diesem Grunde werden die Anteile der Fonds auch in aller Regel nur monatlich, bei Rückgaben mitunter sogar nur quartalsweise gehandelt.
Aber letzten Endes geht es bei dieser Anlage ja auch nicht nur um den finanziellen Profit. „Sondern vor allem darum, Menschen wie Angélica die Chance zu geben, dem Teufelskreis der Armut zu entfliehen“, erläutert Kerbach und schließt: „Wenn dann noch aufgrund des aktuellen Zinsumfelds ein konkurrenzfähiger Ertrag dabei herauskommt, ist das natürlich besonders schön. Ich mag diese doppelte Rendite sehr.“ ®
Sonderveröffentlichung:
Merck Finck Privatbankiers
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