Kriege, Krisen und positive Signale beim Börsenindikator.
Die deutsche Industrie hat den Zollschock verdaut. Aktuell Daten des ifo Geschäftsklimaindex für den Monat Juni zeigen: Der Stabilisierungsprozess der Konjunktur läuft, die Wirtschaft befindet sich auf einem moderaten Erholungskurs. Damit verbessern sich auch die Perspektiven für den deutschen Aktienmarkt.
Besonders eindrucksvoll lässt sich dies anhand der ifo Konjunkturuhr (Grafik 1) darstellen. Die Uhr visualisiert den klassischen Ablauf eines Konjunkturzyklus im Zusammenspiel von Geschäftslage und Geschäftserwartung. Die Erwartung eilt der Lage grundsätzlich voraus. Im Krisenquadranten verbessern sich zunächst die Erwartungen, die Lage bleibt jedoch noch schwierig. Erreicht die Wirtschaft den Erholungsquadranten, nehmen die Erwartungen weiter zu. Doch nun ziehen Geschäftslage, Umsätze und Gewinne mit.
Das macht Mut. Denn die deutsche Wirtschaft ist nun klar auf dem Weg vom Krisenquadranten in den Erholungsquadranten. Die gesamte Bewegung auf der Konjunkturuhr von links unten nach rechts oben war in der Vergangenheit fast immer sehr lukrativ für Anleger. Seit dem Jahr 1991 gab es zehn solche Phasen. Sie dauerten zwischen neun und 24 Monate, im Schnitt waren es 17 Monate. In dieser Zeit stieg der DAX um durchschnittlich 35 Prozent. Nur einmal – von Dezember 2001 bis August 2002 – verbuchten Anleger einen Verlust. In neun von zehn Fällen war es also profitabel, in einer derartigen Ausgangslage hoch investiert zu sein.
Entsprechend positive Signale liefert auch die wichtige Konjunkturkomponente im private-wealth-Börsenindikator. Sie wissen: Drei Verbesserungen in Folge bei den Geschäftserwartungen galten in der Vergangenheit unter Wirtschaftsforschern als eindeutige Trendwende in der deutschen Konjunktur. In diesem Fall schaltet die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators automatisch auf Grün.
Nach der Verbesserung der Geschäftserwartungen im Februar und März dieses Jahres schien diese Trendwende schon einmal in Sichtweite. Doch Trumps Zollhammer machte die Hoffnung zunächst zunichte. Im April brachen die ifo-Geschäftserwartungen noch einmal ein. In den Monaten Mai und im Juni wurde dieser Rückgang mittlerweile mehr als wett gemacht (Grafik 2). Rein theoretisch bedarf es nun noch einer Bestätigung des positiven Trends im Monat Juli. Doch weil fünf der letzten sechs Ergebnisse der ifo-Umfrage positiv ausfielen, kann dies heute schon als etablierter Aufwärtstrend gewertet werden. Die Konjunkturkomponente des private-wealth-Börsenindikators schaltet deshalb schon jetzt auf „Grün“.
Angesichts des Konfliktes in Nahost und der ungeklärten Zollfrage mit den USA ist das eigentlich erstaunlich. Unsere Vermutung: Offenbar bewerten die Unternehmenslenker die expansive deutsche Wirtschaftspolitik höher als die geopolitischen Unsicherheiten. Gleichwohl bleibt natürlich ein gewisses Risiko, dass die Zollverhandlungen zwischen Europa und den USA im Juli scheitern. In diesem Fall stünde der positive Trend unter Umständen wieder zur Disposition. Da Stand heute davon allerdings nicht auszugehen ist, erhöht sich die nun Aktienquote im private-wealth-Börsenindikator.
Das Fazit für Anleger:
Die Geschäftserwartungen der deutschen Industrie und die Bewertung des Deutschen Aktienmarktes, abgeleitet aus einem „Fair-Value-Modells“ der Redaktion, definieren gemeinsam den strategischen Korridor für die Aktienallokation des private-wealth-Börsenindikators.
Mit der positiven Entwicklung der Geschäftserwartungen in der Industrie hat die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators von Rot auf Grün geschaltet. Dies sorgt isoliert betrachtet für eine deutliche Erhöhung der Aktienquote.
Die „Fair-Value“ Berechnung dämpft diesen Effekt allerdings etwas. Schließlich hat der deutsche Aktienmarkt in den letzten Wochen schon einiges der positiven Entwicklung vorweggenommen. Mittlerweile notiert er in seiner Gesamtheit mehr als 20 Prozent oberhalb seines „fairen Wertes”. Dabei sind allerdings deutliche Unterschiede festzustellen. Der DAX ist mehr als 30 Prozent überbewertet. Die Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen dagegen sind noch in etwa fair bewertet.
Für Sie ist wichtig: In der Kombination beider Faktoren – Konjunktur und Bewertung – erhöht der private-wealth-Börsenindikator den Korridor für die Aktienquote von bislang 50 bis 80 auf nunmehr 70 bis 100 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils.
Innerhalb dieses Korridors definiert der Kapitalmarktseismograf – neben Konjunktur und Bewertung die dritte Komponente im private-wealth-Börsenindikator – die genaue Aktienquote. Im turbulenten Börsenmonat April war der Seismograf für kurze Zeit in die Defensive gegangen, hatte dann aber schon Ende April wieder in einen offensiven Modus geschaltet. Seither dominiert die Wahrscheinlichkeit für positiv ruhige Märkte mit großem Abstand, die Wahrscheinlichkeit für negative Turbulenzen ist vernachlässigbar gering und der Seismograf hält an seiner offensiven Ausrichtung fest.
Angesichts der Turbulenzen im Nahen Osten ist dies besonders bemerkenswert und unterstreicht den Nutzen des Seismografen für Anleger. Anstatt die Aktienquote nach Kursrückgängen hektisch zu reduzieren und dann wieder zu erhöhen, blieb der Seismograf in den letzten beiden Monaten hoch investiert. Rückblickend war dies die richtige Strategie.
Aktuell bedeutet das: Die Aktienquote im gesamten private-wealth-Börsenindikator bleibt weiter am oberen Rand des strategischen Korridors. Nachdem das Konjunktursignal nun grünes Licht gegeben hat, steigt sie von bislang 80 auf 100 Prozent.
Für Anleger, die in der strategischen Aufteilung ihrer Vermögenswerte eine Aktienquote von 50 Prozent als optimal erachten, würde das Modell also vorschlagen, 50 Prozent in Aktien zu investieren (100 Prozent von 50 Prozent ergibt eine Aktienquote von 50 Prozent). Der private-wealth-Börsenindikator ist damit voll investiert.
Herzlichst,
Ihr
Klaus Meitinger
Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben zum private-wealth-Börsenindikator dienen allein der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.