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  • Jennifer Bligh

Der Energiesparer.

Stiebel EltronTheodor Stiebel gründet 1924 in Berlin eine kleine Fabrik für Tauchsieder – ihn treibt an, Produkte mit geringem Energieverbrauch zu ent- wickeln. Heute hat die Firma über 3700 Mitarbeiter, macht mehr als 500 Millionen Euro Umsatz. Und Energieeffizienz ist ihr Markenkern.

Wir schreiben das Jahr 1923, als der Braunschweiger Ingenieur eine Alternative zu den fehleranfälligen Kolbentauchsiedern sucht. Seine Lösung ist ein handliches Gerät mit einem ringförmigen Hohlzylinder und drei Millimeter Wandstärke. Vorteil: Dieser kleine Tauchsieder heizt sich schnell auf und kühlt schnell wieder ab und spart so Energie.

Theodor nennt das Gerät Ringtauchsieder und fragt seinen Onkel Carl, ob er ihm einige Modelle produzieren könnte. Carl Reese besitzt in Niedersachsen einen metallverarbeitenden Betrieb. Klar will er seinem 27-jährigen Neffen helfen. Außerdem erkennt er: Das Gerät ist einfach gut. So gut, dass sie es gemeinsam 1924 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorstellen und die ersten 100 Aufträge einheimsen, die Carl umgehend bedient. Stolzer Verkaufspreis pro Tauchsieder: drei Reichsmark, was heute knapp zwölf Euro entspricht.

Noch im gleichen Frühjahr gründet Theodor Stiebel seine eigene Firma, die „ELTRON Dr. Theodor Stiebel“ im Hinterhof der Reichenberger Straße 143 in Berlin-Kreuzberg. Das schlichte Logo mit dem Namen zwischen zwei roten Balken entwirft sein Cousin Paul Reese. Das Startkapital in Höhe von 20000 Reichsmark stammt von seinen beiden Onkeln, Carl Reese und dem Hamburger Hotelier Hermann Stiebel. Innerhalb der Familie hilft man sich eben.

Theodor stellt zehn Mitarbeiter ein. Ab 1925 produziert er die Ringtauchsieder selbst. Innerhalb eines Jahres springt die Produktion auf 60000 Stück. Stiebel mietet weitere Räume. 1927 hat er bereits 26 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von 184745 Reichsmark. Er exportiert die ersten Tauchsieder nach Australien, Indien, China und Südamerika, gründet Niederlassungen in London und Zürich.

Theodor überlegt nun, wie sich mehr Wasser auf eine bessere Weise erhitzen lässt. Anfang 1928 stellt er seinen ersten Kleindurchlauferhitzer mit 1000 Watt vor. Heißes Wasser, wann immer es benötigt wird – das ist revolutionär. Auf Anhieb liegt die Jahresproduktion bei 35500 Stück. Der Geschäftsmann und Tüftler Stiebel ist zufrieden: Die Zwei-Stufen-Technik, mit der das Wasser erhitzt wird, will er weiter ausbauen.

Theodor heiratet 1930 seine Partnerin Gustel, allerdings arbeitet er quasi rund um die Uhr: 1931 bringt er einen Speicherbehälter mit drei Litern auf den Markt, in den nächsten Jahren kommen Überlauf-, Hochdruck- und Kochendwasserspeicher mit bis zu 600 Liter Fassungsvermögen dazu.

1932 beschäftigt er bereits 150 Mitarbeiter und macht eine Million Reichsmark Jahresumsatz. Sein Motto: Unsere Produkte müssen energieeffizient sein. 1938 hat er 35 deutsche und zwölf internationale Patente angemeldet und bilanziert am Jahresende 208000 Tauchsieder, 4050 Badespeicher und 620 Kochendwassergeräte. 1939 erwirtschaften 350 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von 3,2 Millionen Reichsmark. Während des Zweiten Weltkriegs wird das Berliner Werk zerstört, Stiebel verlegt die Produktion nach Holzminden in Niedersachsen und stellt erst wieder 1946 Heißwassergeräte her. Da ist er bereits geschieden. 1947 heiratet er zum zweiten Mal. Mit Margret hat er drei Kinder, Tochter Angelika sowie die Söhne Frank und Ulrich. Auch im Geschäft läuft es für den Unternehmer: Der Stiebel-Eltron-Durchlauferhitzer wird zum Synonym für ein modernes Badezimmer. Theodor Stiebel entscheidet sich 1950 für einen moderneren Firmennamen, ab jetzt firmiert er unter Stiebel Eltron.

Nach außen wirkt alles gut, trotzdem nimmt sich Theodor Stiebel mit 66 Jahren das Leben. Seine Söhne Frank und Ulrich erben 1960 das Unternehmen mit den 160 Patenten des Vaters je zur Hälfte. 1976 beginnt die Firma, Geräte zur Nutzung erneuerbarer Energie zu entwickeln. 2013 gründet Ulrich Stiebel die Stiebel Familienstiftung und überträgt ihr seinen Anteil. Heute wird das operative Geschäft der GmbH von zwei Geschäftsführern geleitet. 2017 durchbricht das Unternehmen die 500-Millionen-Euro-Marke, produziert nun auch Nachtspeicheröfen, Wärmepumpen und Solaranlagen. Theodor Stiebel hätte es gefallen, dass sich sein Unternehmen konsequent an seiner Philosophie orientiert: umweltschonende und effiziente Technik zu produzieren. ®

Autorin: Jennifer Bligh

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