ifo-Konjunkturampel zeigt weiter „rot“.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Abwärtstrend beim ifo-Geschäftsklima sei gestoppt, schreiben die Münchner Konjunkturforscher. Tatsächlich blieb der Gesamtindex im Mai nach fünf Rückgängen in Folge erstmals wieder unverändert. Ein Signal für Entwarnung ist das allerdings nicht. Denn die wichtigste Komponente – die in die Zukunft gerichteten Erwartungen, fällt weiter.
Im Verarbeitenden Gewerbe – das aufgrund seiner Exportlastigkeit für uns schon immer ein Indikator für den Trend in der Weltwirtschaft ist – gehen die Erwartungen nahezu ungebremst weiter zurück (In der Grafik unten sind die Erwartungen durch die blaue Linie gekennzeichnet)
Insgesamt bleibt die ifo-Konjunktur-Uhr (Grafik unten) damit zwar noch im Boom-Quadranten. Doch das Unbehagen wächst. Dies wird auch durch die ifo-Konjunkturampel gestützt, die sich weiter im „roten“ Bereich befindet.
Zu Ihrer Information: Die ifo-Konjunkturampel zeigt die monatliche Wahrscheinlichkeit für eine expansive Phase der Wirtschaft. Grüne Ampelwerte signalisieren Wahrscheinlichkeiten von größer als zwei Drittel und deuten also auf Expansion hin. Rote Ampelwerte stehen für Expansions-Wahrscheinlichkeiten von unter einem Drittel – sie lassen eine Kontraktion wahrscheinlicher erscheinen.
Tatsächlich ist ein sechsmaliger Rückgang der Geschäftserwartungen seit 1969 – so lange führt das ifo Institut diese Umfrage durch – nur 13 Mal vorgekommen. Neun Mal folgte darauf eine mehr oder weniger schwere Rezession, also einige Quartale von Minuswachstum oder Nullwachstum. Drei Mal kam es zu einer Wachstumsabschwächung. Nur im Winter 2014 vollzog der ifo-Indikator rasch wieder eine Trendwende nach oben und die Wirtschaft wuchs weiter. Das Risiko, dass wir gerade den Beginn eines wirtschaftlichen Abschwungs erleben, ist also weiter hoch. Grund genug, bei Aktienanlagen weiter sehr vorsichtig zu bleiben.
Wir haben parallel zur Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimas für Sie auch den Kapitalmarktseismografen des Teams um Professor Dr. Rudi Zagst und Oliver Schlick gecheckt. Von diesem Indikator erhoffen wir uns Hinweise auf die Richtung der kurzfristigen Schwankungen um den langfristigen Trend, der von den ifo-Daten vorgegeben wird.
Wie Sie wissen, unterscheidet der Kapitalmarktseismograf zwischen drei Phasen: "grün" (ruhiger Markt = Kaufen), "gelb" (turbulenter Markt mit positiver Erwartung = Investieren, aber mit Absicherung) und "rot" (turbulenter Markt mit negativer Erwartung = Nicht Investieren).
Die Ergebnisse sind Interessant: In den letzten Tagen ist die Wahrscheinlichkeit für einen ruhigen, positiven Aktienmarkt („grün“) noch etwas weiter von 91 auf 93 Prozent gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit für einen turbulenten, volatilen Markt mit positivem Trend („gelb“) fiel von 2 auf 1 Prozent. Und die Wahrscheinlichkeit für einen Bärenmarkt („Rot”) ging von 7 auf nunmehr 6 Prozent zurück. „Die Situation bleibt aus dieser Sicht eindeutig positiv“, kommentiert Schlick.
Fazit:
Der private-wealth-Börsenindikator schlägt angesichts des stetigen und massiven Rückgangs der Geschäftserwartungen seit Ende Februar nur noch eine Aktienquote zwischen Null und 30 Prozent vor.
Angesichts der positiven Indikationen des Kapitalmarktseismografen ist es angebracht, sich derzeit näher an den 30 Prozent zu positionieren und kurzfristig mit gebremstem Schaum Risiken einzugehen.
Ihr
Klaus Meitinger
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