Erwartungen in der Industrie brechen ein.
Vor einem Monat – bevor Donald Trump seine Zollpläne verkündete – konnten Anleger noch auf eine längerfristige Trendwende in der deutschen Industrie hoffen. Die im Ifo-Index zusammengefassten Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe waren zwei Mal hintereinander gestiegen. Drei Verbesserungen in Folge galten in der Vergangenheit unter Wirtschaftsforschern als Signal für einen neuerlichen Aufschwung. In diesem Fall hätte auch die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators automatisch auf Grün geschaltet.
Diese Hoffnung, mutmaßten wir an dieser Stelle schon am 6. April, habe Trumps Zollhammer nun vermutlich zerschlagen: „Wir müssen Stand heute davon ausgehen, dass sich die Stimmung in den Chefetagen wieder verschlechtern wird und die Konjunkturkomponente des Börsenindikators weiter auf Rot bleibt.“
So ist es gekommen. Das ifo-Geschäftsklima für den Monat April zeigt einen deutlichen Rückgang der Geschäftserwartungen in der Industrie. Die Unsicherheit, so das ifo-Institut, sei in diesem Bereich besonders stark gestiegen. In Zahlen: Der für den private-wealth-Börsenindikator so wichtige Index hatte sich im Februar von Minus 24,9 Punkte auf Minus 18,1 Punkte verbessert. Im März folgte ein weiterer großer Sprung auf nur noch Minus 10,8 Punkte. Aktuell verschlechterten sich die Erwartungen nun wieder auf Minus 16,9 Punkte. Die Trendwende in der Industrie ist damit zunächst abgesagt. Die Konjunkturkomponente des private-wealth-Börsenindikators bleibt auf Rot.
Das Fazit für Anleger:
In der Kombination aus Konjunkturkomponente und Bewertung des deutschen Aktienmarktes schlägt der private-wealth-Börsenindikator derzeit einen Korridor für die Aktienquote von 55 und 85 Prozent vor.
Innerhalb dieses Korridors definiert der Kapitalmarktseismograf – neben Konjunktur und Bewertung die dritte Komponente im private-wealth-Börsenindikator – die genaue Aktienquote. Wie Sie wissen, unterscheidet der Kapitalmarktseismograf je nach Entwicklung verschiedener Inputvariablen zwischen drei Phasen: Grün signalisiert ein ruhiges Umfeld, in dem Anleger entspannt investieren können. Gelb lässt einen positiv turbulenten Markt mit höheren Schwankungen erwarten. Rot beschreibt die Wahrscheinlichkeit für negative Turbulenzen. Bei hohen Werten droht ein deutlicher Kurseinbruch.
Am 11. April hatten sich alle Inputfaktoren des Seismografen deutlich verschlechtert: „Die Geschwindigkeit des Anstiegs der roten Wahrscheinlichkeit war besorgniserregend. Diese Konstellation ließ tatsächlich große, existenzbedrohende Einschläge an den Börsen für möglich erscheinen und indizierte eine deutlich defensivere Ausrichtung“, erklärte damals Oliver Schlick, Secaro, der das Modell alle vier Tage berechnet.
Konsequent wurde die Aktienquote des private-wealth-Börsenindikators vom oberen an den unteren Rand des skizzierten Korridors und damit auf 55 Prozent reduziert.
Nun hat sich die Situation beim Seismografen wieder etwas entspannt. „Der negative Einschlag bleibt zwar – die Dramatik hat aber ein wenig nachgelassen und die starke Anstiegsdynamik der roten Wahrscheinlichkeit ist unterbrochen“, informiert Schlick und folgert: „Damit kann die sehr defensive Positionierung zurückgenommen werden. Der Seismograf rät nun zu einer neutralen Gewichtung.“
Im private-wealth-Börsenindikator bewegt sich deshalb die Aktienquote nun vom unteren Rand des oben skizzierten Korridors in dessen Mitte. Sie steigt in der Konsequenz von 55 auf 70 Prozent. Ein Beispiel: Für Anleger, die in der strategischen Aufteilung ihrer Vermögenswerte eine Aktienquote von 50 Prozent als optimal erachten, würde das Modell vorschlagen, nun 35 Prozent in Aktien zu investieren (70 Prozent von 50 Prozent ergibt eine Aktienquote von 35 Prozent). Der Cash-Anteil, 15 Prozentunkte, steht zur Verfügung, um bei weiteren Rückschlägen günstiger kaufen zu können.
Herzlichst,
Ihr
Klaus Meitinger
Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben zum private-wealth-Börsenindikator dienen allein der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.