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  • Klaus Meitinger

Keine Entwarnung.

ifo oktober 2014

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

im Oktober gingen die Geschäftserwartungen der vom ifo-Institut befragten 7000 Firmenchefs weiter zurück. Damit ist dieser Frühindikator der deutschen Konjunktur nun schon zum sechsten Mal in Folge gefallen. Das ist besonders enttäuschend, da einige andere Frühindikatoren zuletzt die Hoffnung auf eine Stabilisierung genährt hatten.

Mittlerweile befindet sich die deutsche Wirtschaft deutlich im Abschwungsquadranten der ifo-Konjunkturuhr (siehe ifo Grafik) und nähert sich mit großen Schritten der Rezessionsphase. Die Erwartungen in der Industrie sind inzwischen deutlich negativ.

In den nächsten Monaten wird es nun spannend. Es ist durchaus denkbar, dass der deutschen Wirtschaft – ähnlich wie im November 2012 eine Erholung und damit die Rückkehr in die Aufschwungs- oder Boomphase gelingt. Das wäre die positive Variante. Mögliche Treiber wären die stabile US-Konjunktur und die Abwertung des Euro, die vor allem der deutschen Exportindustrie massive Wettbewerbsvorteile beschert. Nicht umsonst schreibt das ifo-Institut, im Auslandsgeschäft sei leichte Zuversicht aufgekeimt.

image GPSDDie negative Alternative ist ein anhaltender Abwärtstrend. Inzwischen taxiert der internationale Währungsfonds die Rezessionsgefahr in Europa auf 40 Prozent. In diesem Fall wäre auch ein Wiederaufflammen der Eurokrise denkbar. Die Schuldenquoten der meisten Staaten sind in den vergangenen Jahren schließlich nicht gefallen, sondern weiter gestiegen.  Die aktuellen Daten – entnommen aus einer Präsentation von Capital Economics aus London – finden Sie links.

Bei einem neuerlichen Rückfall Europas in die Rezession wäre ein weiterer Anstieg der Schuldenquoten programmiert. Besonders Frankreich und Italien werden dann in den Fokus der Kapitalmärkte geraten. Spätestens im Januar 2015 sind die Scheinwerfer auch wieder auf Griechenland gerichtet. Gelingt es der Regierung Samaras nicht, die für die Wahl des Staatspräsidenten benötigten 180 Abgeordneten zusammenzubringen – die Koalitionsregierung verfügt über 154 Sitze – drohen im Frühjahr 2015 Neuwahlen.

Und auch die Banken sind nicht so sicher, wie der aktuelle Stresstest der Europäischen Zentralbank uns glauben machen möchte. Professor Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts kritisierte am Sonntag in München: „Die EZB hat es vermieden, ein Szenario der Deflation für Südeuropa durchzuspielen. Daher hat sie nur eine geringe Kapitallücke bei vielen Banken ausgemacht. An einer Änderung der relativen Preise, die neben einer Inflation im Norden auch eine Deflation im Süden beinhaltet, kommt man aber nicht vorbei, wenn man die Wettbewerbsfähigkeit der Südländer ohne einen Anstieg des durchschnittlichen Preisniveaus im Euroraum wiederherstellen möchte. Wenn man die Wettbewerbsfähigkeit allein über eine sehr hohe Inflation im Norden herstellen wollte, würde man das Mandat der EZB, im Durchschnitt stabile Preise zu gewährleisten, verletzen.“ Die EZB habe mit ihren Annahmen implizit ein Inflationsszenarium für den Durchschnitt der Eurozone unterstellt, um nicht allzu viele Banken unter die rote Linie fallen zu lassen.

Fazit:

Der private-wealth-Börsenindikator hatte im Juli 2014 ein Verkaufsignal gegeben. Die aktuellen Umfrageergebnisse des ifo-Instituts bestätigen dieses Signal nachdrücklich. Die Märkte sind ohne Zweifel fragil. Angesichts der deutlich gestiegenen Risiken ist es sinnvoll, den Aktienanteil im Depot gering zu halten und dem Kapitalerhalt weiter höchste Priorität einzuräumen.

Wir wünschen Ihnen einen robusten Herbst,

Ihr

Klaus Meitinger

Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben spiegeln allein die Meinung des Autors wider. Sie dienen nur der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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