Es kommt auf den Impuls an.
Wandel. Um Kapital für die Lösung gesellschaftlicher Probleme zur Verfügung zu stellen, werden immer mehr Social Bonds emittiert. „Investoren sollen so neben der finanziellen auch eine soziale Rendite erzielen“, erklärt Simon Bond, Anleiheexperte von Columbia Threadneedle. „Damit das wirklich funktioniert, muss der Nutzen der Projekte aber sehr genau analysiert werden.“
„Eigentlich“, überlegt Simon Bond, Anleiheexperte und Manager des Columbia Threadneedle Social Bond Fund, „ist die Corona-Pandemie so etwas wie ein Beschleuniger für den Sozialanleihe-Markt.“ Weltweit werde nun viel Kapital nötig sein, um die Gesundheitssysteme zu verbessern und die gesellschaftlichen Folgeschäden in den Griff zu bekommen. Dieses Geld dürften sich viele Organisationen und Regierungen über die Emission von Social Bonds holen.
So hat zum Beispiel die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) Ende März eine Milliarde Dollar für Corona-Hilfsprogramme aufgenommen. Mit dem Emissionserlös will sie Projekte finanzieren, die den Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern einen besseren Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen verschaffen. Gleichzeitig garantiert die IFC Kuponzahlungen in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr sowie die Rückzahlung des Wertpapiers nach drei Jahren. „Investoren bietet sich so ein interessantes Investment. Sie erhalten eine Rendite, die in etwa auf Höhe erstklassiger Staatsanleihen in der jeweiligen Währung liegt, und können sicher sein, dass ihr Geld eine positive soziale Wirkung entfaltet“, macht Simon Bond klar.
Die IFC-Anleihe ist eine von vielen Emissionen in diesem Bereich. So platzierte der Freistaat Bayern Ende März eine Anleihe über das Rekordvolumen von drei Milliarden Euro, um bayerische Unternehmen bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu unterstützen. Verschiedene Entwicklungsbanken oder die Europäische Investment Bank (EIB) emittierten ebenfalls Papiere in Milliardenhöhe.
Die grundsätzliche Idee für solche Sozialanleihen gibt es schon länger. Von normalen festverzinslichen Papieren unterscheiden sie sich dabei in einem wesentlichen Punkt. „Die Erlöse dürfen nur in vorab definierte Projekte fließen, und der Emittent muss diese Verwendung auch nachweisen“, erklärt Bond. Bislang umfasst der Markt ein Volumen von rund 59 Milliarden Dollar. Für 2020 erwarteten Experten schon vor der Corona-Krise einen Zuwachs beim Volumen um 25 Milliarden Dollar. Es könnten nun aber noch mehr werden. Für Simon Bond ist das eine gute Nachricht, da er für seinen Social-Bond-Fund dadurch eine größere Auswahl und noch mehr Diversifikationsmöglichkeiten bekommt.
Bei der Selektion der Papiere geht der Experte in einem zweistufigen Prozess vor. „Am Anfang steht eine sehr gründliche Finanzanalyse des Emittenten. Denn es hilft ja nichts, das tollste soziale Projekt mit einem solchen Bond zu unterstützen, wenn dann der Emittent Konkurs geht. In diesem Fall würden Investoren nicht nur ihr Geld verlieren. Auch der erwartete soziale Impact bliebe aus.“
Ist dieses Thema abgehakt, beginnt die eigentliche Arbeit. „Für uns ist entscheidend, dass die Erlöse aus einer Anleihe auch wirklich einen zusätzlichen Nutzen für die Gesellschaft stiften“, sagt Bond. Das sei allerdings längst nicht bei allen Papieren der Fall, die unter der Kategorie „sozial“ geführt werden.
Die Herausforderung: „Bei der Zieldefinition richten sich die meisten Emittenten an einem oder mehreren der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen aus. Dabei geht es aber sehr allgemein darum, ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren. Entsprechend unscharf sind die Projekte. Wenn wir das genau analysieren, können wir oft keinen messbaren sozialen Nutzen feststellen.“
Um dies zu vermeiden, orientiert sich der Anleiheexperte nicht nur an den 17 übergeordneten Vorsätzen, sondern nutzt die dahinter liegenden 169 konkreten Zielvorgaben. Nummer zehn im UN-Katalog beinhaltet zum Beispiel den Abbau der Ungleichheit. „Das ist mir zu schwammig. Ein konkreteres Ziel ist es dagegen, dass bis 2030 ein über dem nationalen Durchschnitt liegendes Einkommenswachstum der ärmsten 40 Prozent der Bevölkerung erreicht und aufrechterhalten werden soll. Geht es bei der Auflegung einer Anleihe genau darum, lässt sich die soziale Wirkung sehr viel besser beurteilen und messen.“
In ihrem Analyseprozess definieren Bond und seine Kollegen deshalb zunächst ein Sozialanleihe-Universum. Sie schließen dabei alle Anleihen aus, die eine negative Wirkung haben könnten oder bei denen sich nur ein minimaler sozialer Nutzen erwarten lässt. Titel aus Branchen wie Automobil, Werbung, Wertpapierhandel, Kohle, Atomkraft, Alkohol, Glücksspiel oder Waffen sind tabu. „Wir sehen uns genau an, wie den ESG-Kriterien – also ökologischen und sozialen Fragen sowie Aspekten der guten Unternehmensführung – Rechnung getragen wird. In der Regel meiden wir auch Unternehmen, die in Kontroversen um Umweltverschmutzung verstrickt sind, weil der Klimawandel negative soziale Auswirkungen mit sich bringt.“
Danach erfolgt, zusammen mit dem auf soziale Belange spezialisierten Researchhaus INCO, eine tief greifende Analyse der sozialen Wirkung. „Wir möchten nicht nur genau wissen, für welche Projekte die Emissionserlöse verwendet werden, sondern schätzen selbst auch den Effekt ab. Aus diesem Prozess ergibt sich für jedes Papier ein Sozial-Score, mit dem wir Anleihen, die auch unterschiedliche soziale Bedürfnisse adressieren, gut vergleichen können“, erklärt Bond weiter. Der Score geht bis zur Höchstnote 31, wobei in der Regel Anleihen mit einer Bewertung von 21 bis 31 Punkten ins Portfolio kommen. Im weiteren Verlauf geht es darum, die einzelnen Projekte zu überwachen und – falls nötig – den Dialog mit den Emittenten zu suchen. „Nur so können wir unser Ziel erreichen“, schließt Simon Bond, „sicherzustellen, dass Anleger neben der finanziellen tatsächlich auch die soziale Rendite bekommen werden.“
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// How to invest – in Social Bonds.
Bereits im Jahr 2017 legte Columbia Threadneedle den auf europäische Sozialanleihen fokussierten Threadneedle (Lux) European Social Bond Fund (ISIN: LU1589836722) auf. Er investiert in diejenigen rund 200 Anleihen, die den höchsten Social-Score im Researchprozess des Hauses Threadneedle erreichen. Beim Anleihekauf konzentriert sich Simon Bond vor allem auf Neuemissionen, weil er dort einen Bewertungsvorteil sieht. Der durchschnittliche Kupon beträgt 1,5 Prozent, die Rendite des Fonds auf Endfälligkeit 1,24 Prozent. Die durchschnittliche Bonität des Portfolios liegt im Bereich von Single A.
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Sonderveröffentlichung:
Columbia Threadneedle
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Philipp Kowollik,
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