Zum Hauptinhalt springen
  • Klaus Meitinger, Moritz Eckes

Zeitenwende.

während alle besorgt über den Atlantik blicken, droht vor unserer eigenen Haustür Unheil. Es geht um den Euro. Als Deutschland der Währungsunion zustimmte, waren die Regeln glasklar definiert. Kein Mitgliedsstaat haftet für die Verbindlichkeiten des anderen. Der Zentralbank ist ein unmittelbarer Erwerb von Staatsanleihen verboten. Und alle verpflichten sich, Defizitgrenzen einzuhalten.

In fünf Jahren Eurorettung wurden diese Regeln skrupellos gebrochen. 15 von 19 Staaten nutzten die Nullzinspolitik der EZB, um noch mehr Schulden zu machen. Weil sie es sich leisten konnten. Und die Notenbank schuf durch ihr Anleihenkaufprogramm eine Art Haftungsunion durch die Hintertür. 

Das ist nicht mehr die Währungsunion, die einmal vereinbart wurde. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass nun gerade in Italien und Frankreich – den Kernländern des Euroraums, die kaum Reformen umgesetzt haben – Nationalisten und Eurogegner immer mehr an Zulauf gewinnen. Welche Antwort hätte Europa eigentlich auf eine Drohung mit Frexit oder Italexit? Weitere Zugeständnisse in Sachen Schuldenvergemeinschaftung? Ende März 2017 werden die Briten ihre Austrittsabsicht aus der EU offiziell erklären. Die dann ohnehin anstehenden schwierigen Verhandlungen wären „die“ Gelegenheit für einen Neustart in Europa. Es muss Möglichkeiten geben, aus der Währungsunion aus- und nach einer Abwertung wieder einzutreten. Die Regeln des Vertrags von Maastricht müssen durchgesetzt werden. Die EZB-Politik braucht Grenzen. Das sind, zugegeben, große Themen. Angesichts der vielen Wahlen in Europa werden sie in den nächsten Monaten wohl auf den Tisch kommen. Und die Kapitalmärkte immer wieder durchrütteln.

Für Aktienanleger spielt das Thema Euro derzeit noch kaum eine Rolle. Sie erhoffen sich vom Comeback der Fiskalpolitik in den USA einen positiven Schub – mehr Wachstum, höhere Erträge, vielleicht etwas mehr Inflation. Das wird interessant: Der legendäre US-Investor Warren Buffett sagte einmal, Zinsen hätten für die Preise von Wirtschaftsgütern die gleiche Bedeutung wie die Schwerkraft für den Apfel am Baum. In der Schwerelosigkeit der letzten Jahre stiegen Immobilienpreise deshalb um ein Vielfaches schneller als die Mieten. Aktienkurse kletterten viel stärker als die Erträge der Firmen. Was passiert, wenn mit der Inflation künftig auch die Schwerkraft zurückkommt? Sicher wird im Jahr 2017 wohl nur die Unsicherheit sein.

Herzlichst,

unterschrift-kmKlaus Meitinger
Chefredakteur

unterschrift-eckesMoritz Eckes
Herausgeber

Verlagsanschrift

  • Private Wealth GmbH & Co. KG
    Montenstrasse 9 - 80639 München
  • +49 (0) 89 2554 3917
  • +49 (0) 89 2554 2971
  • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Sprachen

Soziale Medien