ifo-Konjunkturerwartungen weiter rückläufig.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
das ifo-Geschäftsklima des Monats Juli brachte keine Trendwende. Die für uns wichtigste Komponente – die in die Zukunft gerichteten Erwartungen in der Industrie – ist nun acht Mal in Folge zurückgegangen.
Dass sich die ifo-Konjunkturuhr noch immer im Boom-Quadranten hält, ist den historisch hohen Werten vom Anfang des Jahres geschuldet. Schritt für Schritt bewegt sich dieser Indikator nun aber in Richtung Abschwung. Auch die ifo-Konjunkturampel steht nun schon im fünften Monat nacheinander auf „Rot“. Rote Ampelwerte lassen eine Kontraktion der Wirtschaft wahrscheinlicher erscheinen als eine Expansion.
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Solange es zu keiner Trendwende bei den Geschäftserwartungen kommt müssen wir weiter davon ausgehen, dass wir gerade den Beginn eines wirtschaftlichen Abschwungs erleben. Es ist deshalb weiterhin angezeigt, bei Aktienanlagen sehr vorsichtig zu bleiben.
Allerdings gibt es auch zwei Silberstreifen am Horizont. Nach sieben Rückgängen in Folge sind die Exporterwartungen der Industrie im Juli erstmals wieder gestiegen. Interessant: Dieses Ergebnis kam zustande, bevor das Treffen zwischen Juncker und Trump Hoffnungen weckte, dass die beiden größten Volkswirtschaften der Welt in konstruktive Verhandlungen zum Abbau von Handelsbarrieren einsteigen, anstatt sich weiterhin gegenseitig mit Zöllen und Gegenzöllen zu bedrohen.
Entspannt sich die Situation im Handelskonflikt tatsächlich, lässt sich durchaus auch eine viel optimistischere Perspektive für die deutsche Wirtschaft entwickeln. Die Kapazitätsauslastung liegt bei vergleichsweise hohen 87,7 Prozent. Eigentlich müsste die Industrie nun investieren. Noch halten sich die Unternehmer aber verständlicherweise zurück. Wird dieser Knoten durchschlagen, könnte sich die Konjunkturperspektive schnell wieder bessern. Die im Rahmen der ifo-Umfrage erhobenen Daten zu den Geschäftserwartungen werden eine Indikation dafür geben.
Wir haben parallel zur Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimas für Sie auch den Kapitalmarktseismografen des Teams um Professor Dr. Rudi Zagst und Oliver Schlick gecheckt. Von diesem Indikator erhoffen wir uns Hinweise auf die Richtung der kurzfristigen Schwankungen um den langfristigen Trend, der von den ifo-Daten vorgegeben wird.
Wie Sie wissen, unterscheidet der Kapitalmarktseismograf zwischen drei Phasen: "grün" (ruhiger Markt = Kaufen), "gelb" (turbulenter Markt mit positiver Erwartung = Investieren, aber mit Absicherung) und "rot" (turbulenter Markt mit negativer Erwartung = Nicht Investieren).
Der Seismograf zeigt nun schon seit geraumer Zeit ein entspanntes Bild. Die Wahrscheinlichkeit für einen ruhigen, positiven Aktienmarkt („grün“) liegt weiter sehr hoch bei 90 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für einen turbulenten, volatilen Markt mit positivem Trend („gelb“) hält bei 2 Prozent. Und die Wahrscheinlichkeit für einen Bärenmarkt („Rot”) liegt bei geringen 8 Prozent zurück.
Fazit:
Der private-wealth-Börsenindikator schlägt angesichts des stetigen Rückgangs der Geschäftserwartungen seit Ende Februar nur noch eine Aktienquote zwischen Null und 30 Prozent vor. Angesichts der positiven Indikationen des Kapitalmarktseismografenist es allerdings angebracht, sich derzeit näher an den 30 Prozent zu positionieren.
Ein Risiko für Anleger bleibt in dieser Situation. Sollten sich die Aussichten rasch wieder bessern – wir hatten die Logik weiter oben skizziert – würde der ifo-Indikator wohl erst sehr spät ein neuerliches Kaufsignal geben. Dazu wäre schließlich ein dreimaliger Anstieg nötig. Wir behalten das für Sie im Auge,
Ihr
Klaus Meitinger{/mprestriction}
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