„Beginnt der Showdown?“
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Lage spitzt sich zu. Zum zweiten Mal hintereinander sind die Geschäftserwartungen in der Industrie zurückgegangen. Ein dreimaliger Rückgang in Folge würde im private-wealth-Börsenmodell ein Verkaufssignal auslösen. Wir warten deshalb sehr gespannt auf die Ergebnisse der ifo-Konjunkturumfrage im Februar.
Diese Eintrübung der Zukunftsperspektiven ist in der allgemeinen Euphorie etwas untergegangen. Schließlich stieg der Geschäftsklimaindex insgesamt wieder auf den zuletzt im November erreichten Rekordwert.
Der Hintergrund: Das ifo-Geschäftsklima ist eine Mischung aus der aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate. Die Lage wird derzeit mit Abstand so gut bewertet wie noch nie. Deutschland erlebt also momentan einen Super-Boom. Deutlich zeigt dies die Ifo-Konjunkturuhr, in der die Lagebeurteilung mittlerweile fast schon am rechten Rand „anstößt (siehe Grafik).
Die Lagebeurteilung hat das Klima nach oben gezogen und die Erwartungskomponente überkompensiert.
Interessant ist: In der Regel bewegen sich Lage und Erwartungen in die gleiche Richtung. Geht die Schere auseinander, hat dies zunächst einen einfachen Grund. Die Lage ist so gut, dass sich die befragten Unternehmer einfach nicht vorstellen können, dass es noch besser werden kann. Ändern ein paar von ihnen ihr Votum von „das Geschäft wird besser“ in „es bleibt gleich gut“, geht die Erwartungskomponente schon zurück. Ein bisschen funktionieren Lage und Erwartung also auch wie kommunizierende Röhren. Je besser die Lage, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Erwartungen noch höher geschraubt werden.
Es kann also durchaus sein, dass sich im nächsten Monat die Lage etwas verschlechtert, die Erwartungen aber wieder steigen – und sich die deutsche Wirtschaft noch lange im Boom-Bereich bewegen wird.
Sollten die Erwartungen auch im Februar wieder zurückgehen, wird es allerdings Ernst. In rund zwei Dritteln aller Fälle zeigte ein dreimaliger Rückgang eine konjunkturelle Trendwende an. Die Lage folgte dann den Erwartungen nach unten. Deshalb gelten die Ergebnisse der Ifo-Konjunkturumfrage auch als exzellenter Frühindikator.
Für Aktienanleger wäre eine derartige Entwicklung fatal. Derzeit geht die überwältigende Mehrheit der Marktkommentatoren davon aus, dass sich Wachstum und Gewinnentwicklung bei den Firmen in Zukunft weiter beschleunigen werden. Entsprechend hoch sind die Kurse bewertet. Würde es in Zukunft entgegen der Hoffnungen der Anleger doch nicht viel besser, drohen empfindliche Rückschläge.
Noch ein Punkt irritiert uns: In den vergangenen Tagen sind die Volatilitätsindizes und die Aktienkurse gleichzeitig gestiegen. Das ist ungewöhnlich, gelten die Volatilitätsindizes doch als „Angst-Indikatoren“. Sie steigen in der Regel, wenn die Kurse fallen.
Als eine Erklärung wird uns aus dem Netzwerk genannt, dass sich mehr Anleger als bisher am Terminmarkt gegen Kursrückschläge absichern. Die Investoren sind offenbar nervöser als die Kommentatoren und die Strategen, die nur über die Märkte schreiben.
Fazit:
Der private-wealth-Börsenindikator bleibt zwar weiter investiert. Denn insgesamt bewegt sich die deutsche Wirtschaft noch klar im Boom-Quadranten der Ifo-Konjunkturuhr. Und auch die ifo-Konjunkturampel steht weiter auf Grün. Aber das Unbehagen wächst. Ernsthafte Sorgen würden wir uns machen, falls die Geschäftserwartungen der deutschen Industrie im Februar noch einmal fallen.
Angesichts der sehr ambitionierten Bewertung vieler Aktien schlägt das Modell weiter nur eine Aktienquote von 60 Prozent desjenigen Aktienanteils vor, den der jeweilige Investor als langfristig angemessen erachtet.
Ihr
Klaus Meitinger
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