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  • Klaus Meitinger

Seismograf trotzt Trump-Crash.

Da die Konjunkturkomponente im private-wealth-Börsenindikator sehr träge reagiert – die Daten zu den ifo-Geschäftserwartungen werden nur einmal im Monat erhoben – verlassen wir uns bei Veränderungen der Börsenwetterlage zwischen diesen Terminen auf den Kapitalmarktseismografen, der alle vier Tage von Oliver Schlick, Secaro, berechnet wird.

Ende März schrieben wir: „Anfang April wird deutlich werden, wie die „reziproken“ Zölle Donald Trumps konkret ausgestaltet sind. Der Seismograf – so hoffen wir – wird uns im Fall des Falles in die Lage versetzen, zeitnah darauf zu reagieren.“

Wir haben deshalb die Entwicklung des Seismografen in den vergangenen Tagen sehr genau beobachtet. Bemerkenswert ist: Trotz des dreitägigen Ausverkaufs an den Börsenbleibt die Wahrscheinlichkeitslandschaft günstig. Der Seismograf gibt kein Ausstiegssignal.

Wie Sie wissen, ist das Ziel des Seismografen, vor großen, existenzbedrohenden Einschlägen an den Börsen zu warnen, damit die Aktienpositionen rechtzeitig reduziert werden können. „Dabei ist aber die große Kunst, nicht zu sensibel auf Marktschwankungen zu reagieren. Dabei zahlt man in der Regel lediglich ein,“, erklärt Oliver Schlick.

Um zu einer wissenschaftlich fundierten Einschätzung der Lage zu kommen, unterscheidet der Kapitalmarktseismograf je nach Entwicklung verschiedener Inputvariablen zwischen drei Phasen: Grün signalisiert ein ruhiges Umfeld, in dem Anleger entspannt investieren können. Gelb bedeutet positiv turbulenter Markt mit höheren Schwankungen. Rot beschreibt die Wahrscheinlichkeit für negative Turbulenzen. Bei hohen Werten droht ein deutlicher Kurseinbruch. Die Logik: „Je niedriger die Wahrscheinlichkeit für negative Turbulenzen, umso höher die empfohlene Aktienquote“, erläutert Schlick

Aktuell halten sich die positiven Wahrscheinlichkeiten grün und gelb in etwa die Waage und bringen es immer noch auf rund 90 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für negative Turbulenzen ist zwar in den letzten Wochen gestiegen, bleibt jedoch insgesamt niedrig. „Der Seismograf ist also nicht im Panikmodus. Der Beginn einer richtigen, fundamentalen Krise, die in einen Bärenmarkt münden würde, lässt sich aus den Input-Faktoren zur Zeit nicht ableiten“, informiert Oliver Schlick und erklärt: „Die Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen sind nur leicht erhöht, die Konjunkturfrühindikatoren halten sich noch stabil, die Zinsstrukturkurven sind nicht extrem auffällig. Nur die höhere Volatilität verschiebt die Wahrscheinlichkeit – vor allem aber in Richtung positiver Turbulenzen.“

Den Crash an den Aktienmärkten führt auch Schlick auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Verbindung mit der US-Zollpolitik zurück. Vor allem das volatile Agieren Trumps macht ihm Sorgen: „Inkonsistenz schafft Unsicherheit und Unsicherheit hassen die Märkte – so konnte man das unlängst lesen“ sagt Schlick. Insgesamt könne das aber auch bedeuten, dass sich das Bild jederzeit wieder ändern kann. „Dann steht der Markt zehn Prozent höher und wer vorher ausgestiegen ist, kommt nur zu deutlich höheren Kursen zurück. Insofern ermutigt der Seismograf derzeit noch zur Gelassenheit.“

Das Fazit für Anleger:

Ende März hielten wir es noch für sehr wahrscheinlich, dass sich die Geschäftserwartungen in der Industrie – Signalgeber für die Konjunkturkomponente des Börsenindikators – im April zum dritten Mal hintereinander verbessern würden. In diesem Fall hätte die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators von Rot auf Grün geschaltet.

In Antizipation dieser Trendwende hielten wir es für angemessen, den Korridor für die Aktienquote vorsorglich in zwei Schritten von 45 bis 75 Prozent auf 65 bis 95 Prozent zu erhöhen.

Diese Hoffnung hat Trumps Zollhammer nun vermutlich zerschlagen. Wir müssen Stand heute davon ausgehen, dass sich die Stimmung in den Chefetagen wieder verschlechtert und die Konjunkturkomponente des Börsenindikators weiter auf Rot bleibt. Da sich die Bewertungen am deutschen Aktienmarkt nach den jüngsten Kursrückgängen deutlich verbessert haben – der DAX ist nun wieder fair, Nebenwerte sind deutlich unterbewertet –, schlägt das Modell heute einen Korridor für die Aktienquote von 55 und 85 Prozent des

individuell vorgesehenen Aktienanteils vor.

Innerhalb dieses Korridors definiert der Kapitalmarktseismograf – neben Konjunktur und Bewertung die dritte Komponente im private-wealth-Börsenindikator – die genaue Aktienquote.  Da dieser sich derzeit von den Trump’schen Aktionen nicht beirren lässt, bleibt die konkrete Aktienquote weiter am oberen Rand des Korridors. Sie reduziert sich also nur von 95 auf 85 Prozent.

Ein Beispiel: Für Anleger, die in der strategischen Aufteilung ihrer Vermögenswerte eine Aktienquote von 50 Prozent als optimal erachten, würde das Modell vorschlagen, 42,5 Prozent in Aktien zu investieren (85 Prozent von 50 Prozent ergibt eine Aktienquote von 42,5 Prozent). Der Cash-Anteil, 7,5 Prozent, steht zur Verfügung, um bei weiteren Rückschlägen günstiger kaufen zu können.

Herzlichst,

Ihr

Klaus Meitinger

Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben zum private-wealth-Börsenindikator dienen allein der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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