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  • Klaus Meitinger

Die konjunkturelle Trendwende ist zum Greifen nah.

Vor einem Monat hatte wir Sie auf eine wahrscheinliche konjunkturelle Trendwende in Deutschland und eine positive Reaktion der Börse auf die Bundestagswahl hingewiesen. Wir schrieben an dieser Stelle:

„Nun ist klar, dass eine CDU/CSU/SPD - Koalition die wahrscheinlichste Variante für die neue Regierung darstellt. Gemeinsam ist ihnen zuzutrauen, eine Wirtschaftswende zu schaffen, die beiden Parteien schon einmal – 1982/83 und 2003 – unter der alleinigen Federführung gelang. In dieser politischen Konstellation scheint auch eine Reform der Schuldenbremse sehr wahrscheinlich. Richtig gemacht könnte sie den dringend benötigten Schub bei den Investitionen mit entsprechenden Multiplikatoreffekten auslösen. Wir halten es deshalb für sehr wahrscheinlich, dass sich die Geschäftserwartungen in der Industrie im kommenden Monat weiter verbessern werden.“

So ist es gekommen. Ein gigantisches Schuldenpaket ist verabschiedet, bis Ostern soll die Regierungsbildung abgeschlossen sein.

Das ifo-Geschäftsklima honoriert diese Entwicklung wie erwartet. Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland, schreiben die Münchner Wirtschaftsforscher aktuell, habe sich im März aufgehellt. Die deutsche Wirtschaft hoffe auf Besserung.

Dass die Skepsis in den Chefetagen abnimmt, wird besonders im Index der Geschäftserwartungen in der Industrie deutlich, der für den private-wealth-Börsenindikator so wichtig ist. Dieser hatte sich schon im Februar signifikant von Minus 24,9 Punkte auf Minus 18,1 Punkte verbessert. Im März folgte nun ein weiterer großer Sprung auf nur noch Minus 10,8 Punkte (Grafik unten).

2503 Chart Verarb Gewerbe

Sie wissen: Drei Verbesserungen in Folge bei den Geschäftserwartungen galten in der Vergangenheit unter Wirtschaftsforschern als eindeutige Trendwende in der deutschen Konjunktur. In diesem Fall schaltet deshalb auch die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators automatisch auf Grün.

Wir sind sehr zuversichtlich, dass dieser Punkt im April erreicht wird. Denn viele der vom ifo-Institut befragten Unternehmenslenker konnten wahrscheinlich zum Zeitpunkt ihrer Antwort auf die aktuelle Umfrage noch gar nicht wissen, dass das gigantische Schuldenpaket der (neuen) Regierung vom (alten) Bundestag und vom Bundesrat durchgewinkt werden würde.

Nun warten wir gespannt auf die konkrete Ausgestaltung der Wirtschaftsagenda 2030. Erfolg und Misserfolg lassen sich daran festmachen, ob es gelingt, die Weichen für ein langfristig höheres Potenzialwachstum in Deutschland zu stellen. Konsumtive oder pseudo-investiv Ausgaben – Soziales, Löhne, Pendlerpauschalen, Mütterrenten – wären dabei kontraproduktiv. Je mehr Mittel aus dem Infrastrukturfonds in echte öffentliche Investitionen und Anreize für private Investitionen fließen, desto größer wird der positive Effekt für die Wirtschaft ausfallen. Kommen dazu noch die lang überfälligen, beherzten Strukturreformen – schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie, steuerliche Entlastung der Unternehmen – bekäme Deutschland wohl tatsächlich die Kurve.

Wir trauen es den handelnden Personen zu, diese Herausforderung zu bestehen. In diesem Fall wäre es sehr wahrscheinlich, dass sich die Geschäftserwartungen in der Industrie im kommenden Monat noch weiter verbessern und die Trendwende in der deutschen Konjunktur und vor allem in der Industrie dann sozusagen „offiziell“ wird.

Das Fazit für Anleger:

Die Konjunktur, speziell die Geschäftserwartungen der deutschen Industrie, und die Marktbewertung des DAX definieren gemeinsam den strategischen Korridor für die Aktienallokation des private-wealth-Börsenindikators.

Die Konjunkturkomponente des Börsenindikators steht zwar rein technisch aktuell noch auf „Rot“, wir schätzen die Wahrscheinlichkeit aber sehr hoch ein, dass sie im April auf „Grün“ wechseln wird und tragen dem schon in der Anlagestrategie Rechnung.

Vor einem Monat hatten wir zum Beispiel darauf hingewiesen, dass der deutsche Aktienmarkt erste Hinweise auf eine wirtschaftliche Trendwende - vor allem bei den kleinen und mittleren Werten - zügig honorieren würde. Darum schien es uns damals angemessen, die Aktienquote vorsorglich zu erhöhen. Das hat sich ausgezahlt. Heute machen wir einen weiteren Schritt in dieser Richtung.

Nicht ganz so positiv wie die Konjunkturentwicklung ist allerdings die Bewertung des deutschen Aktienmarktes. Mittlerweile notiert dieser in seiner Gesamtheit 10-20 Prozent oberhalb seines „fairen Wertes”.

Dabei sind weiter große Unterschiede festzustellen. Der DAX ist deutlich überbewertet. Die Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen dagegen sind noch immer unterbewertet.

Für Sie ist wichtig: Werden beide Faktoren – Konjunktur und Bewertung – kombiniert, würde der Börsenindikator den Korridor für die Aktienquote nach einer vollzogenen Trendwende in der Konjunktur auf 75 bis 100 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils festlegen.

Angesichts der vielversprechenden Ausgangslage hatten wir es deshalb vor einem Monat für vertretbar gehalten, den Korridor in einem ersten Schritt von 45 bis 75 Prozent auf 55 bis 85 Prozent anzuheben. Nun scheint es angemessen, diesen weiter auf 65 bis 95 Prozent zu erhöhen. Aufgrund der Bewertung konzentrieren wir uns bei der Ausweitung des Aktienengagements auf die Segmente der kleinen und mittleren Unternehmen.

Innerhalb des oben beschriebenen Korridors definiert der Kapitalmarktseismograf – neben Konjunktur und Bewertung die dritte Komponente im private-wealth-Börsenindikator – die genaue Aktienquote.  Diese Ergänzung ist so wertvoll, weil über den Seismografen die oftmals schnell wechselnde internationale Börsenstimmung eingefangen werden kann. Anfang April wird zum Beispiel deutlich werden, wie die „reziproken“ Zölle Donald Trumps konkret ausgestaltet sind. Der Seismograf – so hoffen wir – wird uns im Fall des Falles in die Lage versetzen, zeitnah darauf zu reagieren.

Aktuell hat sich die Wahrscheinlichkeitslandschaft des Seismografen wenig verändert. Seit Monaten fällt das Ergebnis, das Oliver Schlich, Secaro, errechnet, sehr positiv aus. Deshalb bleibt die Aktienquote im private-wealth-Börsenindikator weiter am oberen Rand des strategischen Korridors und steigt nun von 85 auf 95 Prozent.

Ein Beispiel: Für Anleger, die in der strategischen Aufteilung ihrer Vermögenswerte eine Aktienquote von 50 Prozent als optimal erachten, würde das Modell vorschlagen, 47,5 Prozent in Aktien zu investieren (95 Prozent von 50 Prozent ergibt eine Aktienquote von 47,5 Prozent). Der Cash-Anteil, 2,5 Prozent, steht zur Verfügung, um bei etwaigen Rückschlägen günstiger kaufen zu können.

Herzlichst,

Ihr

Klaus Meitinger

Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben zum private-wealth-Börsenindikator dienen allein der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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