Die Chance auf einen Aufschwung lebt.
Das ifo-Geschäftsklima des Monats Februar brachte die Verbesserung, die wir schon im letzten Monat erwartet hatten. Vor vier Wochen hatten wir darauf hingewiesen, dass Deutschland schon zwei Mal eine Wirtschaftswende gelungen ist — 1982/83 in einer unionsgeführten Regierung und 2003 unter Führung der SPD. Warum, fragten wir damals, sollte das nicht wieder gelingen?
Mittlerweile kommen offenbar auch einige Wirtschaftslenker zu dieser Einschätzung. Der für den private-wealth Börsenindikator so wichtige Index der Geschäftserwartungen in der Industrie verbesserte sich deutlich von Minus 24,9 Punkte auf Minus 18,7 Punkte. Das ist ein erster, wichtiger Schritt. Drei Verbesserungen in Folge gelten als Trendwende in der deutschen Industriekonjunktur. Dadurch würde auch die Konjunkturkomponente des Börsenindikators von „Rot“ auf „Grün“ drehen. Die Chance darauf ist nun eindeutig vorhanden.
Besonders wichtig: Die vom info-Institut befragten Unternehmenslenker kannten zum Zeitpunkt der Umfrage natürlich den Wahlausgang noch nicht. Nun ist klar, dass eine CDU/CSU/SPD - Koalition die wahrscheinlichste Variante für die neue Regierung darstellt. Gemeinsam ist ihnen zuzutrauen, das zu schaffen, was beiden Parteien einmal schon unter der alleinigen Federführung gelang. Wir halten es deshalb für sehr wahrscheinlich, dass sich die Geschäftserwartungen in der Industrie im kommenden Monat weiter verbessern werden.
Einen zusätzlichen Aspekte gilt es zu beachten. In dieser politischen Konstellation scheint eine Reform der Schuldenbremse sehr wahrscheinlich. Richtig gemacht könnte sie den dringend benötigten Schub bei den Investitionen mit entsprechenden Multiplikatoreffekten auslösen. Das wiederum hätte zusätzlich anhaltend positive Effekte auf das Geschäftsklima und den private-wealth Börsenindikator.
Das Problem: Rein technisch braucht es drei Verbesserungen bei den Geschäftserwartungen, bis gesichert von einer konjunkturellen Trendwende ausgegangen werden könnte. Dies wäre frühestens Ende April der Fall. Verdichtet sich in den nächsten Wochen aber die Perspektive auf eine echte Trendwende, würde der deutsche Aktienmarkt dies - vor allem bei den kleinen und mittleren Werten - zügig honorieren. Es scheint darum angemessen, heute schon - sozusagen vorsorglich - die Aktienquote in diesem Bereich zu erhöhen.
Das Fazit für Anleger:
Die Konjunktur, speziell die Geschäftserwartungen der deutschen Industrie, und die Marktbewertung des DAX definieren den strategischen Korridor für die Aktienallokation des private-wealth-Börsenindikators.
Die Konjunkturkomponente des Börsenindikators steht zwar noch auf „Rot“, wir schätzen die Wahrscheinlichkeit aber sehr hoch ein, dass sie im April auf „Grün“ wechseln wird. Dies ist eine ungewöhnliche Ausgangslage. Denn da der deutsche Aktienmarkt insgesamt leicht oberhalb seines „fairen Wertes” notiert, würde der Korridor für die Aktienquote dann von aktuell 45 bis 75 Prozent in Richtung 75 bis 100 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils steigen. Erweist sich unsere Einschätzung als richtig, wäre zwischenzeitlich wohl deutliche Kursgewinne zu erwarten. Wir halten es deshalb für vertretbar, den Korridor schon jetzt in einem ersten Schritt vorsorglich auf 55 bis 85 Prozent anzuheben.
Seit geraumer Zeit ist allerdings der Vergleich des von uns berechneten fairen Wertes des deutschen Aktienmarktes mit dem DAX erheblich erschwert. Der DAX wird fast ausschließlich von einer Handvoll Titeln nach oben gezogen. Diese glorreichen deutschen Fünf sind überbewertet, der Rest des DAX ist fair oder unterbewertet. Ausserdem sind viele Titel aus der zweiten und dritten Reihe zum Teil deutlich unterbewertet. Wir konzentrieren uns bei der Ausweitung des Aktienengagements auf diese Segmente das Aktienmarktes.
Innerhalb des oben beschriebenen Korridors definiert der Kapitalmarktseismograf – neben Konjunktur und Bewertung die dritte Komponente im private-wealth-Börsenindikator – die genaue Aktienquote. Seit langer Zeit ist die Wahrscheinlichkeitslandschaft des Seismografen sehr positiv. Daran hat sich auch jüngst nichts geändert. Deshalb bleibt die Aktienquote im private-wealth-Börsenindikator am oberen Rand des strategischen Korridors und steigt nun von 75 auf 85 Prozent.
Ein Beispiel: Für Anleger, die in der strategischen Aufteilung ihrer Vermögenswerte eine Aktienquote von 50 Prozent als optimal erachten, würde das Modell vorschlagen, 42,5 Prozent in Aktien zu investieren (85 Prozent von 50 Prozent ergibt eine Aktienquote von 42,5 Prozent). Der Cash-Anteil, 7,5 Prozent, steht zur Verfügung, um bei etwaigen Rückschlägen günstiger kaufen zu können.
Herzlichst,
Ihr
Klaus Meitinger
Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben zum private-wealth-Börsenindikator dienen allein der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.