Seismograf geht in die Offensive.
Eine kleine Osterüberraschung lieferte der Kapitalmarktseismograf. Passend zum Fest scheinen sich die Gewitterwolken allmählich zu verziehen. „Die lange anhaltende Dominanz der negativen Turbulenzwahrscheinlichkeit ist beendet. Positive und negative Turbulenzwahrscheinlichkeit (Gelb und Rot) sind nun in etwa gleichauf. In einem derartigen Szenario ist es angebracht, Aktien im Depot überzugewichten“, informiert Oliver Schlick, der für die Secaro GmbH die Signale des Seismografen in Allokationsvorschläge übersetzt.
Wie sie wissen, kombiniert der Seismograf verschiedene ökonomische Variablen – Konjunkturfrühindikatoren, Zinsentwicklungen oder auch die Kursschwankungen an den Aktienmärkten. Daraus werden die Wahrscheinlichkeiten für drei Marktzuständen im nächsten Monat destilliert. Grün steht für die Erwartung eines ruhigen, positiven Marktes. Dominiert Grün, sollten Anleger in Aktien investieren. Gelb bezeichnet die Wahrscheinlichkeit für einen turbulent-positiven Markt – Investieren, aber mit Augenmaß. Und Rot zeigt die Wahrscheinlichkeit für einen turbulent-negativen Markt. Dann ist Abstinenz bei Aktienanlagen angesagt
Dass der Seismograf jetzt seine defensive Grundhaltung allmählich aufgibt, hat Gründe. „Zwei wichtige Variablen bei der Berechnung des Seismografen haben sich geändert“, erläutert Schlick: „Erstens hat der Konjunkturindikator der OECD sein tiefstes Niveau verlassen und ist nun weniger stark negativ ausgeprägt. Dieser bewährte Indikator für das Weltwirtschaftsklima signalisiert also eine allgemeine Beruhigung der ökonomischen Weltlage. Zweitens hat sich das Zinsbild entspannt. Marktdaten lassen den Schluss zu, dass das Lager derer, die ein baldigen Endes der restriktiven Geldpolitik der FED erwarten, nun immer größer wird. Die schwache Entwicklung der US-Stellenangebote wird zum Beispiel als erster Hinweis darauf gewertet, dass die Zinserhöhungen nun (endlich) auf den Arbeitsmarkt wirken. Entweicht der über die Lohnentwicklung aufgebaute Druck im Inflationskessel nun langsam, könnte der Gipfel bei den US-Leitzinsen tatsächlich fast erreicht sein“.
Aktuell verändert sich offenbar gerade das Narrativ an den Aktienmärkten. Die Erwartung, dass die „Operation Inflationsbekämpfung“ tatsächlich gelingen kann, ohne eine Rezession hervorzurufen, bekommt immer mehr Anhänger. „Das bedeutet zwar nicht, dass die turbulenten Zeiten an den Aktienmärkten vorbei sind. Aber die große Gefahr scheint gebannt. Die düstere Variante – Turbulenz mit negativem Unterton – ist nun weniger wahrscheinlich,“ schließt Schlick.
Das Fazit:
Die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators steht auf Grün und die Bewertung des deutschen Aktienmarktes liegt weiterhin unter seinem fairen Wert. Deshalb definiert der Börsenindikator aktuell einen strategischen Korridor bei der Aktienanlage zwischen 65 und 95 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils.
Innerhalb dieser Bandbreite orientieren wir uns an den Ergebnissen des Kapitalmarktseismografen. Weil der Seismograf nun eine Übergewichtung von Aktien vorschlägt, bewegt sich die vom private-wealth-Börsenindikator vorgeschlagene Aktienquote in Richtung des oberen Randes des strategischen Korridors. Konkret erhöht sich die Quote von bislang 80 auf 88 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils.
Dieser Hinweis auf den individuell vorgesehenen Aktienanteil ist uns wichtig. Modelle wie der private-wealth-Börsenindikator können sich immer nur an ökonomischen Daten orientieren. Wie hoch die individuelle Aktienquote in Zeiten des Krieges sein soll, muss jeder Anleger anhand der eigenen Risikoneigung und -tragfähigkeit entscheiden.
Herzlichst,
Ihr
Klaus Meitinger
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