Verbesserung beim Seismograf „über Bande“.
An den Kapitalmärkten läuft es manchmal nicht so, wie es auf den ersten Blick logisch erscheint. In den vergangenen Tagen verunsicherten Nachrichten aus dem Bankensektor die Anleger. Eigentlich stellt das Bankenbeben einen neuen, zusätzliche Risikofaktor für die Börsen dar, der – so die Vermutung – auch die Gewitterwahrscheinlichkeit beim Kapitalmarktseismografen erhöhen könnte.
Gleichzeitig gingen aber die Renditen von US-Staatsanleihen mit fünf Jahren Laufzeit zurück, weil die Marktteilnehmer damit rechnen, dass der Zinshöhepunkt in diesem Zyklus angesichts des Stresses im Finanzsektor nun früher erreicht werden könnte, als bisher erwartet. „Da die US-Renditen einen wichtigen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung beim Seismografen haben, sorgte dies für einen deutlichen Anstieg der „gelben“ Wahrscheinlichkeit zu Lasten von „Rot“. Per Saldo hat sich die Lage beim Seismografen so sogar etwas verbessert,“ erklärt Oliver Schlick, der für die Secaro GmbH die Signale des Seismografen in Allokationsvorschläge übersetzt.
Wie sie wissen, kombiniert der Seismograf verschiedene ökonomische Variablen – Konjunkturfrühindikatoren, Zinsentwicklungen oder auch die Kursschwankungen an den Aktienmärkten. Daraus werden die Wahrscheinlichkeiten für drei Marktzuständen im nächsten Monat destilliert. Grün steht für die Erwartung eines ruhigen, positiven Marktes. Dominiert Grün, sollten Anleger in Aktien investieren. Gelb bezeichnet die Wahrscheinlichkeit für einen turbulent-positiven Markt – Investieren, aber mit Augenmaß. Und Rot zeigt die Wahrscheinlichkeit für einen turbulent-negativen Markt. Dann ist Abstinenz bei Aktienanlagen angesagt
Seit geraumer Zeit war die rote Wahrscheinlichkeit mit Werten zwischen 80 und 95 Prozent klar beherrschend gewesen. Gelb und grün spielten kaum eine Rolle. In den letzten Wochen ging die rote Wahrscheinlichkeit nun sukzessive in Richtung zwei Drittel zurück – im gleichen Maß stieg „Gelb“ an.
„Eigentlich ist das eine positive Entwicklung. Ich muss aber trotzdem darauf hinweisen, dass die Situation unsicher bleibt“, sagt Schlick: „Sollte sich zum Beispiel die Bankenkrise verschärfen, wäre dies ein echtes Problem für die Märkte. Würde sich die Situation im Finanzsektor dagegen entspannen, dürften auch die Zinsen wieder steigen und der switch von Rot in Richtung Gelb könnte schnell wieder revidiert werden.“
In dieser Konstellation – unsichere Lage, Anstieg von „Gelb“ bei anhaltender Dominanz der „roten“ Wahrscheinlichkeit – rät Schlick, auf der Hut zu bleiben, die Defensive aber ein Stück zu lockern: „Noch ist es zu früh für Entwarnung. Trotzdem lässt sich aus der Gesamtkonstellation der Indikatoren nun nur noch eine leichte Untergewichtung für Aktien ableiten. Die Daten des Seismografen rechtfertigen es, die Aktienquote etwas zu erhöhen.“
Das Fazit:
Die Konjunkturampel des private-wealth-Börsenindikators steht auf Grün und die Bewertung des deutschen Aktienmarktes liegt weiterhin unter seinem fairen Wert. Deshalb definiert der Börsenindikator aktuell einen strategischen Korridor bei der Aktienanlage zwischen 65 und 95 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils.
Innerhalb dieser Bandbreite orientieren wir uns an den Ergebnissen des Kapitalmarktseismografen. Weil der Seismograf aktuell nur noch leicht untergewichtet positioniert ist, bewegt sich die vom private-wealth-Börsenindikator vorgeschlagene Aktienquote sukzessive in die Mitte des strategischen Korridors. Konkret erhöht sich die Quote von bislang 74 auf 77 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils.
Dieser Hinweis auf den individuell vorgesehenen Aktienanteil ist uns wichtig. Modelle wie der private-wealth-Börsenindikator können sich immer nur an ökonomischen Daten orientieren. Wie hoch die individuelle Aktienquote in Zeiten des Krieges sein soll, muss jeder Anleger anhand der eigenen Risikoneigung und -tragfähigkeit entscheiden.
Herzlichst,
Ihr
Klaus Meitinger
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