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  • Klaus Meitinger

Wie tief wird die Rezession?

BörsenindikatorNachdem die Ökonomen in den letzten Wochen nur in kleinen Schritten ihre Wachstumsprognosen nach unten revidiert haben, schlug das Münchner ifo-Institut nun einen Pflock ein, der in etwa zeigt, was in den nächsten Wochen auf die deutsche Wirtschaft zukommt (https://www.ifo.de/node/53925).

Aktuell stellt das ifo-Institut zwei alternative Prognosen vor. Ein „sehr sehr günstiges“ Szenario mit geringen Produktionseinschränkungen würde einen Rückgang des realen Sozialproduktes um 1,5 Prozent bringen. Dabei waren allerdings Produktionsstilllegungen, die ja nun schon eigetreten sind, nicht berücksichtigt. Größere Produktionseinschränkungen dagegen würden 2020 schon zu einer Schrumpfung um 6 Prozent führen. Dieser Einbruch fiele dann noch um einen Prozentpunkt schlimmer aus als in der Finanzkrise des Jahres 2009.

Es kann, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest auf der Pressekonferenz der Münchner, aber auch noch schlimmer kommen.

Eine Orientierungshilfe gibt Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturabteilung des Ifo-Instituts: „Würde die Produktion für einen Monat im gesamten Land um 25 Prozent zurückgefahren, kostet das 2 Prozentpunkte des gesamten Wachstums eines Jahres. Je länger man die Produktion stilllegt oder je mehr Unternehmen die Produktion stilllegen, desto gravierender ist es. Dann kommt man schnell von Minus 1,5 auf Minus sechs Prozent oder gar noch weniger.“

In diesem Zusammenhang ist eine aktuelle Studie des Imperial College in London beachtenswert. Die Autoren gelten als Koryphäen im Simulieren von Infektionswellen. 

Christian Jasperneite, M.M.Warburg, hat uns auf diese Studie hingewiesen und die Ergebnisse zusammengefasst: Solange es keinen Impfstoff gibt bleibe nur der Weg, über Infektion eine Immunisierung eines großen Teils der Gesellschaft zu erreichen. Die riesige Herausforderung werde es dann sein, den Infektionsprozess so zu steuern, dass am Ende zwar etwa 70 Prozent aller Menschen angesteckt wurden, die Gesundheitssysteme aber nicht kollabieren und die Anzahl der Opfer nicht unerträglich hoch ausfällt.

Für die Arbeitsgruppe um Professor Ferguson vom Imperial College ist mathematisch fast unausweichlich, dass diese Infektionswelle in mehreren Phasen „abgearbeitet“ werden muss. Sobald das Gesundheitssystem Gefahr läuft, an seine Grenzen zu kommen, muss das gesellschaftliche Leben zum Erliegen gebracht werden, bis sich die Verhältnisse in den Krankenhäusern wieder normalisieren. Steigen dann die Fallzahlen erneut, muss wiederum für einige Zeit der Ausnahmezustand ausgerufen werden. 

In der Studie werde deshalb ein „adaptives Auslösen“ von Notstandsmaßnahmen simuliert, bis eine weitgehende Immunisierung in der Bevölkerung erreicht ist. Danach führe die jetzt kommende Infektionswelle zu einer fast schon nicht mehr zu beherrschenden Anzahl von Krankheitsfällen bis Mitte April, gefolgt von fünf (!) milderen Wellen mit temporären Notmaßnahmen für jeweils einige Wochen. Dieser Prozess würde sich bis Ende 2021 hinziehen.

Natürlich ist das nur eine Simulation. Sie mahnt Investoren aber doch zur Vorsicht. Denn wer glaube, dass diese Krise in den kommenden Wochen an Dramatik verliere, folgert Jasperneite, habe den Kern der Problematik nicht verstanden.

Sie finden die Studie unter:

https://www.imperial.ac.uk/media/imperial-college/medicine/sph/ide/gida-fellowships/Imperial-College-COVID19-NPI-modelling-16-03-2020.pdf

Eine Einordnung der Simulation gibt auch der Leiter der Virologie in der Berliner Charité, Professor Christian Drosten, in der Folge 16 seines täglichen Coronavirus Update in Zusammenarbeit mit dem NDR. Sie finden das hörenswerte Update in der ARD-Mediathek.

Fazit für Anleger:
Eben hat Italiens Premierminister Conte alle nicht versorgungsrelevanten Betriebe geschlossen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich noch einmal die Konjunkturprognose des ifo-Instituts und die Guideline von Professor Wollmershäuser in Erinnerung zu rufen. Bisher gehen die meisten Investoren am Aktienmarkt nicht davon aus, dass Shutdowns länger anhalten werden. Die Wahrscheinlichkeit steigt leider, dass diese Erwartung korrigiert werden muss.

Seit dem Verkaufssignal des Kapitalmarktseismografen auf einem Niveau zwischen 10800 und 11000 Punkten im DAX rät der private-weath-Börsenindikator nur noch zu einer Aktienquote von 30 Prozent. Konkret sind also aktuell nur noch 30 Prozent des individuell für Aktien vorgesehenen Kapitals am Aktienmarkt investiert. 70 Prozent ist nicht investiert und verbleibt auch als Liquidität in Kasse.

Es wird nun darum gehen, auszuloten, wann und wo dieses Kapital investiert werden sollte.

Wir sind diesbezüglich in engem Austausch mit dem Netzwerk und werden Sie regelmäßig über die Ergebnisse informieren

Passen Sie auf sich auf,

Ihr

Klaus Meitinger

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