„Alles, was ich wissen muss, sagt mir der Markt.“
Seit 41 Jahren verwaltet der Liechtensteiner Alfons Cortés das Vermögen einiger weniger Kunden. Sein Credo: „Ich prognostiziere nicht. Ich kümmere mich nicht um Erträge oder Wachstumsraten. In den Preisen an den Märkten steckt alles, was die Gesamtheit aller Marktteilnehmer denkt, fühlt und weiß. Es genügt, dies präzise zu analysieren, um erfolgreich zu sein.“ Wie funktioniert dieser ungewöhnliche Ansatz?
Das Erste, was beim Gang durch die Büros von Alfons Cortés in Vaduz auffällt, ist, dass nichts auffällt. Keine Researchberichte. Keine Analysen. Keine Nachrichtensysteme. Nichts. „Bei uns hat niemand einen Bloomberg-Monitor“, lächelt Cortés, „das ist strikt verboten.“
Der 66-jährige Vermögensverwalter, der schon im Jahr 1971 seine Investmentboutique Unifinanz gegründet hatte, betrachtet Informationen aus einem besonderen Blickwinkel. „Die meisten Nachrichten sind belanglos, das ist nur Lärm. Darauf zu reagieren, ist ebenso tödlich, wie eine Anlagestrategie auf der Meinung anderer aufzubauen. Ich interessiere mich nicht für diese Art der Information, ich interessiere mich für den Markt. Für die Preisbewegungen von Wertpapieren und Indizes. Wenn die ,fundamentalen‘ Informationen tatsächlich relevant sind, dann werde ich das in diesen Daten sehen.“
Der Markt.
„Wissen Sie, was ein Finanzmarkt ist?“ fragt Cortés: „Ein Finanzmarkt ist ein pfadabhängiges, komplexes System. Das bedeutet: Wir können nicht davon ausgehen, dass ein hoher Preis irgendwann zu einem Kursrückgang führt. Außerdem existiert immer ein dominierender Themenkreis. Der bestimmt lange Zeit allein das Geschehen an der Börse – Nachrichten aus anderen Bereichen bewirken nichts. Irgendwann sagt dann ein wesentlicher Teil der bestimmenden Partei, ich bin mit der Entwicklung nicht mehr einverstanden, ich gehe. In diesem Moment ändert sich das Regime.“ Anders ausgedrückt: Es gibt Trends, die länger dauern, als die meisten denken. Und irgendwann sind sie zu Ende. „Genau“, schmunzelt Cortés, „nur können Sie dies in einem komplexen System eben nicht prognostizieren. Sie können nur beobachten. Unser Modell ist eigentlich eine Meinungsumfrage, die uns hilft, die Gegenwart präzise zu erfassen. Die Kunst ist es, daraus Handlungen zu generieren – kaufen oder verkaufen.“
Um zu erklären, wie das konkret funktioniert, hat Alfons Cortés ein Blatt Papier mitgebracht. Ein einziges. DIN A4. Darauf sind viele kleine Kästchen mit Zahlen, jeweils rot oder grün hinterlegt. Aktienindizes, Sektoren, Währungen.
„Jeden Morgen errechnen wir diesen Marktmonitor. In ihn gehen Kurse ein, relative Preise, Umsätze, Trendindikatoren, wie das Momentum, Volatilitäten – alles so gewichtet, wie wir das für richtig halten. Wir errechnen daraus eine Art Attraktivitätsranking für Länder, Sektoren, Themen und Einzelaktien.“ Grün unterlegt sind die relativ starken, rot die vom Markt als uninteressant betrachteten Bereiche. „Aus der Veränderung dieser Zahlen entsteht unsere Strategie.“
Grundsätzlich ist Cortés immer zu 100 Prozent in Aktien investiert – in den Sektoren und Titeln, die eine hohe Attraktivität aufweisen. „Wenn wir allerdings erkennen, dass sich der grundlegende Trend geändert hat, dass aus einem Bullenmarkt ein Bärenmarkt geworden ist, dann sichern wir den kompletten Bestand durch den Verkauf von Index-Futures ab.“
Das klingt so einfach. Aber funktioniert es auch? Hat Cortés testierte Ergebnisse vorzuweisen? „Nein, die gibt es leider nicht. Dass wir das nie gemacht haben, war wohl ein Fehler.
Deshalb sprechen wir auch nicht über unsere Performance.“ Seine Kunden – „ungefähr 100 vermögende Personen“ – kämen auch ausschließlich auf Empfehlung bestehender Klienten. „Die wissen dann ja, aus welchem Grund wir empfohlen wurden. Außerdem gibt es mich ja schon seit 41 Jahren. Und es hat immer für ein bescheidenes Leben gereicht.“
Das ist als Beleg für den Erfolg des Konzepts natürlich etwas mager. Aber es gibt zum Glück noch einen anderen Weg, dies zu überprüfen. Seit 20 Jahren veröffentlicht Alfons Cortés jeden Samstag in der angesehenen Schweizer Zeitung „Finanz & Wirtschaft“ seine Gedanken. Und auch in Deutschland ist er als Kolumnist des Monatsmagazins „€uro“ bekannt geworden. Was sagen die Journalistenkollegen zu seinem Ansatz?
„Alfons Cortés hat eine beträchtliche Anhängerschaft, die seine Kolumne sehr schätzen“, berichtet Franz Schneider, zuständiger Redakteur bei „Finanz & Wirtschaft“. Und Jörg Lang, der Cortés bei „€uro“ als Ressortleiter betreute, ergänzt: „Er hat die wichtigen Wendepunkte an den Börsen, aber auch bei Währungen und Edelmetallen in den letzten zehn Jahren ziemlich gut getroffen. Ganz anders als andere technisch orientierte Investoren lässt er sich auch nicht von kurzfristigen Kursschwankungen irritieren. Dadurch bleibt er in Aufwärtstrends sehr lange dabei.“
Mittlerweile findet seine Art zu denken offenbar auch in der Wissenschaft Anklang. So publiziert zum Beispiel Professor Thorsten Hens am Institut für Banking und Finance der Universität Zürich regelmäßig über die sogenannte „Evolutionary Finance“. Der Schlüsselgedanke: Erfolgreiche Modelle werden – wie in der Biologie – auch am Kapitalmarkt erkannt und kopiert. Dadurch nützen sie sich ab und werden schließlich von anderen ersetzt. „Die dominierenden Themen ändern sich laufend. Das ist genau das, was wir in den Marktdaten beobachten und in unserer Strategie nutzen“, erläutert Cortés. „Um erfolgreich Kapital anzulegen, genügt es deshalb völlig, die Gegenwart präzise zu beschreiben. Denn es braucht enorm lange, bis sich diese Gegenwart dann wirklich verändert.“
In einer Zeit, in der die Meinungen von Analysten und Volkswirten extrem weit auseinandergehen, ist es interessant, einem zuzuhören, der nicht prognostiziert, sondern grundsätzlich nur auf die Stimme des Markts hört.
private wealth Herr Cortés, wie sieht die Gegenwart an den internationalen Aktienmärkten aus?
Alfons Cortés Unsere Gegenwart begann im März 2009. Seitdem befinden sich die Aktienmärkte weltweit in einem Bullenmarkt. Der wurde letztes Jahr mit einer massiven Korrektur nur kurz unterbrochen. Ich habe damals permanent gesagt, dies sei eine Chance zu kaufen. Denn der 2009er-Bullenmarkt läuft immer noch. Er humpelt, aber er läuft noch. Wir haben keinen Bärenmarkt.
pw Woran haben Sie im August 2011 erkannt, dass dies nicht der Beginn eines Bärenmarktes war?
AC Vor einer Trendwende muss eine von zwei Entwicklungen zu beobachten sein. Es kann erstens zu einer Trendextrapolation kommen. In dieser Phase wächst die Überzeugung, dass das beherrschende Thema – ein Technologie-Boom, ein Immobilienboom – ewig anhält. Die Kurse der Titel, die von diesem Trendthema getragen werden, steigen dann senkrecht. Was da genau passiert, habe ich in meinen zehn Contrarian-Regeln zusammengefasst (www.unifinanz.li/Portals/0/Content/ Die%2010%20Contrarian%20Regeln.pdf).
Alternativ kann es auch eine lange Phase zeitraubender trendloser Volatilität geben. Ein Hin und Her, in dem sich die einzelnen Marktsegmente sehr unterschiedlich entwickeln. Damals war keiner dieser Vorboten eines Trendwechsels vorhanden.
pw Wie erkennen Sie, dass aus derartigen Vorboten tatsächlich eine Trendwende geworden ist?
AC Bei einer echten Trendwende nach unten sehe ich das zum Beispiel in der ersten Erholung nach einem Kursrückgang. Es fehlt an Umsätzen, Marktbreite, Momentum. Die Bullen sind nicht mehr überzeugt, die Erholung fällt schwach aus.
pw Ist es dann nicht schon zu spät?
AC Wer glaubt, den Höchstpunkt erkennen zu können, überschätzt sich. Sie wissen immer erst im Nachhinein, wo dieser war. Aber es genügt, wenn ich mein Depot 20 Prozent unter der Spitze absichere. Taucht der Markt dann um 50 Prozent ab, habe ich das Wichtigste erreicht – den größten Teil eines Bärenmarkts unbeschadet zu überstehen. Und zwar voll investiert.
pw Warum voll investiert? Wäre es nicht besser zu verkaufen?
AC Wenn ein Bärenmarkt beendet ist, will ich das Portfolio nicht erst aufbauen müssen. Das kann dann schwierig werden, weil die Schwankungen in einzelnen Titeln enorm sind. Ich will in diesem Moment ein fertiges Depot besitzen, in dem die richtigen Themen und Aktien dominieren. Vor allem aber – falls in Zukunft ein Bärenmarkt kommt, wird er sicher einen Bezug zum Hauptthema unserer Zeit, der Schuldenkrise, haben. Die ist aber auch eine Bankenkrise. In diesem Fall will ich auf keinen Fall Cash bei den Banken liegen haben.
pw Mit Futures sind Sie sicherer?
AC Natürlich, da muss meine Gegenpartei immer Sicherheiten hinterlegen. Selbst wenn sie später pleite geht, bekomme ich dieses Collateral. Darum geht es ja – ich muss Finanzvermögen im Notfall ohne riesige Abschläge verwerten können.
pw Wie wahrscheinlich ist ein Bärenmarkt im nächsten Jahr?
AC Das kann ich Ihnen nicht sagen. Was ich sehe, ist: Heute sind die Märkte tatsächlich sehr heterogen. Dadurch ist die Saat für einen weltweiten Bärenmarkt gelegt. Aber er ist noch nicht da.
pw Woran machen Sie diese Heterogenität fest?
AC Im Euro Stoxx sehen Sie derzeit viele verschiedene Trends – wir hatten einen Bärenmarkt in Italien und Spanien und einen Bullenmarkt in Deutschland. Die sind jetzt alle in einer Art Übergangsphase. In den USA entwickeln sich die Segmente auch völlig unterschiedlich. Die großen Werte des S&P 100 sind in einem klaren Aufwärtstrend. Momentan fließt eine Menge Kapital in diese Titel. Und hält so auch den breiten S&P 500 oben. Die Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen haben dagegen keinen Zug mehr. Die Marktbreite fehlt. Die Themen Wachstum und Gewinnexpansion fehlen. Der Markt scheint willig, sich schockieren zu lassen.
pw Wie könnte es von hier aus weitergehen?
AC Das ist offen. Es ist gut möglich, dass der S&P 500 künftig in Richtung S&P 100 geht – und so den Aufwärtstrend wieder aufnimmt. Zum Beispiel, weil eine dritte Runde geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen in den USA beginnt – Quantitative Easing Nummer drei. Es ist aber genauso möglich, dass der S&P 100 in Richtung S&P 500 geht und in eine Übergangsphase mündet. Der DAX ist schon in dieser Übergangsphase. Daraus kann ein neuer Bullenmarkt werden oder aber ein Bärenmarkt. Ich sage das nicht voraus. Ich warte, bis es da ist.
pw Welche Anlagestrategie ergibt sich daraus?
AC Ich bin zu 100 Prozent investiert. Und ich sichere nicht ab.
pw Welche Themen prägen aktuell Ihre Aktienauswahl?
AC Unser Modell zeigt, dass Anleger derzeit eine Präferenz für liquide Aktien haben. Und für Titel mit hohen Dividendenrenditen. Deshalb sind wir auch hier positioniert. Ich bin übergewichtet in den USA. Wir haben ein Übergewicht in der Schweiz – Novartis, Roche, Nestlé. Jetzt fangen wir an, europäische Bankaktien zu kaufen, mit sehr kleinen Gewichten. Die waren lange Zeit sehr unattraktiv und sind es nun nicht mehr ganz so. Also meide ich sie nicht mehr völlig.
pw Kommen Emerging Markets bei Ihnen gar nicht vor?
AC Ich habe diese Märkte nie direkt angepackt. Dort sind die Grundvoraussetzungen eines Investments – Rechtssicherheit, Transparenz und Liquidität – nicht gegeben. Heute meide ich auch Bereiche, die indirekt mit den Emerging Markets zu tun haben. China ist in einem Bärenmarkt, in Indien scheint einer zu beginnen. Wir meiden deshalb Rohstoffmärkte wie Kanada und haben eine Untergewichtung in Luxusgüteraktien.
pw Welche Rolle spielt die Analyse von Währungen?
AC Währungen sind sehr wichtig. Wenn ich weltweit investiere, muss ich ja wissen, ob ich gegenüber meiner Referenzwährung absichern muss.
pw Wie agieren Sie aktuell am Devisenmarkt?
AC Seit einem halben Jahr ist unser Modell positiv für den Dollar. In meinen Euro- oder Schweizer-Franken-Depots ist derzeit gar keine Fremdwährung abgesichert. Weil die Schweizer Nationalbank ja jeden Euro zu 1,20 Franken kauft, der ihr angeboten wird, ist der Franken eigentlich auch ein Euro.
pw Wird das so bleiben?
AC Ich glaube schon. Wenn die Schweizer Notenbank das nicht mehr tun würde, hätte sie massive Verluste.
pw Müssen Anleger dann umdenken, die den Franken und die Schweiz bisher als Hort der Sicherheit betrachten?
AC Ja, ich glaube, das können Sie vergessen. Das Verhältnis zwischen Euro und Franken ist und bleibt ein zwangsstabiles System. Falls es einen Super-GAU in Europa gibt, gibt es auch in der Schweiz einen. Schweizer Banken sind nicht sicherer als deutsche. Auch die Idee, Euro in der Schweiz zu parken, ist nicht durchdacht. Was bekommen Sie denn im Ernstfall zurück? Genau diejenigen Nachfolgewährungen, in die das Treasury der Bank Ihre Euros angelegt hat. Das werden dann Peseten, Lire, Mark sein, alles Mögliche. Angst ist ein schlechter Ratgeber.
pw Was machen Investoren aus Angst derzeit noch falsch?
AC Vielleicht sind Immobilien in München, Zürich, London ein solcher Fehler. Ich erinnere mich noch gut an das Ende der 1970er-Jahre, als Russland seine SS20-Raketen auf Europa richtete. Damals haben viele Menschen ihr Bargeld genommen und in Kanada extrem teure Immobilien gekauft. Aus Angst, dass die Russen kommen. Die Verluste danach waren riesig.
pw Lässt sich die Angst vor den Russen mit der vor dem Zusammenbruch des Euro vergleichen?
AC Natürlich, der gemeinsame Nenner ist immer Existenzangst.
pw Ist die heute begründet?
AC Das kann ich nicht sagen, weil ich die Zukunft ja auch nicht kenne. Ich kann nur sagen: Ich teile diese Angst nicht.
pw Warum nicht?
AC Es wird heute so viel über die verschiedenen Worst Cases geredet, gelesen, verhandelt. Jeder kennt die Gefahren. Wenn ich in die Berge gehe und mir der Risiken bewusst bin, die ich eingehe, werde ich kaum einen Unfall haben. Wahrscheinlich wurstelt man sich wieder einmal durch. Der damalige Chef der Citibank, Walter B. Wriston, hat schon während der Schuldenkrise 1982 gesagt: The System bends, but it doesn’t break. Das gilt, glaube ich, heute auch.
pw Wie werden wir das Schuldenproblem aus Ihrer Sicht los?
AC Wenn wir zu viele Schulden haben, gibt es auch zu viele Guthaben. Dieses Zuviel auf beiden Seiten wird in irgendeiner Weise durch eine Belastung von Finanzvermögen reduziert werden. Sei es durch höhere Steuern oder später vielleicht durch Inflation. Davon geht aber die Welt nicht unter.
pw Wie groß ist die Inflationsgefahr aktuell?
AC Ich sehe eher Deflationsgefahren. Basel III wirkt deflationär. Schon jetzt informieren Banken die Unternehmen, dass sie die Kredite nicht oder nicht im bisherigen Ausmaß erneuern, wenn sie fällig werden. Kredit wird reduziert. Das ist fast der einzige Weg, wie Banken ihre Eigenmittelbasis stärken können.
pw Ist eigentlich Deflation gleichbedeutend mit Bärenmarkt?
AC Nicht unbedingt. Wenn das Geld, das die Notenbank schöpft, um etwas gegen die Deflationsgefahr zu unternehmen, im Finanzsystem bleibt, können wir eine Deflation in der Realwirtschaft und eine Asset-Preis-Inflation in Aktien sehen. Dieses Thema ist übrigens auch in unseren Daten sichtbar. Private Investoren wollen weg von Nominalwerten. Sie verkaufen ihre Staatsanleihen und kaufen Qualitätsaktien, weil solche Firmen in der Vergangenheit die größten Krisen überstanden haben. Nicht umsonst notieren deren Kurse auf Höchstniveaus.
pw Ist das aber nicht auch ein Fehler, wenn – wie Sie glauben – der Worst Case ausbleibt und wir uns durchwursteln?
AC Das kann sein. Aber ich hinterfrage das in meiner Anlagestrategie nicht. Meine Aufgabe ist es nicht, die Welt zu erklären, sondern für meine Kunden Mehrwert zu generieren.
//Wir müssen jetzt dringend noch einmal zurück zur Theorie kommen. Letzten Endes will Alfons Cortés durch Markttechnik den Index schlagen. Das allerdings, sagen die Wissenschaftler unisono, gehe nicht. Mit historischen Preisdaten lasse sich weder Timing noch Aktienauswahl erfolgreich steuern.//
pw Was sagen Sie denjenigen, die kritisieren, mit Markttechnik könne niemand Überrenditen erzielen?
AC Dass sie die falschen Leute und die falschen Zeiträume analysiert haben. Fondsmanager müssen prozyklisch handeln. Sie müssen teuer kaufen, wenn Sie Zuflüsse bekommen. Und billig verkaufen, wenn Sie Abflüsse bekommen. Außerdem orientieren sie sich oft sehr nahe an einem Referenzindex. Und achten vor allem auf die Jahresperformance. Das kann nicht funktionieren. Einen Index schlagen Sie nicht, indem Sie im Bullenmarkt bessere Aktien kaufen. Sondern indem Sie im Bärenmarkt viel besser sind als der Markt. Es geht um Zyklen. Und Zyklen sind nun einmal nicht kalenderabhängig.
pw Was muss ich dann bei der Wahl eines Managers beachten?
AC Sie sollten sich intensiv mit seinem Ansatz auseinandersetzen. Warum hat er in der Vergangenheit Geld verdient? Wenn Sie von seiner Vorgehensweise überzeugt sind, müssen Sie ihm große Freiheiten einräumen, damit er sein Können auch umsetzen kann. Die Aussagekraft historischer Daten wird dabei übrigens sehr überschätzt. Der Nobelpreisträger Kahnemann sagte einmal: „Erfolg ist eine Kombination aus Glück und Können. Und sehr viel Erfolg ist eine Kombination aus sehr viel Glück und Können.“ Viele, die gute Ergebnisse hatten, verwechseln Glück mit Können und werden dann übermütig.
pw „Genius“, heißt es auch, „is a rising market“ – wenn der Markt steigt, sind wir alle Genies?
AC Ich würde eher sagen: Genius is to identify a rising market. Or a falling market.
pw Also dann – würden Sie mich bitte anrufen, wenn im DAX, im Euro Stoxx oder gar weltweit ein Bärenmarkt beginnt?
AC Natürlich, wenn ich daran denke. Denn wenn wir in einen Bärenmarkt kommen, werde ich viel zu tun haben. Lesen Sie meine samstägliche Kolumne in der „Finanz & Wirtschaft“, da steht es dann mit Sicherheit drin. ®