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  • Klaus Meitinger

„Der Anstoß für Investments kommt immer aus unserem Netzwerk.“

Seit Andreas und Thomas Strüngmann ihr Unternehmen Hexal 2005 für 5,6 Milliarden Euro an Novartis verkauft haben, gehören die beiden Brüder zu den wichtigsten Investoren im deutschen Biotech-Sektor. Über ihre Beteiligungsgesellschaften Santo und Athos halten sie Anteile an elf Biotech-Firmen – unter anderem an Ganymed und Immatics.

private wealth Wie groß ist der Biotech-Anteil in Ihrem Portfolio?
Thomas Strüngmann Wir haben im Family-Office festgelegt, dass wir 60 Prozent unserer Mittel in Unternehmensbeteiligungen investieren. Davon sind heute mehr als 20 Prozent im Biotech-Sektor investiert.

pw Das ist viel. Optimal diversifiziert ist Ihr Vermögen nicht.
TS Diese Engagements sehen wir ja auch als unternehmerische Tätigkeit. Wir sind keine Finanzinvestoren, wir wollen etwas aufbauen. Da stehen wir aufgrund unserer Pharma-Vergangenheit dem Biotech-Sektor natürlich näher als anderen Bereichen. Unser Ziel ist es, ein innovatives Produkt auf den Markt zu bringen. Bei AiCuris und 4SC AG gibt es in der Entwicklung der Pipeline sehr ermutigende klinische Daten.

pw Warum liegt Ihr Schwerpunkt in Deutschland und nicht in den USA?
TS Es gibt auch in Deutschland viele sehr innovative und aussichtsreiche Biotech-Firmen. Es ist darum gar nicht nötig, über die Grenzen zu schauen. Außerdem verstehen wir uns als strategische Partner. Wir möchten nicht nur Kapital zum Unternehmenserfolg beitragen, sondern unseren Beteiligungen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das ist uns in Deutschland besser möglich als zum Beispiel in den USA.

pw Nehmen Sie dabei auch Einfluss auf das operative Geschäft?
TS Nein, wir stellen in den Beirats- und Gesellschaftersitzungen unsere Erfahrung zur Verfügung. Wir verstehen uns als begleitende Berater.

pw Sie haben in elf Firmen investiert. Wäre weniger nicht mehr?
TS Wir hatten vorher über Diversifikation gesprochen. Gerade in unserem gesamten Biotech-Engagement ist es wichtig, gut diversifiziert zu sein. Sie können in dieser Phase der Finanzierung einfach nicht wissen, welcher Ansatz sich letztlich durchsetzen wird. Deshalb haben wir in unterschiedliche therapeutische Ansätze und Technologien investiert.

pw Wie finden Sie die Investitionsobjekte?
TS Der Anstoß kommt eigentlich immer aus unserem persönlichen Netzwerk. Anfänglich waren für uns die handelnden Personen mit ihren Konzepten und ihrer – lassen Sie mich es mal so sagen – Leidenschaft ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung. So erfuhren wir, dass Bayer 2005 einen Verkauf seiner Anti-Infektiva plante. Mit Frau Professor Rübsamen, die ich noch aus ihrer Zeit als Direktorin des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt kannte, haben wir dann das Spin-off AiCuris gegründet. Auf Ganymed machte uns ein sehr guter Freund aufmerksam, mit dem wir in der Vergangenheit schon in geschäftlicher Beziehung standen. Das Ehepaar Sahin/Türeci überzeugte uns durch ihre therapeutischen Ansätzen und ihre Persönlichkeit. Dies gilt ebenso für unsere Beteiligung in der Berliner Firma Glycotope mit Herrn Goletz. Für uns war es nur konsequent mit Herrn Professor Sahin neue Start-ups wie die Firma BionTech zu gründen. Wenn wir heute eine neue Beteiligung eingehen, fragen wir uns vor allem, wie diese in das bestehende Portfolio passt. Wo ergeben sich Synergien mit bestehenden Beteiligungen?

pw Können Sie ein Beispiel nennen?
TS Für Glycotope, die eine innovative Technologie anbietet, haben wir den Erwerb der Firma Orpegen in Heidelberg finanziert. Dies spart Glycotope Kosten und vor allem Zeit. Wir produzieren unsere eigenen Entwicklungen und geben dadurch auch kein Know-how außer Haus.

pw Wie hat sich Ihr Verhalten als Investor in den letzten Jahren verändert?
TS Am Anfang waren wir natürlich noch unsicher, mussten uns erst an diese Aufgabe herantasten. Lehrgeld haben wir auch bezahlen müssen. Heute können wir das Risiko in der Bewertung eines neuen Angebotes deutlich reduzieren. Wir nutzen dazu das gebündelte Know-how in unseren Beteiligungen. Jedes neue Angebot wird den entsprechenden Experten in unseren Beteiligungen zur Begutachtung vorgelegt. Da wird dann schnell klar, wo die Chancen und Risiken liegen.

pw Welchen Rat können Sie Unternehmern geben, die ein Family-Office starten oder eine zweite Karriere als Investoren beginnen?
TS Diese Frage ist nicht allgemeingültig zu beantworten. Jedes Family-Office ist anders. Es wird durch die jeweiligen Unternehmer repräsentiert und spiegelt letztendlich deren Persönlichkeit wider. Wir haben uns entschieden, dass wir weiterhin unternehmerisch tätig sein möchten. Unser Firmenverkauf hatte ja auch andere Gründe als bei den meisten Unternehmern. Er war vor allem auf die Nachfolge ausgerichtet. Wir arbeiten heute im Family-Office weiter daran, für unsere insgesamt sechs Kinder die bestmögliche Option zu finden.

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