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  • Klaus Meitinger

Bitte ein Bitcoin.

(Geschätzte Lesezeit: 4 - 8 Minuten)

Digitale Währung. Immer mehr internationale Investoren sehen in der Kryptowährung Bitcoin eine echte Alternative zu den etablierten, aber von den Notenbanken immer stärker inflationierten Währungen. Kann der Bitcoin diese Erwartung wirklich erfüllen?

Am 6. September 2016 präsentierte der US-Fernsehsender Crackle die erste Folge des mit Spannung erwarteten Serienthrillers „StartUp“. In dessen Mittelpunkt steht der Launch des GenCoin, einer fiktiven digitalen Währung. Es mag ein Zufall sein – aber just in diesem Moment begann bei der tatsächlich handelbaren Kryptowährung Bitcoin ein rasanter Kursanstieg, der binnen dreier Monaten rund 50 Prozent Ertrag brachte. Vielleicht wird etwas ja erst so richtig bekannt, wenn es Gegenstand einer populären Fernsehserie ist.

Das Projekt Bitcoin wurde im Jahr 2008 von Satoshi Nakamoto gestartet. Wer sich wirklich hinter diesem Namen verbirgt und ob Nakamoto eine oder mehrere Personen sind, ist bis heute noch ein Rätsel, über das viel diskutiert wird. Denn immerhin sollen dem „Erfinder“ eine Million Bitcoin zugerechnet werden. Und die haben derzeit einen Wert von knapp einer Milliarde Dollar.

Für Satoshi Nakamoto – wer immer das auch im wirklichen Leben sein mag – hat sich das Projekt Bitcoin also gelohnt. Für diejenigen, die von Anfang an an den Erfolg geglaubt hatten, ebenfalls. Schließlich stieg dessen Wert seither um mehr als das 200-Fache. Wer nur 5000 Dollar investierte, ist heute Millionär.

Mittlerweile ist das Thema Bitcoin tatsächlich keine Randnotiz mehr. Der Marktwert aller verfügbaren Bitcoin liegt bei 16,5 Milliarden Dollar. Im Jahr 2016 betrug das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen nach einer Analyse des US-Investmenthauses ARK 1,5 Milliarden. 500 Millionen Menschen, so ARK, halten Bitcoin. Und der Wert der Transaktionen, die mit Bitcoin beglichen werden, liege oberhalb von 200 Millionen Dollar täglich.

Was also ist dieser Bitcoin wirklich?

„Zunächst einmal ist Bitcoin keine echte Währung – nichts, was sich anfassen ließe. Niemand ist verpflichtet, diese Bitcoin anzunehmen. Sie haben also nicht den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels, mit dem jedermann seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Es gibt auch keinen Staat, der akzeptiert, dass damit Steuern bezahlt werden“, erklärt Nils Bertschinger, Junior-Professor am Frankfurt Institute for Advanced Studies und der Goethe-Universität Frankfurt: „Der Eigentümer hat nur das Recht, Bitcoin in einer bestimmten Höhe zu transferieren.“

Der Bitcoin, erläutert Bertschinger weiter, sei also ein Tauschmittel, eine Art Bargeld im Internet. „Der große Unterschied ist, dass der Bitcoin demokratisch kontrolliert wird. Denn im Prinzip kann jeder in diesem Netzwerk mitmachen, der einen Computer besitzt. Den Code dazu kann sich jeder herunterladen.“

Dieses Netzwerk versuchte – wohl auch inspiriert durch die Erfahrungen der Finanzkrise –, ein Verfahren zu entwickeln, das sichere digitale Transaktionen zwischen Personen möglich macht, die sich gegenseitig nicht trauen: „Durch die Verschlüsselung über das Internet und die Tatsache, dass keine unabhängigen Dritten – zum Beispiel eine Bank – dazwischengeschaltet werden müssen, ist nicht bekannt, wer sich hinter einer Bitcoin-Adresse verbirgt. Bitcoin sind also nicht anonym, sondern pseudonym.“

Noch aus einem anderen Grund interessieren sich auch immer mehr Kapitalanleger für die digitale Währung. Sie misstrauen der Schuldenpolitik der Staaten und der expansiven Geldpolitik der Notenbanken. Weil beim Bitcoin keine zentralen Institutionen im Spiel sind, versprechen sie sich Schutz gegen die Inflationierung der klassischen Währungen.

„Tatsächlich war es von Anfang an die Idee, Bitcoin noch knapper als Gold zu machen“, erläutert Bertschinger: „Im Gegensatz zu Gold können nicht überraschend große Mengen an Bitcoin gefunden werden. Denn die Knappheit wird durch das Mining-Protokoll sichergestellt, einem Algorithmus, der genau festgelegt, wie Bitcoin geschaffen werden.“

Im Prinzip funktioniert dieses Mining so, dass Rechner, die im Netzwerk angeschlossen sind, bestimmte Aufgaben erfüllen müssen. Sind sie erfolgreich, entsteht ein neuer Bitcoin. Je mehr Bitcoin im Umlauf sind, desto schwieriger werden die Aufgaben. Und desto mehr Rechenleistung und Strom sind nötig, um neue Bitcoin zu schaffen. „Es gibt heute schon Schätzungen, dass das Bitcoin-Netzwerk 2020 den Stromverbrauch von ganz Dänemark haben wird“, erklärt der Experte.

Wichtig für Anleger ist: Das aktuelle Protokoll sieht vor, dass die „Schaffung“ der neuen Bitcoin immer weiter sinkt. Dadurch konvergiert die Anzahl verfügbarer Bitcoin bis zum Jahr 2140 gegen 21 Millionen Einheiten. Dann ist ein Limit erreicht. „Aktuell ist mehr als die Hälfte der möglichen Bitcoin erzeugt worden“, erklärt Bertschinger.

In ein paar Jahren wird es rund 20 Millionen Einheiten geben. Danach kommt nicht mehr viel dazu. Solange nicht alle am Netzwerk beteiligten Computer im Konsens beschließen, die Software grundlegend zu ändern, ist die Menge gedeckelt.

Aber ist das wirklich sicher? „Nicht unbedingt“, meint Bertschinger: „Das Mining-Netzwerk wird mittlerweile von einer Art Oligopol kontrolliert. Das sind große Firmen, deren spezielle Hardware nur dazu da ist, Bitcoin herzustellen. Dieses Netzwerk zu manipulieren, ist zwar nicht einfach, weil dafür enorm viel Hardware nötig wäre. Aber unmöglich ist es eben auch nicht. Tatsächlich gibt es sogar immer wieder Gerüchte, Chinesen würden es unterwandern wollen, indem sie sehr viel Rechenleistung für das Bitcoin-Mining kaufen.“

China spielt offenbar auch bei der Kursentwicklung des Bitcoin eine große Rolle. Laut den Daten von ARK Invest gehen mittlerweile mehr als 90 Prozent des globalen Handelsvolumens in Bitcoin auf das Konto chinesischer Investoren. Für den Anstieg des Bitcoin-Kurses Anfang des Jahres auf mehr als 1000 Dollar waren dann offensichtlich auch große Kauforders aus dem Reich der Mitte verantwortlich.

Als dann Meldungen lanciert wurden, die chinesischen Behörden würden diese Vorgänge untersuchen, stürzte der Kurs auf 720 Dollar ab. Mittlerweile überschritt der Kurs der digitalen Währung wieder die 1000-Dollar-Marke.

Ob der Bitcoin tatsächlich langfristig werthaltig bleibt oder sogar noch weiter im Kurs steigen kann, wird davon abhängen, ob er künftig von mehr Stellen als Zahlungsmittel akzeptiert wird und auch in Zukunft von einer kritischen Menge an Investoren als wertvoll angesehen wird.

„Wenn die Zahl der Menschen zunimmt, die Bitcoin nutzen, könnte auch der Preis angesichts der begrenzten Menge steigen“, überlegt Bertschinger. „Genauso gut ist es aber auch möglich, dass sich eine andere virtuelle Währung etabliert und das Interesse an Bitcoin abnimmt.“

In der Tat gibt es heute bereits 710 unterschiedliche digitale Währungen, von denen allerdings nur neun eine größere Bedeutung erreichen – einen „Marktwert“ von mehr als 50 Millionen Dollar. Die heißen nicht wie in der Serie „StartUp“ GenCoin, sondern Ethereum, Ripple, Litecoin, Monero oder Dash.

Der schärfste Verfolger des Bitcoin, Ethereum, der andere Protokolle verwendet, um Transaktionen zu verwalten, hat einen Marktwert von rund 950 Millionen Dollar. „Auch das ist nicht uninteressant. Mit dem Ethereum lassen sich zum Beispiel Protokolle schreiben, die eine Art smartes Crowdfunding ermöglichen“, erklärt Bertschinger.

Mitglieder der Crowd schicken ihre Ethercoin an eine bestimmte Adresse. Und nur wenn das Crowdfunding bis zu einer bestimmten Deadline erfolgreich ist, wird das Kapital an die Zieladresse weitergeleitet. Wenn nicht, geht es einfach zurück an die Adressen, von der es herkam. „So ließen sich automatisch alle Zahlungen verwalten, die mit dem Crowdfunding zusammenhängen. Das kann Bitcoin nur mit sehr viel Aufwand oder gar nicht leisten.“

„Der Bitcoin und jede andere Kryptowährung“, schließt Nils Bertschinger, „unterliegt halt der Gefahr, dass die Leute irgendwann das Interesse verlieren. Oder dass noch bessere Alternativen auftauchen. Und dann sind diese Währungen einfach gar nichts mehr wert.“ 

How to invest in Bitcoin.

„Ein Investment in Bitcoin ist ein sehr spekulatives Geschäft. Wer den Notenbanken nicht traut, ist wohl mit Gold besser bedient. Da scheint mir der gesellschaftliche Konsens, dass es sich um ein langfristig wertvolles Gut handelt, größer zu sein“, meint Nils Bertschinger. Wer trotzdem Bitcoin kaufen will, sollte folgende Punkte beachten:

// 01. Wie erwerbe ich Bitcoin?

„Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten“,  zählt Bertschinger auf: „Sie können sich Bitcoin von einem Freund schicken lassen, der diese schon besitzt. Sie können im Internet Dinge verkaufen und dafür Bitcoin akzeptieren. Und Sie können andere Währungen an speziellen Exchanges tauschen. Das ist allerdings aufwendig. Denn die Exchanges sind an strikte Vorgaben gebunden, zum Beispiel was die Geldwäsche angeht. Deshalb verlangen sie von ihren Kunden sehr viel umfangreichere Identitätsnachweise als banküblich.“

// 02. Wie kommt der Kurs zustande?     

„Es gibt große Bitcoin-Exchanges“, erläutert Bertschinger, „die Angebot und Nachfrage zusammenbringen. In der Blockchain stehen öffentlich alle Bitcoin-zu Bitcoin-Transaktionen. Geschäfte zwischen Bitcoin und Dollar können hier nicht eingetragen werden. Die Kurse dafür werden von einem Exchange gestellt – so wie im normalen Devisenhandel.“

// 03. Ist mein Bitcoin sicher vor Hackern?

„Der Besitzanspruch wird durch eine digitale Signatur sichergestellt. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, dass diese nicht in die falschen Hände geraten kann. Wenn die Bitcoin und das Passwort – eine Art Nachweis-Pin – bei derselben Exchange hinterlegt sind und diese gehackt wird, ist die Pin weg. Dann können Kunden auch nicht zu einer Bank gehen und eine neue beantragen. Die Pin ist die einzige Möglichkeit, den Besitz der Bitcoin nachzuweisen. Wenn ich sie verliere, weil vielleicht zu Hause meine Festplatte kaputt geht, komme ich an die Bitcoin nicht mehr heran. Das ist so, als würde ich Bargeld verlieren. Wird mein Computer gehackt und die Pin geklaut, ist es so, als würde Bargeld gestohlen“, erklärt Bertschinger.

Mittlerweile gebe es auch sogenannte Multi-Signatures: „Das bedeutet: Ich habe eine Pin zu Hause, eine bei einem Freund und eine hat die Exchange. Wenn ich zwei Pins nachweisen kann, kann ich belegen, dass die Bitcoin mir gehören. Welche beiden das sind, ist egal. Das macht die Sache sicherer.“

// 04. Gibt es alternative Möglichkeiten, in Bitcoin zu investieren?

Im Juli 2016 emittierte Vontobel das erste Zertifikat, das den Wert des Bitcoin nachbildet (ISIN: DE000VN5MJG9). Auch verschiedene CFD-Häuser bieten den Handel an.

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Autor: Klaus Meitinger

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