Die perfekte Beimischung.
Cat-Bonds. Eine ideale Ergänzung für ein bestehendes Depot sollte attraktive Renditen bringen und sich im Kursverlauf möglichst unabhängig vom Kapitalmarkt verhalten. „Sogenannte Katastrophenanleihen bieten genau das“, erklärt Dirk Lohmann, Initiator des ersten Cat-Bonds im Jahr 1994 und Gründer des Beratungshauses Secquaero, an dem der Vermögensverwalter Schroders beteiligt ist. „Allerdings müssen sich Anleger in diesem Markt schon sehr gut auskennen, um dort erfolgreich zu sein“, schränkt er ein.
Die Geschichte der Katastrophenanleihen beginnt mit dem Wirbelsturm Andrew im Jahr 1992. Folgeschäden von 25 Milliarden Dollar machen Andrew zur bis dahin teuersten Naturkatastrophe aller Zeiten. Und sorgen dafür, dass die Rückversicherer über ihr Geschäftsmodell nachdenken. „Wir mussten Strukturen schaffen, um mit derartigen Risiken fertigwerden zu können“, erzählt Dirk Lohmann, damals im Vorstand des Rückversicherers Hannover Re. Dazu brauchte es vor allem Eigenkapital. „Wir waren damals aber nicht börsennotiert und hatten deshalb keinen Zugang zum Kapitalmarkt.“
Was also tun? Lohmann kommt auf eine simple und geniale Idee: die Risiken an Investoren zu transferieren. Dafür lagern Rückversicherer einen Teil der Zahlungsverpflichtungen im Katastrophenfall an eine Zweckgesellschaft aus, die diese in Form von Anleihen an Investoren weitergibt. Die Anleger wiederum bekommen für die Übernahme der Risiken eine Prämie.
Am Ende der Laufzeit, die in der Regel drei Jahre beträgt, erhalten die Anleger, sofern der versicherte Schaden nicht eingetreten ist, die investierte Summe zurück. „Mit Cat-Bonds setzen Anleger also darauf, dass die dem Bond zugrunde liegende Katastrophe nicht eintritt oder nur einen geringen Schaden verursacht“, erläutert Lohmann.
Die Idee hat Charme und wird schnell populär. „Katastrophenanleihen eignen sich schließlich hervorragend zur Diversifikation eines Portfolios, weil die Ertragsentwicklung überhaupt nichts mit der an den Kapitalmärkten zu tun hat“, verdeutlicht Lohmann, der 2007 sein eigenes, auf diese Anlageklasse spezialisiertes Beratungshaus Secquaero gegründet hat und in dieser Funktion Fonds im Bereich der Insurance Linked Securities (ILS) des britischen Vermögensverwalters Schroders berät.
Was das konkret bedeutet, haben die Experten von Schroders für die vergangenen rund 13 Jahre analysiert. „In 85 Prozent der Monate, in denen sich klassische Anlagen – Aktien, Anleihen oder Rohstoffe – negativ entwickelten, lieferten Cat-Bonds positive Erträge“, erläutert Achim Küssner, Geschäftsführer von Schroders Deutschland. Und auch in schlechten Zeiten hielten sich die Verluste im Rahmen. „Ihren schlimmsten Monat hatten Cat-Bonds, gemessen am Swiss Re Cat Bond Index, im März 2011“, informiert Küssner: „Aufgrund des Erdbebens in Japan, das zu einer Nuklearkatastrophe führte, verlor der Index damals 3,9 Prozent.“
Auch die Renditen sind interessant. Gemessen am Swiss Re Cat Bond Index brachte die Anlageklasse zwischen März 2002 und März 2015 im Schnitt rund 8,3 Prozent pro Jahr. Und zwar bei äußerst geringen Schwankungen.
Offenbar profitieren beide Seiten – Versicherer und Anleger. Deshalb wächst der Markt für diese Anlagen auch dynamisch. Mittlerweile weisen Insurance Linked Securities (ILS), zu denen Cat-Bonds zählen, schon ein Volumen von rund 75 Milliarden Dollar aus. Vor zehn Jahren waren es nur zehn Milliarden.
Neben Katastrophenanleihen zählen auch Lebensrisiken, bei denen es zum Beispiel um die Versicherung gegen die Folgekosten einer Pandemie geht, sowie die Versicherung von Nicht-Lebensrisiken, wie Schiffs- oder Flugzeugunglücke, zu den ILS. „Insgesamt sind Cat-Bonds aber das größte und liquideste ILS-Untersegment“, erklärt Lohmann.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings. „Die Transaktionen unterscheiden sich in den Details ziemlich deutlich. Wer dort selbst investieren möchte, muss sich schon ziemlich gut auskennen“, macht Lohmann klar. In der Regel habe jeder Versicherer einen sogenannten Eigenbehalt. Erst wenn der entstandene Schaden diese Summe übersteigt, gehen die Folgen des Ereignisses zulasten der Investoren.
Das kann dann natürlich bedeuten, dass das Geld dieser speziellen Anleihe zum Teil, im Extremfall auch ganz, weg ist. Der Wirbelsturm Katrina etwa sorgte im Jahr 2005 dafür, dass die in eine entsprechende Anleihe investierte Summe von rund 190 Millionen Dollar vollständig aufgezehrt wurde. Das Gleiche passierte 2011 infolge des Erdbebens in Japan. Schaden für die Investoren: 300 Millionen Dollar.
„Für den Erfolg eines Investments in Cat-Bonds ist darum entscheidend, ein breit diversifiziertes Portfolio von Titeln aufzubauen, die wiederum nicht miteinander korrelierende Ereignisse beinhalten“, erläutert Lohmann. Wie so oft bei der Kapitalanlage mache es die Mischung – Hurrikane in Florida, Erdbeben in Japan, Winter-Stürme in Europa.
Im nächsten Schritt gilt es zu entscheiden, ob eine Anleihe fair bewertet ist, teuer oder billig. Dies wiederum hängt von dem Ereignis ab, das versichert wird. Lohmann analysiert zusammen mit seinem Team dafür das einer Anleihe zugrunde liegende Risiko mithilfe eines Simulationsmodells und eines eigens entwickelten Portfolio-Optimierungs-Tools. „Damit können wir feststellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Schäden bei einem Hurrikan oder einem Erdbeben auftreten und ob eine Anleihe im Portfoliokontext einen positiven Beitrag bringt oder nicht.“
Aus dem Simulationsmodell ergibt sich für jedes Ereignis, das einem Bond zugrunde liegt, der sogenannte Expected Loss, der erwartete Verlust, der als Basis für das Risikomaß einer Anleihe dient. „Wir können so einschätzen, ob eine Anleihe bezogen auf den zu erwartenden Verlust eine attraktive Verzinsung bietet oder eben nicht“, fasst Lohmann zusammen. Und das ist entscheidend, damit diese Anlageklasse nicht nur eine niedrige Korrelation, sondern zugleich auch einen wichtigen Renditebeitrag zum Portfolio liefern kann. ®
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