Die Gesellschaft zusammenhalten.
A letter from … Andreas Rickert. Der Gründer von Phineo sorgt sich um den Bestand des gemeinnützigen Sektors und erklärt, wie mit dem Corona-Hilfsfonds geholfen werden kann.
Am 8. März kam der Lockdown für Deutschland. Bereits Ende des Monats erreichten mich die ersten Hilferufe gemeinnütziger Einrichtungen. Ihre größten Probleme waren finanzieller Art: Sie hatten keine Rücklagen, durften keine Veranstaltungen durchführen. Weil dies in normalen Zeiten immer eine gute Quelle für das Einwerben von Spendengeldern war, fehlten nun Einnahmen. Aber auch das Programmatische drückte sie sehr. Sie konnten ja nicht arbeiten: mit Jugendlichen, Drogenabhängigen, Menschen mit Behinderungen. Anders als in vielen Firmen ließ sich dies auch nicht digital auffangen. Denn der gemeinnützige Sektor hat noch keine digitale Infrastruktur – und auch kein Geld, um diese aufzubauen.
Anfänglich war ich wirklich begeistert, wie schnell und umfassend die Hilfsprogramme der Regierung kamen. Leider wurden gemeinnützige Institutionen dabei nicht berücksichtigt. Das sind rund 600000 Einrichtungen in Deutschland, die schlicht vergessen wurden. Wussten die Verantwortlichen denn nicht, wie wichtig dieser Bereich ist? Er stabilisiert die Menschen – die gebenden und die empfangenden. Gerade in Phasen von Krisen und Postkrise ist er ein sinnstiftender Faktor, ein wichtiger gesellschaftlicher Kitt. Meine größte Sorge war, dass diese Organisationen in der Fläche wegbrechen. Jetzt, im zweiten Lockdown, ist sie noch größer geworden.
Vor zehn Jahren habe ich Phineo gegründet – weil ich an Partnerschaften glaube und weil Menschen mit ihren guten Ideen und ihrer Schaffenskraft wirksam sein wollen. Zudem bin ich zutiefst davon überzeugt, dass wir eine starke Bürgerbewegung brauchen. Denn die großen Probleme der Welt können wir nur gemeinsam lösen.
Heute engagieren sich 70 Menschen bei Phineo für den gemeinnützigen Sektor. Unser Ansatz dabei war immer, diesen transparenter und effizienter zu machen. Das ist wichtig, weil die junge Generation in vermögenden Familien beim Thema gesellschaftliches Engagement anders denkt. Sie möchte es in ihr Gesamtunternehmertum integrieren. Sie will strategisch gemeinnützig tätig sein. Sie will Geld poolen, schlanke Prozesse haben, Impact messen – das ist neu, und dabei helfen wir.
In der akuten Corona-Phase haben wir uns die Frage gestellt, was wir tun können, um die gefährdeten Einrichtungen zu stabilisieren. Dabei zeigten sich schnell drei Anforderungen. Erstens mussten wir schnell handeln. Deshalb sind wir an private Spender herangetreten. Zweitens haben wir das Gespräch mit Politikern intensiv gesucht. Das Ergebnis war einerseits positiv, denn wir sind im Grunde bei allen Gesprächspartnern auf Verständnis gestoßen. Andererseits aber fühlte sich keiner wirklich verantwortlich. Finanzielle Zusagen kamen lange nicht. Immerhin konnten wir erreichen, dass soziale Dienste unterstützt und Sozialunternehmern Kredite gewährt wurden, wenn sie solide aufgestellt waren.
Weil dies den gemeinnützigen Sektor aber noch lange nicht abdeckt, haben wir drittens einen Corona-Hilfsfonds ins Leben gerufen. Wir haben unser Netzwerk angesprochen und um Geld gebeten, das wir dahin verteilen, wo es am nötigsten gebraucht wird.
Bei der Vergabe der Gelder sind wir streng. So muss die finanzielle Schieflage der gemeinnützigen Einrichtung ausschließlich Corona-bedingt sein. Und natürlich muss sie effektiv arbeiten. Um das zu beurteilen, greifen wir auf die langjährigen Phineo-Analysen zurück. Zudem stehen bei uns die kleineren und mittelgroßen Organisationen im Fokus, denen bereits kleinere Summen zwischen 10000 und 40000 Euro das Überleben sichern.
Mehr als 700000 Euro haben wir so schon zusammengetragen. Wie immer sind die Hochvermögenden engagiert dabei. Aber für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ist es gerade nicht einfach zu spenden, da sie gleichzeitig um die Existenz ihrer Firma kämpfen. Deshalb haben wir erstmals in der Geschichte von Phineo unser Engagement für Privatspender und kleine Budgets geöffnet. Setzen Sie bitte mit uns ein Zeichen der gesellschaftlichen Solidarität. Wir brauchen Sie heute mehr denn je (www.corona-hilfsfonds.org). ®