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  • Prof. Dr. Michael John Gorman

Kann Bio-Science die Welt retten?

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)

A letter from … Prof. Dr. Michael John Gorman.  Der Gründungsdirektor von BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern überlegt, wie wir den großen Fragen des 21. Jahrhunderts begegnen können.

 Welches ist die größte Herausforderung, der sich die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten stellen muss? Ist es der Klimawandel? Die Luftverschmutzung? Das Plas­tik in den Ozeanen? Hungerkatastrophen? Die Künstliche Intelligenz, die unsere Arbeitsplätze übernimmt?

Es gibt einige naheliegende Kandidaten. Doch ein Thema überschattet wohl alle anderen. Denn beinahe schleichend und vielfach unbemerkt erleben wir derzeit ein dramatisches Artensterben. Tatsächlich hat die Erde seit dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren durch einen Asteroiden-Einschlag keinen ähnlichen Verlust der Biodiversität erlebt. Nur diesmal sind leider wir Menschen selbst der Meteorit. Unser Verhalten ist die Ursache des Artensterbens.

Die Fakten sind dramatisch. Allein der weltweite Schwund von Amphibien geschieht heute um ein 25000-Faches schneller, als es bei einer natürlichen Selektion der Fall wäre. Erst kürzlich haben Wissenschaftler in Deutschland festgestellt, dass wir in den vergangenen 25 Jahren rund 76 Prozent der Insektenmasse hierzulande verloren haben. Wenn das kein Grund ist, alarmiert zu sein!

Wie können wir also unsere Beziehung zu anderen Lebewesen wiederherstellen, wie lässt sich weiteres Artensterben – inklusive unser eigenes – verhindern? Das ist wohl die drängendste Frage unserer Generation. Bei der Suche nach Antworten kommt natürlich der Wissenschaft eine Schlüsselposition zu. Nach dem Zeitalter der Physik und der Technik wird das 21. Jahrhundert die Zeit der Bio-Wissenschaften sein. Gerade in München und ganz Bayern haben wir das Glück einer außergewöhnlichen Ansammlung wegweisender Universitäten und Forschungsinstitute der Life Sciences: von Ludwig-Maximilians- und Technischer Universität, über Max-Planck-Institute, Helmholtz Zentren und der Fraunhofer-Gesellschaft bis hin zu den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.

Anstatt also ohnmächtig auf die Herausforderungen unserer Zeit zu starren, sehe ich eine große Chance darin, die geballte vorhandene Expertise zu nutzen. Wir wissen schon so viel. Was nun noch fehlt, ist eine neue Art des Dialogs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, der Bereiche wie Design, Wirtschaft, Bildungswesen und Politik mit einschließt.

Ein derartiges Forum, eine Brücke zwischen all diesen Gruppierungen wird das neue Naturkundemuseum BIOTOPIA sein. Ich möchte dort eine Plattform schaffen, auf der über Themen der Umwelt, Gesundheit und Biologie diskutiert wird. Denn erst durch den interdisziplinären Austausch können wir junge Leute dazu inspirieren, Neues zu entwickeln, das dann tatsächlich ganze Industriezweige verändern kann; etwas, das Nachhaltigkeit mit Wirtschaft und Innovation verbindet ­– zum Vorteil für alle.

Erste neue Ansätze bei Lebensmitteln, Treibstoffen und Kleidungsstoffen gibt es bereits. Sie belegen, dass wir mit der Biologie arbeiten können, statt gegen sie. So haben Forscher bereits einige alternative organische Materialien entwickelt. Setzen sie sich durch, wird in 50 Jahren „Leder“ womöglich aus Pilzen bestehen, „Fleisch“ pflanzlichen Ursprungs und Plastik aus erneuerbarer Biomasse sein, oder Farbstoffe nicht mehr chemischer Natur, sondern aus Bakterien gezüchtet. So ließe sich viel für den Schutz unserer Umwelt tun.

Um so weit zu kommen, gilt es aber vor allem, ein allgemeines Umdenken bei den Menschen selbst anzustoßen. Der Schlüssel dazu liegt darin, die Neugier auf unsere Umwelt zu fördern, Empathie für andere Lebewesen zu wecken und zum eigenen Handeln anzuregen. Deshalb wird BIOTOPIA auch das Abenteuer Natur und Leben intuitiv begreifbar und erlebbar machen.

Besucher können über Ausstellungen, Workshops und Laboratorien verschiedenen Verhaltensweisen wie Essen, Kämpfen, Bewegung oder Baumethoden auf den Grund gehen, die uns mit anderen Lebewesen verbinden. Sie werden so als Teil, Erforscher, Nutzer und Gestalter ihre Umwelt besser verstehen lernen.

Mir ist schon klar, dass ein Besuch in einem Museum allein Verhalten nicht zwingend ändern wird. Aber wie formulierte es Konfuzius vor 2600 Jahren? Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Wenn wir einen Anstoß zum Umdenken geben können, ist schon viel gewonnen.   ®

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