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  • Gerd Hübner, Klaus Meitinger

Die Welt nach Corona.

(Geschätzte Lesezeit: 13 - 25 Minuten)

Illu 2 Die Welt nach CoranaVision. Irgendwann im Jahr 2022 wird die Weltwirtschaft den Corona-Einbruch überwunden haben. Wie haben sich dann wichtige Parameter für Investoren und Vermögensinhaber verändert? Neun Fragen, deren Beantwortung über Anlageerfolg und Vermögenserhalt entscheiden.

Unternehmensberater arbeiten gern mit der Technik der RE-gnose. Im Gegensatz zur PRO-gnose wird dabei nicht in die Zukunft geschaut. Sondern aus der Zukunft zurück in die Gegenwart. Irgendwann Mitte 2022, meint der Lerbacher Kompetenzkreis, wird die deutsche Wirtschaft wieder das Niveau von 2019 erreicht haben. Dann ist die wirtschaftliche Wunde zwar verheilt – aber Narben bleiben. Wie wird sich die Welt für Kapitalanleger verändert haben?

„Es gibt nur wenige Ereignisse in der Menschheitsgeschichte, bei denen die Zeitrechnung in ein Davor und ein Danach eingeteilt wird. Bei wichtigen Aspekten wie Staatsverschuldung, Geldpolitik oder Europäische Integration werden wir künftig wohl zwischen Vor-Corona und Nach-Corona unterscheiden“, meint Marc Vits, Bankhaus Metzler. Damit Investoren die neuen Perspektiven heute schon in ihrer Strategie berücksichtigen können, übt sich der Lerbacher Kompetenzkreis in der Kunst der RE-gnose.

// 01. Die Weltwirtschaft wird sich deutlich verändern – welche Branchen sind die Gewinner, welche die Verlierer? 

„Wenn wir uns über dieses Thema Gedanken machen, müssen wir zunächst auf die dadurch ausgelösten strukturellen Veränderungen achten“, analysiert Robert Greil, Merck Finck: „Die Krise hat die massive Abhängigkeit von Zulieferern aus anderen Regionen der Welt deutlich sichtbar gemacht. Ich gehe deshalb davon aus, dass einige chemische und pharmazeutische Produkte und Schlüsseltechnologien in nächster Zeit wieder lokal angesiedelt werden.“ Das bringe diesen Branchen per Saldo Vorteile. „Die Firmen haben dann zwar etwas höhere Kosten. Sie dürften aber auch höhere Preise durchsetzen können. Damit dürften die Gewinnmargen und die Erträge steigen.“

„Die Pharmaindustrie war aufgrund der Alterung der Gesellschaft und der Zunahme der Zivilisationskrankheiten schon vor Covid-19 ein strukturelles Wachstumsthema – nun bekommt sie nochmals einen zusätzlichen Schub“, ergänzt Michael Winkler, St. Galler Kantonalbank. Zu höherer Nachfrage in der Medikamentenforschung seien nun infolge der Pandemie auch massive Investitionen in den staatlichen Gesundheitssystemen zu erwarten. „Tatsächlich hat sich sehr genau gezeigt, wo es an Intensivplätzen, an medizinischer Ausrüstung oder an Schutzkleidung fehlt“, macht Ulrich Reitz, Focam Multi Family Office, klar. 

„Außerdem sollte sich der Trend hin zum Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Automatisierung und Künstliche Intelligenz beschleunigen“, ergänzt Bernd Meyer, Berenberg: „Auch diese Branchen sind Gewinner, während die Bereiche Transport und Logistik eher zu den Verlierern zählen, wenn die Produktion nun wieder näher zum Endkunden gebracht wird.“

In der Folge werde sich die Arbeitswelt signifikant verändern. „In den USA könnten Schätzungen zufolge 34 Prozent aller Beschäftigten von zu Hause aus arbeiten. 2017 nutzten das gerade mal fünf Prozent. Jetzt hat sich gezeigt, wie gut Home Office funktionieren kann“, stellt Meyer fest. Michael Winkler ergänzt: „Zwar wird sich der Heimarbeitsplatz nicht komplett durchsetzen, aber die Entwicklung bestimmter Technologien, die damit in Verbindung stehen, dürfte auf jeden Fall befördert werden.“ 

Dazu zählen nach Ansicht von Ulrich Reitz unter anderem Cloud-Dienste, Videokonferenzen, die Telemedizin, aber auch das Online-Streaming von Filmen und Musik. Vieles davon fasst Kai Röhrl, Robeco, unter dem Begriff der Subscriptions-Modelle zusammen. „Darunter verstehen wir digitale Geschäftsmodelle mit schlanken Strukturen. Plattformen, die auf niedrigem Kostenniveau profitabel arbeiten und keine hohen Investitionsausgaben haben. Und die häufig wie Streamingdienste oder Kommunikationsdienstleister im Abonnement funktionieren.“ 

Dass deren Fixkosten niedrig seien, erweise sich gerade jetzt als immenser Vorteil. „Buchungsplattformen werden deshalb diese Krise eher überleben als Hotelbetreiber“, meint Bernd Schrüfer, Lucatis Family Office, und ergänzt: „Ich denke, dass es derzeit gar nicht so sehr auf die Branchenselektion ankommt, sondern auf das Geschäftsmodell. Wer einen Lieferservice wie Delivery Hero betreibt, ist gegenüber dem Restaurant mit seinen hohen laufenden Kosten ganz klar im Vorteil.“

Ein weiterer Trend, der sich nun verstärken könnte, ist nach Ansicht von Reitz das bargeldlose Bezahlen. „Viele haben jetzt gemerkt, dass das doch recht einfach und problemlos funktioniert.“ Und auch das Thema Nachhaltigkeit werde nun einen Schub bekommen. „Zwar hat die Corona-Pandemie nur bedingt etwas damit zu tun, aber ich gehe davon aus, dass es das Bewusstsein der Menschen schärft“, ist Helmut Neumaier, Focus Asset Management, überzeugt. Robert Greil hat bereits ein verstärktes Interesse festgestellt. „Es scheint, dass es aufgrund der Pandemie für Investoren noch wichtiger geworden ist zu wissen, wo und wie ihr Geld investiert wird.“ 

Zu den großen Verlierern, darin sind sich alle Experten einig, werden die Fluggesellschaften zählen. „Diese Branche ist das komplette Gegenbeispiel zum Subscriptions-Modell“, erklärt Kai Röhrl, „denn diese Firmen haben nur dann Einnahmen, wenn tatsächlich jemand ein Ticket bucht. Gleichzeitig lasten auf den Airlines aber hohe fixe Kosten.“ Mit diesem Problem sind sie aber nicht allein. „Kreuzfahrtanbieter, Hotels oder Firmen, die auf ein Warenlager angewiesen sind, vielleicht mit Ausnahme von Lebensmitteln, werden es in nächster Zeit sehr schwer haben. Dort würde ich nicht investieren“, rät Schrüfer. 

In eine spezielle Kategorie gehört die Autoindustrie. Dort war schon vor Covid-19 ein struktureller Wandel festzustellen, der sich nun unter erschwerten Nachfragebedingungen fortsetzen wird. „Ich vermute, dass viele den Autokauf jetzt erst einmal hintenanstellen werden“, meint Michael Winkler. 

Unabhängig von der Branche, so der Kompetenzkreis, habe die Corona-Krise aber noch einen Aspekt in den Vordergrund gerückt, anhand dessen die Zukunftsaussichten aller Unternehmen besser beurteilt werden können – die Managementqualität. „Dies war ja schon immer eines der weichen Kriterien bei der Aktienauswahl. Aber rückblickend werden wir nun sehr gut beurteilen können, wer einen guten Job gemacht hat – und wer nicht“, ist Michael Winkler überzeugt.

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Themen wie Technologie, Digitalisierung, Heimarbeit, Cloud oder Plattformen werden sich nun deutlich beschleunigen. Für Investoren wird es künftig entscheidend sein, in den richtigen Einzeltiteln und Geschäftsmodellen sowie Branchen und Regionen zu investieren“, ist Helmut Neumaier überzeugt. Seiner Ansicht nach sollten sich Anleger dabei unter anderem an einer möglichst geringen Verschuldung, an der jüngsten Umsatzentwicklung und einer stabilen Gewinnmarge orientieren.

„Als Konsequenz werden wir in der Finanzbranche nun das Comeback der aktiven Berater und Manager zu Lasten der ETFs erleben“, macht Marc Vits deutlich.

// 02. Alle Staaten werden in den kommenden Jahren noch viel mehr Schulden machen. Kann das gutgehen?

„2022 werden wir tatsächlich in einer Welt mit insgesamt deutlich mehr Schulden leben. Nicht nur auf der Staatsseite, auch bei Unternehmen und privaten Haushalten“, meint Marco Willner, NN Investment Partners. „Perspektivisch wird dies den langfris­tigen Wachstumspfad der Wirtschaft grundsätzlich abflachen“, vermutet Karsten Tripp, HSBC Deutschland. „Und mehr Schulden machen das gesamte Finanzsystem künftig instabiler“, ergänzt Gottfried Urban, Urban & Kollegen.

Besonders gravierend werden die Veränderungen in den Staatshaushalten sein. In seinen aktuellen Projektionen geht der Internationale Währungsfonds von einem Anstieg der Schuldenquote in Relation zum Sozialprodukt je nach Region zwischen zehn und 20 Prozentpunkten aus. „Die nächsten Jahre werden von einer Diskussion über die Lastenverteilung geprägt sein – zwischen den Staaten – vor allem im Euroraum –, aber auch innerhalb der Staaten“, meint Stephan Jäggle, Münster Stegmaier Rombach Family Office.

Deutschland trauen die Profis zumindest den Versuch des Schuldenabbaus nach Beendigung der Krise zu. „Nicht umsonst hat der Bundestag die Verfassungsmäßigkeit einer Vermögensabgabe schon einmal prüfen lassen“, verdeutlicht Gottfried Urban. Was den Rest der Welt angeht, ist der Kompetenzkreis dagegen skeptischer. „Viele Länder waren ja vor Corona schon nicht in der Lage, ihre Schulden zu reduzieren – warum soll das jetzt gelingen?“, fragt Alexander Prochnow-Ast, Family Office – Volksbank Kraichgau. „Striktes Sparen lässt sich in den meisten nationalen Parlamenten nicht durchsetzen. Die Regierungen dort werden darum den leichtesten Weg gehen und Probleme weiter mit Geld übertünchen“, ist auch Daniel Oyen, von Plettenberg, Conradt & Cie. Family Office, überzeugt. „Ganz ehrlich“, schließt Alexander Ruis, SK Family Office: „Ich habe den Glauben an eine solide Schuldenpolitik verloren.“

Das Thema Staatsverschuldung könnte dann nicht nur zum Spaltpilz in der Eurozone werden. Auch die Frage nach Bonität und deren Schuldentragfähigkeit stellt sich.

„Natürlich werden sich die Ratings vieler Länder verschlechtern“, ist Marco Willner überzeugt. Droht dann eine Schuldenkrise? „Da bin ich bei den großen Industrienationen relativ entspannt“, sagt  Jörg Rahn, Wirtgen Invest. „Solange die Zentralbanken die Zinsen nahe null zementieren und den Großteil der Staatsanleihen kaufen, spielt es keine Rolle, wie hoch die Schulden sind.“ „In den USA hielt die Notenbank vor der Krise mehr als zehn Prozent der Staatsschuld, in UK und der Eurozone waren es mehr als 20, in Japan etwa 50 Prozent“, informiert Marc Vits und fährt fort: „Dass dieser Anteil künftig weiter steigen wird, hat für die Finanzminister immense Vorteile. Sie müssen weiter nur wenig Zinsen bezahlen und erhalten diese oftmals auch noch über den Notenbankgewinn schnell wieder zurück.“ 

„Probleme werden allerdings dort auftreten, wo Länder stark von ausländischen Investoren abhängig sind. Gefährdet könnten perspektivisch unter anderem einige Schwellenländer sein – zum Beispiel in Lateinamerika“, warnt Marco Willner.

Das Fazit des Kompetenzkreises: Das Risiko einer Staatsschuldenkrise 2.0 ist überschaubar. Dass nun aber scheinbar ein finanzielles Perpetuum mobile erfunden wurde, macht den Profis Sorge. „Noch mehr als bisher werden alle Augen auf die Notenbanken gerichtet sein. Die Schlüsselrolle bei Analysen zur Tragfähigkeit von Staatsschulden fällt ihnen zu“, schließt Carsten Mumm, Donner & Reuschel.

Illu 3 Geldmaschine

// 03. Wie werden die Notenbanken langfristig agieren?

„Die Verquickung zwischen Staat und Notenbank ist stärker als je zuvor. De facto betreiben die Notenbanken nun direkte Staatsfinanzierung – sowohl in den USA als auch in Europa. Alle Begrenzungen, alle Regeln werden umgangen und außer Kraft gesetzt. Das wird sich auch nicht mehr umkehren lassen“, ist Alexander Prochnow-Ast überzeugt.

Die Konsequenzen für Anleger sind vielfältig. „Zunächst einmal werden die Wertpapierkaufprogramme nicht so schnell wieder verschwinden. Die Notenbanken bleiben noch sehr lange die wichtigsten Käufer an den Zinsmärkten und werden so dafür sorgen, dass die Zinsen nicht ansteigen“, erklärt Cars­ten Mumm. „Die Welt wird komplett japanisiert. Sowohl die FED als auch die EZB werden perspektivisch sogar die gesamte Zinsstruktur kontrollieren. Sie setzen so den Marktmechanismus komplett außer Kraft“, ergänzt Karsten Tripp.

„Mittel- und langfristig wird diese anhaltende monetäre Verwässerung dann zu einer Erodierung der Kaufkraft von Papierwährungen führen“, ist Ulrich Voss, Tresono Family Of­fice, überzeugt. „Damit einher geht ein schleichender und dann offensichtlicher werdender Vertrauensverlust in das Geldsystem generell“, meint Axel Angermann, FERI, und ergänzt: „Ich weiß schon – in Japan funktioniert das schon lange sehr gut. Aber irgendwann ruft dann doch mal einer: ,Der Kaiser ist nackt!‘“

„Globale Liquiditätsflut, die Finanzierung der Staaten durch die Notenbanken – wenn ein Land das isoliert machen würde, wäre die logische Konsequenz eine Abwertung der Währung“, überlegt Alexander Ruis, „heute handeln aber alle wichtigen Staaten weitgehend gleich.“

„Es gibt also keine großen Währungen mehr, denen Investoren wirklich vertrauen können“, folgert Family Officer Joachim Meyer, „wir sitzen alle in einem Boot, und ich hoffe, dass keiner zu stark schaukelt.“ „Positiv betrachtet, ist das eher eine Art fragiles Gleichgewicht der wankenden Riesen, die sich gegenseitig stützen“, ergänzt Carsten Mumm.

Die Risiken der aktuellen Geldpolitik sind den Profis durchaus bewusst. „Das wird nicht ewig funktionieren. Aber weil wir nicht einmal ungefähr den zeitlichen Endpunkt kennen, macht es keinen Sinn, die Anlagestrategie an daraus resultierenden Crash-Szenarien auszurichten“, schließt Marco Willner.

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Nach vorn gedacht, dürften die Bewertungen knapper Vermögensgegenstände in diesem Umfeld in diesem Umfeld deutlichen Rückenwind erhalten“, meint Thomas Neukirch, HQ Trust. „Die Vermögenspreisinflation geht angesichts der anhaltenden Geldschwemme weiter. Investoren sollten deshalb langfristig noch stärker auf Sachwerte setzen. Vor allem Aktien von Firmen, die höhere Preise weitergeben können, werden profitieren. Vielleicht löst die Aktie sogar die Immobilie als beliebteste Sachwertanlage ab“, skizziert Gottfried Urban. 

„In den kommenden Jahren wird es deshalb darum gehen, die Weichen richtig zu stellen, um Vermögen dauerhaft zu erhalten“, sagt Vits und erklärt: „Auf der einen Seite stehen Schuld-Papiere, von denen einige vielleicht irgendwann nicht mehr zurückgezahlt werden und für die ich jetzt keinen oder kaum noch Ertrag bekomme. Und auf der anderen Anteile an Firmen, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie durch schwere Krisen kommen und langfristig die Gewinne steigern. Wer das vergleicht, muss zu dem Schluss kommen, dass Aktien auf Jahre hinaus klar besser abschneiden werden als Zinspapiere.“ 

Illu 4 DeflationInflation

// 04. Inflation oder Deflation – womit müssen wir in den nächsten Jahren rechnen? 

Aktuell sehen die Experten keinerlei Inflationsgefahren. Die Weltwirtschaft befindet sich in einer tiefen Rezession, das Wachstum wird künftig schwach bleiben. Viele Unternehmen haben – belastet durch hohe Kredite – weniger Investitionsspielraum. „Das ist eher ein deflatorisches Umfeld“, konstatiert Prochnow-Ast. „Aktuell ist deshalb eine Phase mit fallenden Preisen, rückläufigen Firmenerträgen sowie fallenden Aktienkursen und Immobilienpreisen das größere Risiko als die Inflation“, macht Joachim Meyer klar. 

Auf dem Weg in Richtung 2022 könnte sich dies ändern. „Ein paar Entwicklungen in der Realwirtschaft deuten klar auf perspektivisch steigende Preise hin“, vermutet Thomas Buckard, MPF AG, und zählt auf: „Ein Teil der Globalisierungsgewinne geht verloren. Es wird mehr Lagerhaltung betrieben. Die Produktionskosten steigen. Die Neuorientierung im Gesundheitssystem wird Geld kosten. Und in bestimmten Bereichen werden auch die Konsumenten bereit sein, mehr zu bezahlen. Das könnte dann sogar in einer Art Stagflation enden – schwaches Wachstum bei steigenden Preisen.“

Auch die von den Notenbanken initiierte Geldschwemme spielt bei diesen Überlegungen eine Rolle. „In der Vergangenheit führte diese zwar nicht zu steigenden Konsumentenpreisen. Aber der Zusammenhang zwischen der Geldmenge und dem, was in einer Volkswirtschaft dafür gekauft werden kann, besteht langfristig doch. Das Geld wird gerade sehr viel mehr. Der Gegenwert bleibt aber gleich oder reduziert sich sogar, wenn in der Krise durch Insolvenzen Kapazitäten wegfallen. Irgendwann wird dies vermutlich zu Inflation führen“, warnt Ruis. 

Stephan Jäggle erinnert an den Ketchup-Flaschen-Effekt. „Die Notenbanken fahren eine extrem expansive Geldpolitik, schlagen sprichwörtlich immer stärker auf den Boden der umgedrehten Ketchup-Flasche – aber es kommt und kommt keine Inflation heraus. Später, wenn die Wirtschaft wieder anläuft und es immer noch Engpässe in den Lieferketten gibt oder globale Lieferketten nationalisiert werden, könnte es soweit sein. Bisher haben wir Inflation tatsächlich nur in den Vermögenswerten gesehen. Ich fürchte, auf lange Sicht werden wir sie auch in der gemessenen Inflationsrate wahrnehmen.“

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Für Anleger ist die größte Herausforderung, den Übergang von einem deflatorischen zu einem inflatorischen Umfeld zu erkennen und rechtzeitig von Nominal- auf Sachwerte umzuschichten“, analysiert Joachim Meyer. Nach Überwinden der Krise rechnen die Profis zwar mit höheren Preissteigerungsraten. Eine galoppierende Inflation schließen sie allerdings aus. „Wir werden wohl eher in dem Bereich zwischen zwei und vier Prozent landen“, vermutet Alexander Prochnow-Ast.

Was so harmlos klingt, hat für Anleger dramatische Folgen. „Die nochmals deutlich zunehmende Verschuldung zwingt Notenbanken, die Zinsen niedrig zu halten. Deshalb bleibt auch bei steigenden Preisen wenig Handlungsspielraum. Die Realzinsen landen tief im negativen Bereich, und jeder Anleger in Nominalwerten wird deutlich spüren, wie die Kaufkraft seines Vermögens abnimmt. Der einzige Ausweg sind Sachwerte“, macht Kai Röhrl klar. „Auch der Goldpreis sollte in diesem Umfeld weiter steigen“, ergänzt Helmut Neumaier, „das wäre positiv für Goldminenaktien, die aktuell zudem davon profitieren, dass ein wichtiger Kostenfaktor – Öl – günstig ist.“

Gesellschaftspolitisch drohen dann allerdings Konflikte: „Die Schere zwischen den Besitzern von Sachwerten und dem Rest der Bevölkerung wird weiter auseinandergehen. Das dürfte der Diskussion um Steuererhöhungen oder Vermögensabgaben neue Nahrung geben“, warnt Stephan Jäggle. 

Illu 5 eu jongleur

// 05. Quo vadis, Europa?

Wer optimistisch denkt, könnte in der Corona-Krise einen Katalysator für das Projekt Europa sehen. Haben die Staatenlenker denn jetzt nicht gesehen, dass Europa Europa braucht? „Stattdessen hat die Corona-Krise die Länder innerhalb der EU eher noch einmal voneinander getrennt – Grenzen wurden geschlossen, jeder hat wieder nur an sich gedacht. Das war ein Rückschlag“, meint Jörg Rahn.

„In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass instabile Strukturen in Krisen zusätzlich destabilisiert werden. Genau das passiert jetzt in Europa“, analysiert Karsten Tripp. Besonders problematisch sei, dass europakritische Populisten in verschiedenen Ländern nun Auftrieb bekommen könnten. „Wenn die Arbeitslosenquoten zweistellig sind, werden viele Menschen auf die einfachen Lösungen hören. Das ist kritisch“, warnt Daniel Oyen.

„Es wird dabei oft übersehen, dass die europäische Einigung kein Selbstzweck ist. Wenn wir in Europa nicht zusammenstehen, haben wir keine Chance und verschwinden gegenüber den USA und China in der Bedeutungslosigkeit“, überlegt Ulrich Voss. Das Kernproblem Europas sieht der Kompetenzkreis im nach wie vor fehlenden Commitment. „Alle wollen Europa, aber nur zu ihren Bedingungen. Und diese sind unterschiedlich“, macht Carsten Mumm deutlich.

„Die große Frage wird sein, ob wir irgendwann ein europäisches Gemeinschaftsgefühl bekommen, das nationalstaatliche Grenzen überwindet und überall auf eine Mindestakzeptanz stößt“, ergänzt Axel Angermann.

Obwohl die Runde in diesem Punkt nicht sehr optimistisch ist, sehen einige einen Hoffnungsschimmer. „Europa hat immer nur unter Druck einen Schritt nach vorn gemacht. Diesmal könnte der Druck aus der prekären Finanzsituation kommen“, meint Mumm und erklärt: „Eine Langfristfolge der Krise wird ja sein, dass die Staaten mehr in ihre Gesundheitswesen inves­tieren wollen oder müssen. Angesichts der hohen Verschuldung könnten die Regierungen dann auf den Gedanken kommen, dass eine gemeinsame Verteidigungsstrategie Geld spart. Vielleicht führt der Sparzwang so langfristig zu mehr Europa.“

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Ich bin überzeugter Europäer. Aber ich denke trotzdem, dass die Politik im Moment keine weiteren Schritte machen wird, um die Union zu vertiefen“, sagt Karsten Tripp. Die Frage: „Quo vadis, Europa?“, beantworten die Experten mit dem wahrscheinlichen Verharren auf dem Status quo. „Nur irgendwann werden wir eine Entscheidung treffen müssen, ob uns Europa etwas wert ist. Und dann die Weichen in Richtung politische Union stellen. Oder es lassen“, schließt Axel  Angermann.

Illu 6 corona bombe

// 06. Droht eine neuerliche Eurokrise? 

Dass die Schuldenquoten im Euroraum nun weiter auseinanderlaufen, wird eine Belastungsprobe für die gemeinsame Währung. „Die Stabilitätskriterien für den Euro sind damit ein für alle Mal beerdigt. Griechenland geht bei der Staatsverschuldung über 200 Prozent. Italien in Richtung 170 Prozent, Spanien und Frankreich Richtung 120 Prozent. Die in Maastricht vereinbarten 60 Prozent werden künftig keine Rolle mehr spielen. Das Thema ist durch“, analysiert Angermann.

„Trotzdem wird es keine neue Eurokrise geben – die EZB wird das nicht zulassen. Sie wird weiter Anleihen kaufen und Maßnahmen ergreifen, damit die Länder halbwegs wieder auf die Beine kommen“, ist Jörg Rahn überzeugt.

„Ich finde es angesichts dieser Situation schon erstaunlich, dass das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Rechtmäßigkeit der EZB-Wertpapierkäufe mit einem lässigen Schulterzucken aufgenommen wurde“, überlegt Christian Jasperneite, „es war doch ein Hilferuf: Wir haben hier ein Problem.“ Tatsächlich, so Jasperneite, habe das Verfassungsgericht ganz klar formuliert, was in Sachen monetärer Staatsfinanzierung erlaubt ist und was nicht. „Das aktuelle Krisenprogramm, das gar nicht Gegenstand der Verhandlung war, wäre nicht mit den Kriterien kompatibel, die als gerade noch zulässig genannt wurden. Da sind die nächsten Verfahren programmiert.“

Dass sich das deutsche Verfassungsgericht durch sein Urteil gegen den Entscheid des Europäischen Gerichtshofs stelle, habe historische Tragweite. „Wenn das oberste Gericht Europas entscheidet, es sei in Ordnung, die Regeln zu brechen, auf deren Grundlage die Währungsunion steht, dann muss jeder Staat, der ja Träger der Konstruktion Europa und Hüter der Verträge ist, klar sagen können, dass da irgend etwas schiefläuft. Das ist eine spannende Wegmarke für den Euro. Das Urteil könnte letztlich dazu führen, dass sich alle zusammensetzen und ein Set-up finden, das für die nächsten 20 Jahre Vertrauen schafft“, hofft Jasperneite.

Der Kompetenzkreis fordert klare Regeln – in Sachen Geldpolitik und beim Thema Vergemeinschaftung der Staatsschulden. „Ein schuldenfinanzierter europäischer Wiederaufbaufonds von mehreren Hundert Milliarden Euro ist von den viel diskutierten Euro-Bonds ja nicht weit entfernt“, verdeutlicht Axel Angermann, „denn am Ende haften alle Länder pro rata.“

„Irgendwann werden die Nordstaaten dann wohl sagen, nur Geld geben ohne Reformen, das machen wir nicht mehr. Soll der Euro erhalten bleiben, brauchen wir wahrscheinlich eine Lösung für Länder, die sich den Stabilitätsregeln nicht dauerhaft unterwerfen wollen“, meint Daniel Oyen und ergänzt: „Es müsste ein Weg gefunden werden, Italien und Griechenland den temporären Austritt aus dem Euro und damit den einfachen Weg der Abwertung zu ermöglichen.“ „Das wird nicht passieren“, widerspricht Karsten Tripp, „aus Italien ist zu hören, dass weder Wähler noch Politiker das Risiko eingehen wollen, dass ihre Renten in Lire bezahlt werden.“ 

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Die Situation wird sich in Richtung 2022 immer weiter zuspitzen“, meint Angermann. „Auf jeden Fall gibt es keine Garantie, dass wir den Euro in zehn Jahren noch haben werden“, schließt Thomas Buckard. 

Illu 7 spielfeld

// 07. Wie wird sich das geopolitische Spielfeld verändern?

„Der bisherige Hegemon USA wird von China herausgefordert – das ist das große geopolitische Thema der nächsten Dekade“, erläutert Stephan Jäggle. Diese Entwicklung, meint der Kompetenzkreis, werde jetzt noch beschleunigt. „Diejenigen, die medizinisch am besten durch die Krise kommen, haben auch die größten Chancen, sie wirtschaftlich am besten zu überstehen, und können dann einen künftigen Führungsanspruch stärker untermauern“, analysiert Karsten Tripp und folgert: „Das spricht eindeutig für China, klar gegen die USA und übrigens ebenfalls gegen Russland, das sich nach einem Zwischenhoch wieder auf dem absteigenden Ast befindet – auch, weil das Land strategisch äußerst unklug in den Ölpreiskrieg eingestiegen ist.“

„In nicht allzu langer Zeit wird dann der Handelskrieg zwischen den USA und China wieder auf der Agenda erscheinen. Donald Trump versucht, China zum Buhmann in der Corona-Krise zu machen, und wird neue Strafzölle vielleicht als letzten Strohhalm nutzen, wenn es im Wahlkampf für ihn eng wird“, überlegt Jörg Rahn. Doch auch nach der US-Wahl im November bleibe das Thema präsent. „Schließlich überbieten sich derzeit Demokraten und Republikaner in ihrer Kritik gegen­über China“, ergänzt Marc Vits.

Erleben wir gerade den Anfang vom Ende der Globalisierung – auch, weil nun immer mehr Länder strategisch wichtige Produkte im Inland produzieren wollen? „Das wird nur eine temporäre Unterbrechung sein“, vermutet Georg Graf von Wallwitz, Eyb & Wallwitz. „Wer sein unternehmerisches Risiko senken will, müsste sein Netz an Zulieferern nun eigentlich noch breiter aufstellen. Das ist ein Argument für mehr Globalisierung.“ „Mögliche Rückverlagerungen von Wertschöpfungsanteilen werden primär in automatisierbaren Bereichen erfolgen. Das Primat der betriebswirtschaftlichen Effizienz wird sich letztlich durchsetzen“, ergänzt Neukirch.

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Strategisch sollten sich Investoren stärker in China und in Asien positionieren“, rät Stephan Jäggle, „auch diejenigen, die den MSCI Weltaktienindex als Benchmark nutzen, sollten handeln. Denn dort sind die USA – gemessen an ihrer Bedeutung für die Weltwirtschaft – deutlich überrepräsentiert. Und China spielt nicht annähernd die Rolle, die seiner Wirtschaftskraft und seiner künftigen Rolle in der Welt entspricht.“

Illu 8 Innovation

// 08. Ist die Corona-Krise ein Innovationstreiber?

„In den 1930er-Jahren – mitten in der Großen Depression – erzielte Brasilien eine Rekordernte bei Kaffee“, erzählt Arne Sand, Sand und Schott. „Weil das Land deshalb nicht genug Abnehmer fand, die Bohnen aber auch nicht verrotten lassen wollte, wandten sich die Kaffeeproduzenten an den Lebensmittelkonzern Nestlé. Und dieser entwickelte den bis heute bekannten Nescafé.“ 

Krisenzeiten waren in der Vergangenheit oft Perioden der Innovationen. „Denken Sie auch an die Erfindung des Kunstdüngers im Ersten Weltkrieg oder die Entwicklungen im Bereich der Flugtechnik“, ergänzt Georg von Wallwitz. Not, so scheint es, macht erfinderisch. 

Wird dies wieder so sein? „Die echten Innovationen dürften in den nächsten Jahren eher rar sein“, vermutet von Wallwitz. Am ehesten erwartet er diese noch im Pharmabereich, zum Beispiel bei der Erforschung von Impfstoffen. „Dort werden jetzt mit einer weltweiten Wirkstoff-Bibliothek ganz neue Wege beschritten. So lassen sich mit der Erbinformation eines Virus die Impfstoffe vielleicht in einem Jahr entwickeln statt wie bisher in drei bis vier Jahren.“ Das spart Zeit und Geld. 

Wichtiger als einzelne Erfindungen, so der Kompetenzkreis, sei für Anleger, dass bestehende Innovationen nun eine Beschleunigung erfahren und einen Produktivitätsschub auslösen können. „Die Münchner Rückversicherung spricht in diesem Zusammenhang von der Pit-Stop-Rezession“, informiert Thomas Buckard. „Wie beim Rennauto an der Box werden nun alle Prozesse im Unternehmen optimiert – mehr Automatisierung, Künstliche Intelligenz, Robotik und 3D-Druck. Schlankere Strukturen, weniger Reisen, Videokonferenzen. Im Endeffekt wird dies zu höheren Gewinnmargen führen.“

„Ein typisches Beispiel ist das Home Office. Dadurch reduziert sich die teure Bürofläche, die Mietkosten im Unternehmen sinken“, erläutert Thomas Neukirch. „Auch die Nutzung von Videokonferenztools wird sich nun schneller durchsetzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese nach Ende der Krise einen Teil der oft zeit- und kostenintensiven persönlichen Meetings ersetzen werden“, prognostiziert Arne Sand und fährt fort: „Heute ist es sogar möglich, Verträge rechtsgültig digital zu unterschreiben. Der Nachweis, dass sich jemand bei der Vertragsunterschrift tatsächlich an dem entsprechenden Rechner befunden hat, erfolgt über das Tracking des Handys.“

Auch im Bildungsbereich sei mehr möglich als nur Homeschooling. „Sogar Prüfungen können online abgenommen werden. Mittels Eye-Tracking wird dann nachvollzogen, ob der Proband seine Augen woandershin richtet und möglicherweise abschaut“, skizziert Bernd Meyer. Einen Schub werde ebenfalls die Telemedizin erhalten, der virtuelle Arztbesuch. „Bis vor Kurzem war das gesetzlich gar nicht möglich“, erläutert Georg Graf von Wallwitz, „jetzt muss beispielsweise in China der Hausarzt seinen Patienten nur einmal gesehen haben. Danach kann sich der Patient per Web-Meeting ein Medikament verschreiben lassen.“ 

Das Fazit des Kompetenzkreises: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir nachhaltige strukturelle Veränderungen sehen werden mit Konsolidierungen in manchen Branchen und mit noch mehr Veränderung hin zur Online- und Plattform-Ökonomie“, meint Thomas Neukirch. Die Innovationen werden aber nicht ausreichen, um das Wachstumstempo in der Weltwirtschaft nachhaltig zu erhöhen. Schließlich gebe es auch gegenläufige Effekte. „Achten Unternehmer nun zugunsten der Sicherheit der Lieferkette nicht mehr konsequent auf ihre Kos­ten, halten sich Geschäftsreisende zurück oder werden Arbeitskräfte wegrationalisiert, dann dämpft dies die Wirtschaftstätigkeit“, meint Mumm. „Das Weltbild eines strukturell nied­rigen Wachstums, das uns schon vor der Krise begleitet, bleibt deshalb grundsätzlich bestehen“, schließt von Wallwitz.

Illu 9 asset protection

// 09. Gibt es neue Strategien der Asset Protection in einer maximal unsicheren Welt?

Vieles von dem, was in Sachen langfristigem Schutz von Vermögen vor Corona galt, ist auch nach Corona noch valide. „Der Schwerpunkt der Anlagen sollte direkt, simpel und verständlich sein. Ich nenne das ,finanzielles Reinheitsgebot‘ – keine Finanzinnovationen, keine komplizierten Produkte, keine Derivate oder Zertifikate“, verdeutlicht Gottfried Urban. „Setzen Sie auf Aktien von Unternehmen, die wirklich relevante Produkte oder Dienstleistungen herstellen – Nahrungsmittel, Wohnen, Digitalisierung. Achten Sie auf Qualität, gute Bilanzen, nachhaltige Geschäftsmodelle, geringe Verschuldung. Die Überlebensfähigkeit muss gewährleistet sein. Es geht um knappe Güter. Alles, was nicht unendlich vermehrbar ist, wird seinen Wert behalten“, zählt Ulrich Voss auf. 

Weil in allen Krisen der Vergangenheit immer derjenige profitierte, der in der richtigen Währung investiert war, machen sich die Experten auch Gedanken über dieses Thema. „Ich persönlich habe nach dem EU-Austritt zunehmend Großbritannien auf dem Schirm“, informiert Alexander Ruis, „das Königreich ist viel größer als die Schweiz, hat ein funktionierendes Rechtssystem und ist liberal. Für mich stellt das britische Pfund deshalb eine neue Diversifikationsmöglichkeit dar.“

Ulrich Voss favorisiert die norwegische Währung. Dass die Krone angesichts fallender Ölpreise massiv unter Druck geraten ist, stelle eine Gelegenheit dar. „Norwegen hat nur eine Staatsverschuldung in Höhe von 163 Milliarden Dollar, aber 1100 Milliarden im Staatsfonds. Wenn Länder ein Unternehmen wären, würde Norwegen mit einer sehr guten Bilanz glänzen – auch wenn temporär eines seiner wichtigste Produkte, das Öl, einen Nachfragerückgang erlebt.“

„Langfristig würde ich auch die chinesische Währung nicht außer Acht lassen“, ergänzt Daniel Oyen. „In dem Moment, da der Renminbi frei konvertierbar ist – bis 2022 könnte das ja der Fall sein –, wird er zu einer wirklichen Alternative. Bis dahin sind chinesische Aktien der richtige Weg, um in Richtung China zu diversifizieren. Und auch den Bitcoin finde ich spannend. Eine Beimischung von ein bis zwei Prozent im Depot ist angesichts des asymmetrischen Ertragsprofils akzeptabel – das Verlustrisiko liegt bei 100 Prozent, die Chance bei mehreren Hundert Prozent.“ „Und natürlich bleibt auch die ultimative Währung – Gold – ein wichtiger Bestandteil. Heute mehr noch als vor der Corona-Krise“, verdeutlicht Thomas Buckard.

In der Vergangenheit hatten sich auch viele vermögende Bundesbürger Gedanken über eine zweite Staatsbürgerschaft oder einen zweiten Wohnsitz gemacht. Mit den Erfahrungen aus der Corona-Krise ist dieses Thema im Lerbacher Kompetenzkreis allerdings etwas in den Hintergrund geraten. „Das war ja auch ein Test für die Politiker der jeweiligen Länder“, erläutert Marc Vits und folgert: „Wenn ich die Reaktionen und Maßnahmen vergleiche, stelle ich große Unterschiede fest. Und Deutschland zeigt bislang definitiv ein sehr gutes Krisenmanagement.“

Das Fazit des Kompetenzkreises: Die Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen für die Zeit nach Corona sind ein großes Plädoyer für die Anlage in Unternehmenswerten. „Welche Vermögen haben Weltkriege und Währungsreformen überlebt?“, fragt Stephan Jäggle und antwortet: „Das waren immer die Produktivvermögen. Egal, was passiert – wer dort investiert ist, wird mit großer Wahrscheinlichkeit am Ende jeder Krise viel wohlhabender sein als der Rest der Welt – und ist dann in der besten Position für einen Neustart.“ ®

Illu 2a Kasten interessante Aktien

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Inspiration ­– interessante Aktien.

Auf der Suche nach aussichtsreichen Titeln unterscheiden die Experten aktuell grundsätzlich drei Kategorien mit unterschiedlichem Risiko- und Ertragsmus­ter. In die erste, vergleichsweise defensive Rubrik fallen Aktien von Firmen, deren Kurse mehr als 20 Prozent unter dem Niveau von vor der Krise notieren und die 2022 mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Umsatzniveau von 2019 wieder erreichen werden – sie sind Stabilitätsanker für ein Depot.

Der zweite Bereich umfasst strukturelle Gewinner, die langfristig von den durch die Krise ausgelösten technologischen Veränderungen profitieren sollten.

Zur dritten Gruppe gehören potenzielle Comeback-Aktien. Dies ist das Segment mit den höchsten Risiken, aber vielleicht auch mit den größten Chancen. Es umfasst Titel von Unternehmen, die derzeit zwar operativ unter die Räder kommen. Im Rahmen einer Erholung der Weltwirtschaft vermuten die Experten aber hier auch das größte Aufholpotenzial.

In den Tabellen unten sind diejenigen Firmen aufgeführt, die in der Umfrage von private wealth von den 26 Experten des Kompetenzkreises am häufigsten genannt wurden. Die gesamte Liste ist unter www.private-wealth.de einsehbar.

Aktien Titelgeschichte

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Autoren:  Gerd Hübner, Klaus Meitinger

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