• Klaus Meitinger

Rückenwind für TubeSolar.

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

Tubesolar Aufmacher

In der Ausgabe 02/2021 hatten wir Ihnen in der Rubrik „Weltretter“ die Firma TubeSolar AG vorgestellt (link „Doppelter Ertrag“). Die Augsburger wollen Strom mit Solarpanelen in Röhrenform erzeugen. Diese werden – neben Einsatzmöglichkeiten auf Gewerbe- und Industriedächern – auf Stelzen über landwirtschaftlichen Nutzflächen aufgebaut, so dass Traktoren unter ihnen hindurchfahren können. Weil die Solarröhren in Gitterbauweise angeordnet sind, lassen sie zudem Sonnenstrahlen und Regen durch. Der Effekt: Photovoltaik und Landwirtschaft können gemeinsam auf denselben Flächen betrieben werden.

Am 10. Februar stellte die Bundesregierung nun Vorschläge zur Förderung solcher Agri-PV-Anlagen vor. Diese sollen künftig grundsätzlich auf allen Ackerflächen zulässig sein, sofern die landwirtschaftliche Nutzung nur bis zu 15 Prozent durch die Stromerzeugung beeinträchtigt wird. Und sie sollen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert werden.

„Für TubeSolar ist das eine hervorragende Nachricht. Denn es bedeutet, dass der Absatzmarkt sich deutlich ausdehnt und der Verkauf nun auch viel schneller in Gang kommen dürfte“, urteilt Karsten von Blumenthal, Analyst bei First Berlin Equity Research, „besonders wichtig ist dabei, dass das Produkt durch die EEG-Förderung ,bankable‘ wird. Das erleichtert die Fremdfinanzierung für potenzielle Käufer signifikant.“

„Die ohnehin schon starke Nachfrage hat sich seitdem tatsächlich noch einmal intensiviert“, bestätigt Felix Mantke, CFO bei TubeSolar: „Denn wie auch immer diese 15-Prozent-Grenze ausgelegt wird – für unser Produkt bedeutet dies definitiv kein Problem. Wir erhalten täglich Anrufe von Interessenten. Dabei geht es um große Mengen. Es gibt aus meiner Sicht eben weltweit einfach kein vergleichbares Produkt.“

Zunächst muss TubeSolar allerdings noch eine Hürde überspringen. Bislang steht die wichtige TÜV-Zertifizierung noch aus, die ursprünglich für das zweite Halbjahr 2021 avisiert war und deren Abschluss sich verzögert hat. „Qualitätsnormen und DIN-Vorgaben des TÜV sind an Flachmodulen orientiert. Unser Produkt ist aber ganz neu. Das stellt den TÜV vor besondere Herausforderungen. Er muss seine Prüfprozesse an unser innovatives Produkt anpassen. Und das dauert erfahrungsgemäß“, erklärt Mantke und fährt fort: „Wir befinden uns in regelmäßigen Abstimmungen mit dem TÜV und bewegen uns, so auch der Tenor des TÜV, nun in Richtung Zielgerade.“

Die automatisierte Massenfertigung einer ersten Linie mit einer Jahreskapazität von rund 20 Megawatt soll im Herbst starten. Bislang produziert Tubesolar seine Röhren nur als Manufakturfertigung. Nach dem Aufbau der ersten Fertigungslinie sollen die Produktionskapazitäten dann sukzessive auf 250 Megawatt aufgestockt werden. „Wir werden allerdings im Vergleich zu der Annahme von vor ein paar Monaten nun zusehen, dass wir den Ramp-up steiler gestalten, die Kapazitäten also schneller hochfahren“, sagt Mantke. War früher der Zeitraum 2026 bis 2028 für das Erreichen der 250 Megawatt Jahresproduktion im Gespräch, könnte dieses Ziel nun schon früher erreicht werden.

Als Anhaltspunkt dafür, was langfristig für die Firma möglich ist, dienen die Zahlen aus dem Wirtschaftsministerium von Robert Habeck. Auf landwirtschaftlichen Flächen, so deren Einschätzung, könnten allein in Deutschland bis zu 200 Gigawatt zusätzliche Photovoltaik-Leistung installiert werden. Das sind 200.000 Megawatt – oder das 800-Fache der mittelfristig geplanten TubeSolar-Jahresfertigung. „Wenn ich noch die Potenziale im Ausland dazu nehme – Europa, Asien, Südamerika – dann wird die potenzielle Nachfrage extrem. Wir haben Anfragen, da geht es in der Summe um Tausende Hektar Agrarfläche. Hinzu kommen substanzielle Anfragen hinsichtlich der Solartechnik auf Industrie- und Gewerbedächern“, skizziert Mantke.

„Die 250 MW“, überlegt der TubeSolar-CFO, „sollten dann nur die erste Zwischenetappe sein. Wir haben Bedarf und Interessensbekundungen, die weit darüberhinaus gehen. Deshalb sind wir dabei, den Standort zu vergrößern und suchen zudem nach einer zusätzlichen Fertigungsstätte. Der Markt ist da und wir werden alles daransetzen, den Output zu liefern, den der Markt nachfragt. 250 Megawatt sind nicht das Ende des Liedes.“

Für Anleger:

Die TubeSolar AG ist börsennotiert und könnte deshalb auch für Investoren interessant sein. Bei einem aktuellen Kurs von 5,55 Euro wird die Firma derzeit mit 66,6 Millionen Euro bewertet.

Wichtig ist: Bei TubeSolar handelt es sich um ein lupenreines Venture-Capital-Investment. Die Firma hat bislang keine Zertifizierung ihres Produktes, keine automatisierte Fertigung und keinen Beweis dafür, dass die so hergestellten Module dann auch die erwartete Leistung bringen. Und: Starkes Wachstum bedeutet für jede Organisation immer große Herausforderungen. Die Anforderungen an Geschäftsmodell, Marktbearbeitung, Management und Kapitalbeschaffung sind enorm. Allein das Investitionsvolumen wird bei TubeSolar wohl über 150 Millionen Euro liegen.

Funktioniert der Plan, sind die Chancen aber ebenfalls sehr hoch. Die Technologie ist faszinierend, das Marktpotenzial riesig. Ein paar Anhaltspunkte für einen möglichen Ertragspfad liefert Karsten von Blumenthals Research aus dem September 2021. Damals taxierte der Analyst das jährliche Umsatzpotenzial bei einer 250 Megawatt-Produktion auf rund 200 Millionen Euro und den Jahresüberschuss auf mehr als 30 Millionen Euro.

Was kann TubeSolar wert sein, falls 2025 oder 2026 wirklich Ergebnisse in dieser Größenordnung erzielt werden und gleichzeitig die Perspektive auf ein noch deutlich höheres Volumen greifbar wird?

Tatsächlich lässt sich dies heute noch nicht seriös abschätzen. Zu bedenken ist dabei auch, dass noch Kapitalmaßnahmen folgen werden müssen, gegebenenfalls mit entsprechender Erhöhung der Aktienanzahl. Ein Anstieg des Börsenwertes um den Faktor drei bis vier, ausgehend vom heutigen Niveau, könnte im Erfolgsfall aber durchaus möglich sein.

PS: Karsten von Blumenthal hat angekündigt, seine Analyse in den kommenden Tagen zu überarbeiten. Wir werden Sie diesbezüglich auf dem Laufenden halten.

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