Die Geschichte reimt sich.

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)

die Zinspolitik der US-Notenbank ist wieder in den Fokus gerückt. Schließlich hänge das Wohl und Wehe von Weltwirtschaft und Kapitalmärkten davon ab, dass die Zinsen nicht deutlich erhöht werden. Ist das wirklich so?

Vor 65 Jahren lagen die Renditen von US-Staatsanleihen auf einem ähnlichen Niveau wie heute. Um die Finanzierung der Lasten aus dem Zweiten Weltkrieg zu ermöglichen, hatte die US-Notenbank den Zinssatz für Staatsanleihen bei 2,5 Prozent fixiert. Doch während des Koreakriegs wurde deutlich, dass dies kein Rezept war, um die Preisstabilität zu erhalten. Es kam zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Notenbank und US-Finanzministerium. Die Politiker fürchteten um die günstige Finanzquelle und machten ziemlich deutlich, wer Herr im Haus ist. Zusätzlich argumentierten sie noch, die FED müsse die Position der Anleger im Auge behalten und diese vor potenziellen Kursverlusten schützen. Die Konfrontation erreichte ihren Höhepunkt, als die US-Inflationsrate im Februar 1951 – annualisiert – auf 21 Prozent kletterte. Um den Zins bei 2,5 Prozent zu halten, war die Notenbank gezwungen, Unmengen von Anleihen anzukaufen und so ihre Bilanz aufzublähen. „Diese Politik“, warnte Zentralbankchef Marriner Eccles, „macht das gesamte Banksystem zu einer Inflationsmaschine.“

Im März 1951 lenkte das Finanzministerium ein und unterzeichnete den Treasury-Federal Reserve Accord. Der machte die Noten bank unabhängig von politischem Druck und frei in ihren geldpolitischen Entscheidungen. Das war der Beginn des modernen Federal-Reserve-Systems und die Voraussetzung für einen freien Markt in US-Staatsanleihen. (Die ganze Story finden Sie unter: www.richmondfed.org/-/media/richmondfedorg/publications/research/economic_quarterly/2001/winter/pdf/hetzel.pdf)

Heute scheinen die Notenbanken wieder Sklaven der Politik und der Kapitalmärkte zu sein. Wäre es nicht an der Zeit, sich erneut zu befreien? Die EZB baut stattdessen ihre Anleihekaufprogramme aus. Am 21. Juni wird nun das Bundesverfassungsgericht darüber urteilen, ob die EZB 2012 ihr Mandat überschritten hat, als sie ankündigte, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen. Wir sind gespannt. Die EZB kauft zwar nicht unbegrenzt, 2017 wird sie dennoch schon 17 Prozent aller europäischen Staatsanleihen halten. Vielleicht werfen die Richter ja einen Blick in die Geschichtsbücher.

Herzlichst,

unterschrift-kmKlaus Meitinger
Chefredakteur

unterschrift-eckesMoritz Eckes
Herausgeber

PS: Den Mitgliederbereich auf unserer Homepage betreten Sie mit der Benutzerkennung: privatewealth, Passwort: Richter