Die Europaauswahl

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Wertvolles aus dem Netzwerk2Eine sehr pfiffige Investmentidee haben gerade zwei Aktienexperten von Aberdeen Standard Investments veröffentlicht. Ben Ritchie, Head of Europan Equities und Jamie Mills O’Brien, Investment-Manager, stellten sich die Frage, wie eine Europaauswahl aus elf börsennotierten Firmen aussehen könnte. Dabei ging es – wie beim Fußball – nicht darum, die besten einzelnen Aktiengesellschaften zu identifizieren, sondern ein möglichst gut funktionierendes Team zusammenzustellen. Das Portfolio sollte mit defensiven Qualitäten ausgestattet sein, die es zum Meistern unausweichlicher Herausforderungen wie zum Beispiel der gegenwärtigen Krise braucht. Es sollte aber auch in der Lage sein, Chancen zu nutzen.

Die Überlegungen der beiden Experten sind inspirierend für alle, die nach Ideen für die Aktienanlage suchen. Wir möchten Sie Ihnen deshalb gern im Originaltext zur Verfügung stellen.

„So wird aus elf erstklassigen Unternehmen ein schlagkräftiges Team:

Verteidigung

Konstanz ist für einen Torwart und für den Sieg entscheidend - auch wenn diese Position nur selten die Anerkennung bekommt, die sie verdient. Im Rückraum arbeiten und dabei enormen Mehrwert liefern: Diesen Job könnte die aus Ireland stammende Kerry Group übernehmen. Als wichtiger Lieferant von Inhaltsstoffen für Konsumgüterhersteller stellt Kerry Group ein kostengünstiges Produkt her, das jedoch erheblichen Einfluss auf das Endprodukt hat – angefangen von Chips bis hin zu Guacamole. Und wegen des Engagements in vielen verschiedenen Regionen und Kundensegmenten erzielte das Unternehmen bisher ein konstantes Wachstum.

Die Aufgabe des Außenverteidigers verändert sich gegenwärtig. Während bei früheren Europameisterschaften der auf hartes Tackling versierte Spielertyp gefragt war, verlangt das moderne Spiel Vielseitigkeit, also eine Mischung aus Schnelligkeit, defensivem Geschick und technischem Können. Auch wenn die zwei von uns hier ausgewählten Firmen nicht aus Deutschland stammen, zeichnen sie sich doch durch viele Eigenschaften eines Phillip Lahm aus. Mit einem Mix aus Schutz vor Abwärtsrisiken und attraktiven Wachstumsthemen haben wir für die Verteidigung auf der linken Seite den französischen Zahlungsdienstleister Worldline und auf der rechten Seite das niederländische Internet-Unternehmen Prosus ausgesucht. Früher hätte man beide bei solchen Turnieren als Außenstürmer oder vielleicht als offensive Außenverteidiger eingesetzt – was zeigt, wie schnell sich das Fußballspiel verändert hat. Prosus hat bei einigen der weltweit rasantesten Konsumtrends die Führung übernommen. Dazu gehören Lebensmittellieferdienste und die Skalierung von Internet-Plattformen. Für die so wichtige defensive Komponente sorgt eine hohe Nettobarposition. Worldline hat sich auf die gleichen Themen spezialisiert wie seine bekannteren amerikanischen Wettbewerber. Sein stärker diversifiziertes Geschäftsmodell bedeutet jedoch ein etwas schwächeres Wachstum, das dafür aber um einiges verlässlicher ist.

Die für das Zentrum der Verteidigung ausgewählten Spieler erscheinen uns – zumindest auf den ersten Blick – als klare Sache. Der Versorger RWE aus Essen steht für deutsche Zuverlässigkeit. Ihm zur Seite stellen wir den französischen Bahntechnikkonzern Alstom. Sie sorgen für eine Innenverteidigung in der besten defensiven Tradition beider Länder, man denke nur an Lilian Thuram und Per Mertesacker. Eine deutsch-französische Partnerschaft lag auch deshalb auf der Hand, weil die beiden Länder die stärksten Befürworter des 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbauprogramms der EU sind. Von vielen bewundert werden in dieser Saison aber auch die sich „überlappenden Innenverteidiger“ des englischen Premier-League-Teams Sheffield. Und auch auf dem Kontinent finden vielseitige Defensivspieler zunehmend Anklang. Diese zwei Unternehmen bieten mehr als nur ein Quantum an technischem Können und Wachstumspotenzial. Das erneuerbare Energiengeschäft von RWE wächst rasant und gehört zu den beeindruckendsten rund um den Globus. Alstoms Zielmarkt wiederum erhält aktuell Rückenwind durch staatliche Ausgabenprogramme, die den Schienenverkehr wegen seiner ökologischen Vorteile zunehmend begünstigen.

Mittelfeld

Die Besetzung der Positionen im Mittelfelds fiel uns etwas leichter. Als Spielmacher, der die Fäden zieht und die Mannschaft dirigiert, fiel die Wahl ohne Zögern auf ASML. Das niederländische Unternehmen ist eines der zentralen Glieder der weltweiten Halbleiter-Lieferkette. Das macht es für die wichtigsten Technologietrends der kommenden Jahrzehnte unverzichtbar. Den defensiven Part übernimmt das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk. Jedes Team braucht einen Spieler mit überragender Spielintelligenz. Davon besitzt Novo Nordisk reichlich, hat es doch seit jeher als Weltmarktführer in der Diabetesbehandlung bei jeder wichtigen Therapieform die Nase vorn. Zudem nennt es eines der weltweit stärksten Portfolios mit geistigem Eigentum im Gesundheitssektor sein Eigen.

Italien ist bei großen Turnieren meist ganz vorne mit dabei. Die technische Finesse eines Alessando Del Piero und die innovative Brillanz von Francesco Totti kommen vielleicht am besten in Italiens führender Internetbank Finecobank zum Tragen.  Uns begeistert ihre Widerstandsfähigkeit in der aktuellen Krise. Den Platz auf dem Flügel des Mittelfelds hat sich das Geldhaus jedoch durch sein starkes Wachstum verdient, denn es vergrößert seinen Marktanteil am Internet-Geschäft und entwickelt laufend neue Produkte. Die Schweizer Fußballgeschichte ist vielleicht weniger ruhmreich. Dafür ist die Alpenrepublik in aller Welt als Heimat zahlreicher erstklassiger Unternehmen bekannt. Für die gegenüberliegende Flanke haben wir uns für Partners Group entschieden. Geschwindigkeit und Wachstum durch die nachhaltige Verlagerung hin zu den Private Markets sind die zentralen Stärken dieses Unternehmens, das zu den weltweit erfolgreichsten Marken im Bereich der Private Markets-Anlagen zählt.

Sturm

Diverse großartige Stürmer-Paare haben den Europameisterschaften vergangener Jahre ihren Stempel aufgedrückt. Thierry Henry und David Trezeguet fallen einem da sofort ein. Auch wenn der moderne Fußball zunehmend nur eine Spitze favorisiert, haben wir uns für eine Paarung mit unterschiedlichen, aber sich vielleicht ergänzenden Fähigkeiten entschieden. Spanien spielt seit vielen Jahren in der Top-Liga des europäischen Fußballs. Mit Amadeus, dessen Produkte ein wichtiges Rädchen im Getriebe der Reisebranche sind, haben wir unseren Sturm besetzt. Ähnlich wie Fernando Torres, der nach wenig berauschenden Vereinssaisons bei internationalen Turnieren brillierte, ist Amadeus für seine Fähigkeit bekannt, bestens mit schwierigen Rahmenbedingungen zurechtzukommen. Während das spanische Unternehmen der Joker für ein solches Turnier ist, ist die Deutsche Börse der effizientere, verlässlichere und vielseitigere Stürmer. Ihre wachstumsstarken Geschäftsfelder sorgen für hohe einstellige Zuwachsraten, während die zyklischen Sparten eine willkommene Absicherung gegen höhere Schwankungen und Zinsen bieten und damit gut in unser Portfolio passen. Ein moderner Lukas Podolski eben.“

Quelle: Aberdeen Standard Investments