Ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Nachdem die Konjunkturkomponente des private-wealth-Börsenindikators in der letzten Woche ein Kaufsignal geliefert hatte, erreichten uns viele Nachfragen aus dem Netzwerk. Wie kann es sein, dass sich die Perspektiven in der Industrie verbessern, während die Auftragseingänge – ein wichtiger Frühindikator – deutlich zurückgehen?

Tatsächlich sehen die Auftragseingänge nicht gut aus. Seit Anfang 22 zeigen sie sowohl aus dem Ausland, wie auch aus dem Inland deutlich nach unten. Vor allem real – also beim reinen Volumen – zeigt sich ein deutlicher Einbruch (Grafik unten). Und weil das Volumen mitentscheidend ist für die Auslastung der Kapazitäten und damit zum großen Teil auch für die Gewinnmargen – ist dies eine Entwicklung, die Anlegern Sorge bereiten kann.

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Interessant ist, dass die Aufträge zu jeweiligen Preisen noch einigermaßen stabil sind (Grafik unten). Es gelingt also den Unternehmen bislang offenbar, Preiserhöhungen durchzusetzen.

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Dass sich die schlechte Auftragsentwicklung in der Breite bislang noch nicht negativ auf die Produktion ausgewirkt hat, liegt an der sehr komfortablen Auftragslage in der Industrie (Grafik unten).

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Das Auftragsvolumen hatte sich im Jahr 2021 drastisch erhöht und liegt noch immer rund 25 Prozent über dem „Normalniveau“. Lange Zeit konnte dieser Auftragsberg aufgrund von Materialengpässen und Lieferschwierigkeiten nicht abgetragen werden.

Das ändert sich nun. Seit September letzten Jahres wird der Auftragsbestand abgearbeitet und kompensiert so die schwachen Auftragseingänge.

Dieser Effekt dürfte noch eine Weile tragen. Aber ewig funktioniert das natürlich nicht. Spätestens im Frühjahr/Frühsommer müssten die Auftragseingänge wieder zunehmen, soll eine tiefere Rezession und ein entsprechender Gewinneinbruch bei den Firmen in Deutschland tatsächlich vermieden werden.

Entsprechend gespannt sind wir auf die nächsten Zahlen zu den Auftragseingängen. Bedauerlicherweise werden diese immer erst mit einiger Verzögerung bekanntgegeben. Die Veröffentlichung der Dezemberdaten erfolgt zum Beispiel am 6. Februar. Über die Entwicklung im Januar und Februar wird am 7. März und am 5. April berichtet. Dann sollte beim Auftragsvolumen zumindest eine Stabilisierung sichtbar werden. Die Sache mit der Konjunktur 2023 wird definitiv auch ein Wettlauf mit der Zeit.

Herzlichst,

Ihr

Klaus Meitinger

Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die in private wealth gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.