Kapitalmarktseismograf wird positiver, Konjunkturperspektive weiter kritisch

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Ifo Index Januar2019Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

„die Wahrscheinlichkeitsverteilung der künftigen Börsenentwicklung hat sich gerade grundsätzlich geändert. Zwar sind wir noch weit entfernt von den positiven Werten, die bis Herbst 2018 vorherrschten. Doch der starke Rückgang der Wahrscheinlichkeit für negative Turbulenzen legt eine Erhöhung der Aktienquote nahe“, analysiert Oliver Schlick, der den Kapitalmarktseismografen alle vier Tage neu berechnet.

Wie Sie wissen, unterscheidet der Kapitalmarktseismograf zwischen drei Phasen: "grün" (ruhiger Markt = Kaufen), "gelb" (turbulenter Markt mit positiver Erwartung = Investieren, aber mit Absicherung) und "rot" (turbulenter Markt mit negativer Erwartung = Nicht Investieren).

Im Januar war die Wahrscheinlichkeit für einen Bärenmarkt (Rot) auf über 80 Prozent gestiegen. In den letzten zehn Tagen hat sich diese dann deutlich reduziert. Heute liegt sie nur noch bei 47 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für einen ruhigen, positiven Aktienmarkt („grün, kaufen oder halten“) erreicht wieder 46 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für einen turbulenten, volatilen Markt mit positivem Trend („gelb“) beträgt 7 Prozent.

„Einige wichtige Inputvariablen für unser Modell deuten Entwarnung an“, erklärt Schlick. Dass die US-Notenbank FED ein Ende des Zinserhöhungszyklus avisierte hat die Investoren beruhigt und zu einem deutlichen Rückgang der Volatilitäten geführt. Gleichzeitig gingen auch die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen zurück. „Beides erhöhte die Wahrscheinlichkeit für ruhige Märkte derzeit“, sagt Schlick. 

Komplettentwarnung könne allerdings noch keineswegs gegeben werden. „Die weltweiten Wachstumsaussichten sind einfach zu schwach, um eine Rückkehr zur stabil positiven Anlagetendenz des Jahres 2017 erwarten zu dürfen“, gibt Schlick zu Bedenken. 

Diese grundlegende Skepsis wird durch die Daten zum Weltwirtschaftsklima gestützt, die das Münchner ifo-Institut aktuell veröffentlichte. Dazu befragen die Konjunkturforscher vierteljährlich mehr als 1000 Experten aus 122 Ländern. Das Ergebnis: Die Konjunkturerwartungen stürzten in den letzten drei Quartalen ab und sind nun so negativ wie zum Beginn der Finanzkrise. Insgesamt ist die Weltwirtschaft nur noch einen winzigen Schritt vom Rezessionsquadranten der ifo-Konjunkturuhr entfernt (Grafik).

Fazit:

Der private-wealth-Börsenindikator ist seit Ende Februar 2018 raus aus dem Aktienmarkt. Auslöser damals war der dreimalige Rückgang der ifo-Geschäftserwartungen in der Industrie bei gleichzeitig sehr hoher Bewertung der Aktienmärkte. Seither haben sich die Konjunkturrisiken sukzessive verschärft. Deshalb schlug der Indikator die Minimalgewichtung von Aktien in Höhe von 0 – 30 Prozent des individuell vorgesehenen Aktienanteils vor.

Für die kurzfristige Positionierung innerhalb dieses Korridors nutzen wir die Ergebnisse des Kapitalmarktseismografen. Da sich dieser zuletzt verbesserte, scheint nun eine Aktiengewichtung von 20 Prozent angemessen.

Ihr

Klaus Meitinger

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